Finma-Rüffel und 547-Millionen-Dollar-Zahlung wegen Mosambik-Desaster
Schwarzer Tag für die Credit Suisse

Die Credit Suisse muss gleich zwei Nachrichten verdauen: Die Finma rügt die Bank wegen der Beschattung von Iqbal Khan und in den USA kassiert das Geldhaus eine Mega-Busse.
Publiziert: 20.10.2021 um 09:10 Uhr
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Aktualisiert: 20.10.2021 um 09:50 Uhr

Es ist eine doppelte Ohrfeige für die Credit Suisse. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) stellt in der Untersuchung der Khan-Affäre gravierende Mängel und schwere Aufsichtsrechtsverletzungen fest. Und in den USA muss die Bank 547 Millionen Dollar in einem Vergleich zur Mosambik-Affäre zahlen.

Die Klatsche aus den USA trifft das Portemonnaie, der Schlag der Finma dagegen die Reputation. Die Credit Suisse behauptete zu Beginn der Khan-Affäre, die Observation sei ein Einzelfall. Dann tröpfelten immer neue Informationen an die Öffentlichkeit. Jetzt berichtet die Finma von sieben Fällen, in denen die Grossbank Leute observieren liess – und das alleine im Zeitraum von 2016 bis 2019.

Die Bank agierte dabei ziemlich fahrlässig. Die Kommunikation lief teilweise über externe Kanäle. Klare Verantwortlichkeiten fehlten. Interne Kontrollen? Fehlanzeige.

Credit Suisse: Erlebte einen schwarzen Dienstag.
Foto: keystone-sda.ch
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Observationen verschleiert

Die Art und Weise der Planung und Durchführung der Observationen zeigte erhebliche Mängel in der Corporate Governance der Bank auf, stellt die Finma deshalb fest: «So waren Observationen in den Weisungen der Credit Suisse zwar nicht verboten, aber auch nicht spezifisch geregelt. Entsprechende Risikomanagementprozesse und damit die Einbettung in das interne Kontrollsystem fehlten. In den meisten Fällen wurde formlos und ohne nachvollziehbare Begründung über die Observationen entschieden.»

Es seien keine dokumentierten Abwägungen der mit der Observation zusammenhängenden Risiken vorgenommen worden. Die Reputationsrisiken seien für die Credit Suisse schliesslich eingetreten, als die Affäre aufgeflogen sei und im In- und Ausland zu grossen Schlagzeilen und einer Welle von Kritik geführt habe.

«Schliesslich wurden die Observationen oder deren Hintergründe verschleiert. Entgegen den bankinternen Weisungen wurden etwa externe Kommunikationsmittel (Text-Messaging-Dienste) eingesetzt», schrieb die Finma. Sodann seien Drittanbieter dazwischengeschaltet oder rudimentär gehaltene Rechnungen für angefallene Kosten gestellt und beglichen worden. «In einem Fall wurde eine Rechnung nachträglich abgeändert, um die Kosten für eine Observation zu kaschieren», erklärt die Finanzmarktaufsicht.

Aderlass in den USA

«Im Ergebnis verfügte die Credit Suisse damit im betroffenen Sicherheitsbereich über keine angemessene Organisation im Sinne des Schweizer Bankengesetzes. Sie bot hier im massgeblichen Zeitraum auch keine Gewähr für eine einwandfreie Geschäftstätigkeit», urteilt die Aufsichtsbehörde.

Eine Strafzahlung muss die Bank in dieser Sache nicht leisten. Anders der Fall Mosambik: Hier ist die CS in einen Korruptionsskandal verwickelt. Sie legt die Sache mit einer Vergleichszahlung in Höhe von 547 Millionen Dollar bei. Dafür wird die Strafverfolgung für drei Jahre ausgesetzt.

Konkret zahlen muss die Grossbank fast 475 Millionen Dollar, wie die US-Börsenaufsicht SEC mitteilte. Davon gingen rund 275 Millionen an das US-Justizministerium (Department of Justice) und die SEC «unter Berücksichtigung verschiedener Erleichterungen infolge von Überschneidungen bei den Strafzahlungen», wie die Credit Suisse erklärt.

Minus an der Börse

Zudem bezahlt die Grossbank eine Busse von 200 Millionen Dollar an die britische Finanzmarktaufsicht Financial Conduct Authority (FCA). Darüber hinaus hat die Bank mit der FCA vereinbart, Mosambik Schulden in Höhe von 200 Millionen Dollar zu erlassen.

Konkret ging es um zwei vom Staat Mosambik garantierte Kredite aus dem Jahre 2013 von insgesamt einer Milliarde Dollar an zwei mosambikanische Staatsgesellschaften. Mit diesen Krediten, die fast sechs Prozent des Bruttoinlandproduktes von Mosambik ausmachten, sollten vor allem Küstenwachschiffe sowie eine Thunfischfangflotte finanziert werden. Dabei hat die Grossbank Hinweise auf Zweckentfremdung der Kreditgelder gehabt und schwer gegen die Meldepflicht von Geldwäscherei verstossen.

Unterm Strich bleibt ein riesiger Schaden. Die Quittung folgt an der Börse. Die Titel der Credit Suisse fallen deutlich und sind SMI-Schlusslicht. (ise)

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