Fliegen ohne Bordkarte bald auch in der Schweiz?
Diese Hürden stehen der Gesichtserkennung am Flughafen im Weg

Fliegen ohne Bordkarten und Reisedokumente: Am Flughafen Zayed in Abu Dhabi ist das ab nächstem Jahr Realität. In der Schweiz will der Bundesrat die gesetzlichen Grundlagen schaffen, damit das ebenfalls möglich wird. Es gibt aber Hürden.
Publiziert: 28.08.2024 um 15:10 Uhr
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Aktualisiert: 28.08.2024 um 15:11 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Abu Dhabi Airport nutzt ab 2025 vollständig biometrische Kontrollen
  • Kontrolle der Reisedokumente reduziert sich von 25 auf 7 Sekunden
  • In der Schweiz ist eine Gesetzesänderung in Arbeit, die Flughäfen und Airlines den Einsatz von Gesichtserkennung ermöglichen soll
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Gabriel KnupferRedaktor Wirtschaft

Brauchen wir fürs Fliegen bald keine Bordkarte mehr? Nach dem Willen des Bundesrates sollen Flughäfen und Airlines künftig Gesichtserkennung einsetzen dürfen. Die Landesregierung hat am Mittwoch eine entsprechende Änderung des Luftfahrtgesetzes in die Vernehmlassung geschickt. Die Technologie könnte etwa bei der Gepäckabgabe, beim Check-in, bei der Bordkartenkontrolle oder beim Einsteigen ins Flugzeug eingesetzt werden.

Wie das aussehen könnte, zeigt der Flughafen Zayed im Emirat Abu Dhabi. Ab Anfang 2025 wird jeder Kontrollpunkt an diesem wichtigen Airport mit biometrischen Sensoren ausgestattet sein.

Abu Dhabi wird damit zum ersten Flughafen der Welt, bei dem die Sicherheitskontrolle und das Boarding nur noch mittels Gesichtserkennung funktioniert. Reisende brauchen keine Bordkarte mehr. Die benötigte Zeit für die Kontrolle der Reisedokumente sinkt im Vergleich zur bisherigen Methode von 25 auf sieben Sekunden, berichtet der Sender Euronews.

Der Flughafen von Abu Dhabi stellt nächstes Jahr vollständig auf Gesichtserkennung bei allen Kontrollen um.
Foto: Pius Koller
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Bundesrat verlangt Alternative

Ein komplett biometrischer Flughafen wie in Abu Dhabi scheint in der Schweiz aber noch in weiter Ferne. Anders als in der Hauptstadt der autoritär regierten Vereinigten Arabischen Emirate, muss die Schweiz auch den Bedenken der Bevölkerung Rechnung tragen. So verlangt der Bundesrat, dass Personen, die die Gesichtserkennung ablehnen, als Alternative weiterhin der bisherige Prozess ohne biometrische Daten angeboten werden muss.

Und auch beim Flughafen Zürich ist man noch zurückhaltend: Man «beobachte die Entwicklungen rund um aktuelle Technologietrends im Bereich Biometrie», sagt eine Flughafensprecherin unverbindlich. Denn es ist klar, dass solche Bestrebungen in der Schweiz schwierige Fragen aufwerfen würden.

Der flächendeckende Einsatz von Gesichtserkennung in Flughafenarealen sei «mit hohen Risiken für die Persönlichkeits- und Grundrechte der Betroffenen verbunden», sagt eine Sprecherin des Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten. Es stellt sich die Frage, wie verhindert wird, dass die beschafften Gesichtsdaten auch ausserhalb der Flughafenareale Verwendung finden, merkt sie an.

Passagiere haben Bedenken

Auch in den USA läuft die Einführung von Gesichtserkennung am Flughafen schleppend. Das liegt unter anderem am Widerstand vieler Passagiere. Zwar hielten in einer Umfrage 53 Prozent der Befragten an einem grossen amerikanischen Flughafen eine biometrische Sicherheitskontrolle für eine gute Idee, wie der US-Sender CNBC berichtete. Doch viele Befragte äusserten Bedenken.

Dazu gehören Fragen wie: Welche Daten muss ich bei der biometrischen Erfassung angeben? Und: Werden nach der Registrierung meine Bewegungen auf dem gesamten Flughafen verfolgt? Fragen, denen sich nach dem Gesetzesänderungsvorschlag des Bundesrates bald auch der Flughafen Zürich stellen muss.

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