Flug-Albtraum statt Traumferien
Edelweiss lässt Malediven-Touristen hängen

Mehr als 800 Schweizer Malediven-Touristen hatten jüngst einen bitteren Start in den Traumurlaub: Edelweiss annulliert und verschiebt diverse Flüge. Das Chaos hält noch Monate an. Eine Entschädigung für Betroffene ist nicht in Sicht.
Publiziert: 15.11.2021 um 00:39 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2021 um 08:15 Uhr
Sarah Frattaroli

Es sollte ein Traumurlaub unter Palmen werden, eine kurze Flucht aus dem nebligen Herbstwetter: Blick-Leser Andreas Züger (50) aus Brunnen SZ bucht für Anfang November einen Trip auf die Malediven. Direktflug ab Zürich, Sitzplatz mit extra Beinfreiheit, um entspannt in die Ferien zu starten.

Es kam anders: Drei Tage vor Abflug erhält Züger von seinem Reisebüro die Hiobsbotschaft. Sein Edelweiss-Flug ist gestrichen worden. «Von Edelweiss fand überhaupt keine Kommunikation statt», bemängelt Züger. «Zum Glück hat mein Reisebüro für mich die Umbuchung übernommen.»

Suche nach FFP2-Masken unter Palmen

Züger wird auf einen Flug mit Qatar Airways umgebucht, Umsteigen in Doha inklusive. Extra Beinfreiheit? Fehlanzeige. «Ich hatte mich bewusst für den teureren Direktflug und die bessere Sitzplatzkategorie entschieden. Das ist alles gestrichen worden!»

Andreas Züger (50) reiste Anfang November auf die Malediven.
Foto: Zvg
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Auf dem Heimweg dann dasselbe Spiel: Kurz vor Abflug erhält Züger eine SMS-Nachricht, dass sein Edelweiss-Flug gestrichen wurde. «Mir wurde gesagt, ich solle mein Reisebüro anrufen und die Umbuchung dort organisieren», erzählt Züger. «Zu telefonieren, war aber wirklich umständlich für mich, schliesslich war ich auf den Malediven.»

Sein Reisebüro organisiert für Züger einen Ersatzflug mit Austrian Airlines. Der Haken: Anders als Edelweiss verlangt Austrian an Bord FFP2-Masken. «Versuchen Sie das mal auf den Malediven aufzutreiben innert zwei Tagen!», echauffiert sich Züger. An Bord trifft er andere Schweizer Touristen, die ebenfalls kurzfristig umbuchen mussten. «Sie waren ähnlich begeistert wie ich», meint er ironisch.

Hunderte Malediven-Reisende betroffen

Edelweiss-Sprecher Andreas Meier bestätigt, dass im November mehrere Malediven-Flüge storniert wurden. Über 800 Passagiere waren betroffen. «Der Grund war eine Kapazitätsreduktion am Malé International Airport.» Will heissen: Die Edelweiss-Flieger hatten keine Landeerlaubnis!

Auf den Malediven sollen Starts und Landungen nicht mehr so eng getaktet sein, der Flugbetrieb damit pünktlicher werden. Betroffen sind neben Edelweiss auch andere Fluggesellschaften.

Dass Edelweiss die Passagiere hängen lässt, bestreitet die Airline aber. «Die Passagiere werden von Edelweiss aktiv umgebucht und umgehend kontaktiert.» Anders nur bei jenen, die wie Andreas Züger übers Reisebüro gebucht haben. In diesem Fall findet die Umbuchung und Kommunikation übers Reisebüro statt.

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Flug-Chaos hält noch Monate an

Das Chaos in der Traumdestination hält an. «Edelweiss kann im Winter die Flüge nach Malé am Montag und Donnerstag nicht mehr wie geplant durchführen», schreibt die Airline. Sämtliche Flüge werden auf Sonntag und Freitag verschoben. Am Freitag legt das Flugzeug unterwegs einen Zwischenhalt in der sri-lankischen Hauptstadt Colombo ein.

Das wirbelt auch den restlichen Edelweiss-Flugplan durcheinander, schliesslich sind die Flugzeuge plötzlich an anderen Tagen besetzt als ursprünglich geplant. Daher werden über den Winter auch die Edelweiss-Flüge zum Kilimandscharo, nach Sansibar, Kapstadt und Sri Lanka verschoben.

Edelweiss verhehlt nicht, dass sie darüber wenig begeistert ist. Die Anpassung sei «überraschend» gekommen. «Trotz Intervention, auch auf politischer Ebene, war es uns nicht möglich, eine andere Lösung zu finden. Wir bedauern die dadurch notwendig gewordenen Flugplananpassungen ausserordentlich», wird Patrick Heymann, Chief Commercial Officer von Edelweiss, in einem Statement zitiert.

Edelweiss sei sich bewusst, dass «solche Änderungen für unsere Gäste Unannehmlichkeiten bedeuten können», heisst es weiter. Für genau diese Unannehmlichkeiten hofft Andreas Züger nun auf eine Rückerstattung. «Zumindest mein Aufpreis für die extra Beinfreiheit sollte zurückerstattet werden», fordert er. Er hat schon ein Reklamationsschreiben an Edelweiss geschickt.

Gegenüber Blick stellt Edelweiss klar: Züger erhält nur den Aufpreis für seinen teureren Sitzplatz zurückerstattet. Für die längere Reisezeit und das Umsteigen hingegen steht ihm kein Geld zu. Schliesslich sei Edelweiss ihrer Beförderungspflicht nachgekommen und habe Züger ans Ziel gebracht – wenn auch auf Umwegen.

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