Zum Spottpreis
Domino's Pizza an neuen Besitzer verscherbelt

Zwei Jahre lang suchte der britische Domino's-Pizzariese einen Abnehmer für seine 20 Schweizer Filialen. Jetzt ist der Deal über die Bühne – für ein Sackgeld.
Publiziert: 11.08.2021 um 00:47 Uhr
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Aktualisiert: 11.08.2021 um 09:27 Uhr
Marc Iseli

Dicker Boden, amerikanischer Biss, viel Käse: Das sind die Pizzen von Domino's. 20 Läden zählt die Kette in der Schweiz. Jetzt sind sie verkauft. Für ein Handgeld, wie Unterlagen zeigen. 300'000 Franken kriegte das britische Unternehmen für das Filialnetz in der Schweiz.

Zum Vergleich: Alleine die Renovation des Restaurants am Basler Spalenring und der Ersatz von 120 Elektrorollern kostete Domino's vor zwei Jahren knapp 4 Millionen Franken.

Es ist das finale Kapitel in einem jahrelangen Ringen um Profitabilität. Die Briten wollten Dieci als Nummer eins im Schweizer Liefermarkt entthronen. Die Vision: 50 Betriebe und 800 Angestellte im Jahr 2022.

Domino's in der Schweiz: 20 Filialen gibt es.
Foto: Youtube
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Rote Zahlen

Stattdessen kämpfte die Firma Jahr für Jahr mit einem Millionendefizit. Die Zahlen waren so rot wie die Tomatensauce auf der Pizza. 2019, im Jahr vor Corona, summierte sich das Loch auf umgerechnet fast sieben Millionen Franken – bei einem Umsatz von etwas mehr als 26 Millionen Franken.

Die Pandemie hat Schub gebracht. Aber nicht genug. Auch im Corona-Jahr resultiere ein siebenstelliger Verlust. Das Minus summiert sich auf umgerechnet fast zwei Millionen Franken – bei einem Umsatz von knapp über 28 Millionen Franken.

In der Westschweiz machte die Firma sogar Schlagzeilen mit Entlassungen kurz nach dem ersten Lockdown. Domino's zahlte deswegen eine Entschädigung an 15 Personen, wie die Unia-Zeitung «Work» berichtete. 1250 Franken pro Person plus 125 Franken pro Dienstjahr.

Fokus auf Grossbritannien

Noch schlimmer aber wiegt ein Zwischenfall in Winterthur ZH, der für nationale Schlagzeilen sorgte. Ein Kurier belästigte Kunden und kontaktierte sie privat. Die Kunden waren minderjährig, der Angestellte erhielt die Kündigung.

Und wie geht es jetzt weiter? Wer hat sich überhaupt an den defizitären Domino's-Ableger gewagt – für den Preis von knapp 22'000 Standard-Pizzen? Eine Anfrage von Blick bei der Zentrale in Glattbrugg ZH bringt keine Klärung. Es würden «keine Angaben zur Käuferschaft» gemacht, heisst es. Der bisherige Besitzer aus Grossbritannien versichert aber, dass die Filialen weiter als Domino's firmieren würden.

Das britische Mutterhaus konzentriert sich jetzt voll auf den Heimmarkt, wo sie eine Wucht sind. Über 1000 Läden in Grossbritannien und Irland werden unter der Marke betrieben. Der Jahresumsatz geht gegen zwei Milliarden Franken. Alles hochprofitabel. Der Gewinn in den ersten sechs Monaten 2021: über 80 Millionen Franken.

Die Briten sind also froh, das Schweizer Verlustgeschäft los zu sein. Auch wenn sie dafür nur einen symbolischen Preis lösen konnten. Sie verkauften auch schon ihre Aktivitäten in Skandinavien für einen Apfel und ein Ei. Für den Schweizer Arm suchten sie zwei Jahre lang nach einem Käufer. Domino's Schweiz steht seit 2019 im Schaufenster.

Die Ambitionen für die Zukunft sind unbekannt. Aber Domino's sucht aktuell weiter nach Personal, wie diverse Inserate auf der Webseite zeigen. Die Pizza-Kette braucht unter anderem Kuriere und eine HR-Spezialistin. Um ein neues Kapitel zu schreiben. Ein von London unabhängiges. Und eines mit schwarzen Zahlen.

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