Gewerkschaft wehrt sich nicht gegen obligatorische Spritze
Werden Ungeimpfte bei der Swiss nun entlassen?

Die Swiss wird ab Mitte November für das «gesamte fliegende Personal» die Impfpflicht einführen. So soll ein geordneter Flugbetrieb sichergestellt werden. Die Gewerkschaft des Kabinenpersonals zeigt Verständnis für den Schritt.
Publiziert: 24.08.2021 um 17:13 Uhr
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Aktualisiert: 25.08.2021 um 08:53 Uhr
Patrik Berger und Sarah Frattaroli

Die Swiss wird aus «operationellen und fürsorgerischen Gründen» ein Covid-19-Impfobligatorium ab Mitte November für das gesamte fliegende Personal einführen. Das schrieb die Airline am Dienstag in einer Mitteilung.

Der Grund: Die weltweiten länderspezifischen Einreisebestimmungen, die zunehmend eine Impfpflicht auch für Crews verlangen. Als erste Destination im Swiss-Streckennetz verlangt Hong Kong ab sofort von Besatzungen aus gewissen Staaten einen Impfnachweis, so auch für Flüge ab der Schweiz.

Komplexe Einsatzplanung

Die unterschiedliche Handhabung geimpfter und ungeimpfter Besatzungsmitglieder und die damit verbundene hohe Komplexität der Einsatzplanung hätten zur Folge, dass auf lange Sicht kein geordneter Flugbetrieb mehr sichergestellt werden könnte, so die Swiss weiter.

Hintergrund sind die Bestimmungen der Swiss-Destinationen, darunter Hongkon. Eine Boeing 777-300 am Flughafen Zürich.
Foto: Keystone
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Dieter Vranckx, CEO von Swiss: «Um auch in Zukunft unser weltweites Streckennetz aufrechterhalten zu können und unserer Fürsorgepflicht gegenüber unseren Mitarbeitenden nachzukommen, ist es wichtig, die notwendigen Schritte jetzt einzuleiten.»

GAV lässt Impfpflicht zu

Ist eine Impfpflicht überhaupt zulässig? In den Augen der Lufthansa-Tochter ja. Die Swiss stützt sich auf die entsprechenden Klauseln in den Gesamtarbeitsverträgen des Cockpit- und Kabinenpersonals, welche eine solche Massnahme unter diesen Umständen vorsehen.

Im April sagte die Airline noch auf Blick-Anfrage: «Es ist nach wie vor keine Impfpflicht für unser fliegendes Personal vorgesehen.» Die Situation sei aber abhängig von der weiteren Entwicklung und müsse stets neu beurteilt werden. Eine Impfpflicht für Flight Attendants und Piloten war im Frühjahr aber nicht vom Tisch: «Es hängt von den Einreisebestimmungen der jeweiligen Länder ab, ob die Flugbesatzung geimpft sein muss.»

Was passiert mit Ungeimpften?

Die Gewerkschaften zeigen Verständnis für den Schritt. Sandrine Nikolic-Fuss, Präsidentin der Gewerkschaft des Kabinenpersonals Kapers, erwartet denn auch keinen Widerstand: «Die Impfpflicht entspricht dem GAV. Wir alle haben das irgendwann unterschrieben. Ich persönlich vor 21 Jahren.»

Die ersten Reaktionen des Personals auf die Impfpflicht seien denn auch positiv ausgefallen, so Nikolic-Fuss. Ganz glücklich mit dem Obligatorium ist sie trotzdem nicht: «Wir hätten uns gewünscht, dass es bei der Freiwilligkeit bleibt. Nichtdestotrotz können wir nachvollziehen, dass die Swiss aus Gründen der Einsetzbarkeit dieses Obligatorium für den Flugdienst ausgesprochen hat.»

Wie es für ungeimpfte Angestellte jetzt weitergeht, ist noch unklar. Was zum Beispiel passiert mit Schwangeren? Oder mit Leuten, die sich aufgrund einer Vorerkrankung nicht impfen lassen können? Werden sie beurlaubt? Oder gar entlassen? Dazu laufen Gespräche, bestätigt Nikolic-Fuss. «Die Diskussion wird nicht leicht sein.» Eine Prognose zum Ausgang will sie nicht abgeben. «Das wäre, als würde ich in eine Kristallkugel schauen.»


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