Funktionieren die alten Selbsttests weiterhin?
Die Corona-Zahlen steigen wieder – was du jetzt wissen musst

Seit vergangener Woche mehren sich die Corona-Fälle wieder. Auch die Hospitalisationen nehmen leicht zu. Blick erklärt dir die aktuelle Situation, die neuen Virusvarianten, und ob alte Selbsttests auch jetzt noch funktionieren.
Publiziert: 02.09.2023 um 01:01 Uhr
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Aktualisiert: 02.09.2023 um 08:13 Uhr

Was muss ich über die neuen Varianten wissen?

Gleich zwei neue Varianten machen den Expertinnen und Experten zu schaffen: Zum einen breitet sich die Omikron-Unterart EG.5, auch Eris genannt, in Europa aus. Sie wurde von der Weltgesundheitsorganisation WHO mittlerweile als «Virusvariante von Interesse» eingestuft und steht seit Mitte August unter erhöhter Beobachtung. EG.5 wurde in der Schweiz erstmals im Februar 2023 entdeckt. Laut BAG gibt es derzeit keine Hinweise, dass EG.5 schwerere Krankheitsverläufe verursacht als die bisherigen Varianten von Omikron.

Bei der zweiten Omikron-Sublinie BA.2.86 tönt es ähnlich: Sie verbreitet sich schnell und wurde innert weniger Tage in sechs Ländern nachgewiesen. Die Fälle geben jedoch ebenfalls keine Indizien, dass sie zu schwereren Krankheitsverläufen führen würde.

Somit sieht das Bundesamt für Gesundheit (BAG) momentan auch keinen Bedarf für erneute, verschärfte Massnahmen. Da die normale Lage herrscht, wäre dies sowieso nicht Sache des Bundes, sondern der Kantone. Auch das wissenschaftliche Beratungsgremium Covid-19, die Nachfolge der Swiss Covid Taskforce, beurteilt die Lage bislang als ungefährlich. Dennoch plädieren einige Expertinnen und Experten, wie etwa Virologin Isabelle Eckerle (42), auf eine erneute Maskenempfehlung im Herbst und Winter.

Die Fallzahlen steigen wieder: Auch neue Coronavarianten tragen dazu bei.
Foto: DUKAS
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Funktionieren alte Selbsttests weiterhin?

Ob die in den Apotheken erhältlichen Corona-Selbsttests auch die neuen Varianten zuverlässig anzeigen, sei in der Verantwortung der Hersteller, teilt die Zulassungsbehörde Swissmedic auf Anfrage von Blick mit. «Sie müssen sicherstellen, dass die Tests innerhalb der angegeben Haltbarkeitsdauer die vorgesehene Leistung erbringen.»

Hersteller Roche zeigt sich auf Anfrage von Blick zuversichtlich, dass ihr Antigen-Selbsttest auch für die neuen Varianten funktioniere. «Es gibt derzeit keine Anzeichen dafür, dass die Zuverlässigkeit unserer Tests beeinträchtigt ist», schreibt der Pharmakonzern auf Anfrage. Dennoch führe das Unternehmen momentan Tests durch, um die Zuverlässigkeit gegen Eris und BA.2.86 zu überprüfen. «Wir erwarten die Ergebnisse in Kürze und werden sie umgehend publizieren.»

Liegen zu Hause noch alte Selbsttest herum, ist jedoch Vorsicht geboten. Denn nach dem Ablaufdatum sollten die Tests nicht mehr verwendet werden. «Es besteht die Möglichkeit, dass sie vermehrt falsche negative Resultate liefern», warnt Swissmedic.

Was bedeuten die neuen Varianten für die Fallzahlen?

Während die Fallzahlen im Juni und Juli auf einem Tiefpunkt waren, steigen sie gemäss BAG-Zahlen seit Anfang August wieder – auch wenn auf sehr tiefem Niveau. Auch die Spitäler bestätigen diesen Trend. Urs Karrer (56), Chefarzt der medizinischen Poliklinik und Infektiologie am Kantonsspital Winterthur, vermutet hinter dem Anstieg zum einen das Ferienende und der Schulbeginn, die wieder zu mehr Kontakt führen.

«Ein zweiter Grund könnte sein, dass das Virus zuvor einige Monate kaum zirkulierte», sagt Karrer zu Blick. «So gibt es nun wieder genügend Personen, deren Immunität gegen das veränderte Virus etwas nachgelassen hat.» Somit würden sie leichter angesteckt.

Gibt es jetzt einen Run auf die Apotheken?

Eine Umfrage bei verschiedenen Schweizer Apotheken zeigt ein unterschiedliches Bild. Die Amavita-Apotheke im Bahnhof Zürich schreibt auf Anfrage: «Die Nachfrage nach Corona-Selbsttests ist seit einigen Tagen markant angestiegen.» Und ergänzt: «Wir verkaufen zwei bis drei Mal mehr Tests als in den letzten Wochen. Die Nachfrage ist ungefähr wie Mitte April und Anfang Mai.» Sie erreiche aber noch nicht die Zahlen vom Dezember und Januar. Eine Apotheke in der Stadt Bern sagt, es habe zwar anfangs Woche ein paar Verkäufe von Corona-Selbsttests gegeben. Jetzt sei das Interesse aber wieder gering.

Was ist mit den Spitälern?

Der Grundtenor ist klar: Auf Anfrage von Blick teilen sowohl die Spitäler im Emmental, das Berner Inselspital, die Zürcher Stadtspitäler sowie die Kantonsspitäler in Winterthur und St. Gallen mit, dass sie momentan keinen Handlungsbedarf sehen. Dennoch bestätigen sie alle eine leichte Zunahme bei den Hospitalisationen. Es seien jedoch mehrheitlich immungeschwächte Patientinnen und Patienten, teilt das Inselspital Bern mit.

Zudem: «Auch eine allfällige weitere Zunahme der Patientenzahlen wäre momentan problemlos zu bewältigen», schreibt etwa das Kantonsspital St. Gallen. Ähnlich tönt es aus den Zürcher Stadtspitälern Triemli und Waid: Würde sich die Situation ändern, könne auf die Expertise und Erfahrung der letzten Jahre zurückgegriffen werden.

Gemäss Urs Karrer könnte dies bereits im Herbst der Fall sein: «Wir sind darauf vorbereitet, dass es dann zeitweise wieder zu einer relevanten Zunahme der Patientinnen und Patienten kommen wird, die mit oder wegen Covid und anderen Atemwegsinfektionen im Spital behandelt werden müssen», sagt der Winterthurer Chefarzt. «Für die Spitäler wird es sicher hilfreich sein, wenn sich jene Personen mit einem Risiko für eine schwere Erkrankung gemäss kommender BAG-Empfehlung gegen Covid und die Grippe impfen lassen.»

Gemäss dem BAG soll diese Impf-Empfehlung bereits in wenigen Wochen folgen.

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