Gopfried Stutz
Pensionskassen: Finger weg von Wirtschaftsförderung

Die Pensionskassen sind dazu da, unser Erspartes zinsbringend und sicher anzulegen. Es ist nicht ihre Aufgabe, Wirtschaftsförderung zu betreiben.
Publiziert: 25.06.2017 um 23:38 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:15 Uhr
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Claude ChatelainKolumnist und Wirtschafts-Publizist

Hans Hess kämpft schon lange vergebens dafür, dass nur ein einziges Prozent der Pensionskassengelder mit etwas mehr Risiko angelegt werden kann: zur Finanzierung von Start-ups oder KMU mit soliden Geschäftsplänen. Das sagte der Swissmem-Präsident im SonntagsBlick vom vergangenen Sonntag.

Hoffentlich kämpft Hans Hess weiterhin vergebens dafür. Ihm dürfte das Debakel der Bernischen Lehrerversicherungskasse (BLVK) entgangen sein, einer der grössten und für alle Beteiligten teuersten Pensionskassenskandale der Schweiz. Mit der Unterstützung linker Kreise sagten die Verantwortlichen in den Neunzigerjahren, dass es die Aufgabe öffentlich-rechtlicher Pensionskassen sei, Wirtschaftsförderung zu betreiben und in Start-ups zu investieren.

Doch wenn eine Kasse auch nur einen kleinen Teil ihres Milliardenvermögens in Start-ups investiert, ist sie schnell mal Mehrheitsaktionär. Dann fühlt sich ein Pen­sionskassenverwalter dazu berufen, im betreffenden Verwaltungsrat Einsitz zu nehmen, um zum Rechten zu schauen. So geschehen bei der BLVK, die unter anderem in Sarner Cristal und Kieser Training investierte. Der damalige und später in Ungnade gefallene Pensionskassendirektor Hans-Peter Sieber schaute bei Sarner Cristal nicht nur zum Rechten, sondern präsidierte sogar den Verwaltungsrat. Die Misswirtschaft und die damit verbundenen Verluste der BLVK gingen so weit, dass der bernische Grosse Rat eine PUK einberief.

Die Pensionskassen sind dazu da, unser Erspartes zinsbringend und sicher anzulegen. Es ist nicht ihre Aufgabe, Wirtschaftsförderung zu betreiben. Vorsorgeeinrichtungen werden schon heute mit zig sachfremden Aufgaben belastet. Das Investieren in Start-ups ist heikel und erfordert profunde Kenntnisse. Also müssten die Pensionskassen eigens Experten anstellen, welche in der Lage sind, das Risiko solcher Investments zu überprüfen und die Solidität der Geschäftspläne zu begutachten. Oder sie müssten die Expertisen auswärts machen lassen. Das würde den Verwaltungsaufwand nur weiter erhöhen. Beratungsfirmen lecken sich schon die Finger, wenn sich abzeichnet, dass Vorsorgeeinrichtungen hier ein Beratungsdefizit aufweisen.

Ich wollte von Dieter Stohler wissen, was er von dieser Chose hält. Er ist Chef der Bundespensionskasse Pub­lica. Wenig überraschend lehnt auch Stohler ein «verbindliches Engagement» in Start-ups ab. Er meint ausdrücklich «verbindlich», was eben heisst, dass es in gewissen Fällen durchaus sinnvoll sein kann, einen Teil des Versichertengeldes in Start-ups anzulegen. Ähnlich ist die Haltung des Pensionskassenverbandes Asip. Für die Anlagepolitik einer Pensionskasse müssten letztlich einzig und allein Rendite und Risiko entscheidend sein, sagt Direktor Hans-Peter Konrad.

Ich meine: Unser Geld muss in unserem Interesse angelegt werden und nicht im Interesse der Wirtschaft.

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