«Wir befürchten kein Chaos wie im Sommer»
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Swissport hat Hochbetrieb:«Wir befürchten kein Chaos wie im Sommer»

Grosseinsatz von Swissport erspart 90'000 Passagieren pro Tag den befürchteten Ärger
Harte Bodenarbeit für reibungslose Flüge

Die Herbstferien stehen vor der Tür. Das heisst auch: ein Ansturm am Flughafen Zürich. Ein Gepäckchaos wie im Sommer soll es aber nicht mehr geben. Swissport zeigt Blick hinter den Kulissen am Flughafen Zürich, wie sich der Bodenabfertiger vorbereitet hat.
Publiziert: 08.10.2022 um 10:30 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2022 um 15:04 Uhr
Samuel Walder

Koffer packen, in die Ferien fliegen und geniessen. Am Samstag beginnen auch in Kantonen wie Zürich, Thurgau und Wallis die Herbstferien. Viele, die es nun ins Ausland zieht, haben noch unschöne Bilder vom Sommer im Hinterkopf. Haufenweise liegen gebliebene Koffer, Menschenschlangen bis aus dem Flughafen hinaus wie in Amsterdam und verzweifelte Passagiere an grossen Flughäfen Europas.

Zürich kam da noch glimpflich davon. Doch auch hier war das Bodenpersonal teilweise am Anschlag. Die Bodenabfertiger und der Flughafen Zürich seien jetzt aber für die bevorstehende Ferienreisezeit gewappnet, versichert Swissport-Sprecherin Nathalie Berchtold, als sie Blick am Airport in Kloten ZH zu einem Rundgang hinter den Kulissen empfängt.

Ein Wirrwarr aus Rollbändern

Der Flughafen Zürich erwartet in den Herbstferien täglich 90'000 Passagiere. An diesem Mittwochnachmittag herrscht bereits Hochbetrieb. Am Check-in 1 stehen Reisende Schlange, um ihr Gepäck aufzugeben. Die grosse Halle für die Gepäckabfertigung liegt neben der Startbahn, auf der im Zehnminutentakt Flieger landen oder abheben. In der Luft liegt ein leichter Kerosingeruch. Hinter einem grossen Tor verbirgt sich das ausgeklügelte System der Kofferverteilung.

Beim Bodenabfertiger Swissport geht man von einer im Vergleich zum Sommer ruhigen Herbstreisezeit aus.
Foto: Zamir Loshi
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Hier herrscht ein Auf und Ab aus Rollbändern – überall stehen voll beladene Wagen bereit, um im Schnitt 23'000 Koffer täglich an den Zielort zu verfrachten. Hektik unter den Angestellten ist deswegen keine auszumachen. «Jeder Zettel, der beim Einchecken an den Koffer geklebt worden ist, wird von Kameras automatisch auf dem Rollband gescannt und anschliessend zum richtigen Mitarbeiter gebracht», sagt Berchtold. «Die Mitarbeiter heben die Koffer auf die Gepäckwagen, die dann zu den Flugzeugen fahren.»

500 Tonnen Gepäck an Spitzentagen

Federico Schreiner (44) arbeitet täglich in der Gepäckhalle. «Mir gefällt die Schichtarbeit», sagt der Vater zweier Kinder, der so den Familienalltag besser organisieren kann. «Wenn viel läuft, ist es aber anstrengend. Im Sommer hatten wir viel zu tun, und die Tage waren lang», erinnert sich Schreiner. Jetzt im Herbst sei es ruhiger. Er hofft, dass die Ferienzeit ebenfalls nicht zu hektisch wird. Ein Kollege klopft Schreiner beim Vorbeilaufen auf die Schulter: «Er ist der beste Mitarbeiter. Ohne ihn geht nichts.»

Ordnung in der Gepäckhalle ist das A und O. «Hier werden alle Koffer für Abflüge und für Weiterflüge geordnet», sagt Bruno Aschwanden (51), Verantwortlicher für Gepäck und Flugzeugabfertigung. «In der Ferienzeit verladen wir bis zu 30'000 Koffer. Das entspricht einem Ladegewicht von 500 Tonnen pro Tag.»

Die Gepäckwagen mit den Koffern müssen vor dem Verladen noch über eine Waage fahren. So weiss der Supervisor beim Verladen genau, wie er das Gewicht im Flugzeug verteilen müsse, sagt Aschwanden.

«Wir konnten durch den turbulenten Sommer viel lernen»

Eine Edelweiss-Maschine steht mit offener Ladeklappe bereit. «Etwa zwei Tonnen Gepäck werden in einen Flieger verladen», sagt Aschwanden. Es komme aber auf den Flugzeugtyp an, wie viel tatsächlich hineinpasse. Nach einer Weile schliesst der Supervisor die Luke und das Push-out folgt. Dabei schiebt ein Fahrzeug das Flugzeug aufs Rollfeld. Doch Swissport bleibt auch für das Gepäck verantwortlich, wenn es auf Reisen ist.

«Wenn ein Gepäckstück verloren geht, ist das «Lost and Found» zuständig», sagt Swissport-Sprecherin Berchtold. Gleich bei der Gepäckausgabe 2 ist der Schalter für verlorene Gepäckstücke. Nicole Widmer (31), Teammanagerin Arrival Service: «Wir konnten durch den turbulenten Sommer viel lernen und jetzt vieles verbessern.» Zum Beispiel durch mehr Back-up-Personal, das auf Abruf bereitsteht und bei einem möglichen Grossandrang aushelfen soll. «Die Systeme beim Gepäckverladen und weitere Hintergrundabläufe wurden optimiert», erklärt Widmer weiter.

«Die Leute werden ungeduldig und emotional»

Sie ist zuversichtlich für den Herbst: «Wir gehen nicht davon aus, dass es wieder zu einem Chaos kommt. Bereits im August hat die Anzahl Flughafenbesucher und so auch die Zahl der vermissten Gepäckstücke abgenommen.» Obwohl der August der strengste Monat sei. «Darum gehen wir von einem ruhigen Oktober aus und hoffen, dass die Herbstferien für alle entspannt verlaufen.»

Marco Münger (28) arbeitet beim «Lost and Found» am Flughafen. «Ich liebe den Kontakt mit Menschen. Man lernt so viele Kulturen kennen und hat jeden Tag einen spannenden Austausch.» Sein Job sei aber nicht immer ein Zuckerschlecken. «Wenn ein Koffer fehlt, werden die Leute ungeduldig und emotional. Da muss man einfach Ruhe bewahren», sagt Münger.

Dennoch wird neues Personal benötigt

Das ist ein gutes Stichwort für Sprecherin Berchtold. Sie weiss: «Es wird dieser Tage zu Spitzenzahlen kommen, trotzdem erwarten wir keine Rekorde. Es werden nicht mehr Menschen reisen als vor der Pandemie.»

Von Personalmangel ist nun keine Rede mehr. Swissport hat vermehrt Leute eingestellt. «Wir haben genug Personal an den einzelnen Posten und auf dem ganzen Flughafen. Dennoch bauen wir unser Personal weiter aus, um auch in Spitzenzeiten flexibler zu sein.» Solche Worte dürften die Ferienreisenden gerne hören.

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