Grosser Immobilien-Report
Wo Wohnungen leer stehen und Mieten sinken

Das Immo-Monitoring von Wüest Partner zeigt: Auch 2019 steigt der Leerstand weiter an. Dabei könnte die Nachfrage nach Wohnraum in der Schweiz gedeckt werden. Das Problem: Gebaut wird in den falschen Regionen.
Publiziert: 24.10.2018 um 16:52 Uhr
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Aktualisiert: 05.12.2018 um 11:21 Uhr
Maren Meyer

Die Leerstandsquote ist ein allgegenwärtiges Thema auf dem Schweizer Immobilienmarkt. In den letzten zehn Jahren kletterte sie unaufhörlich. Auch 2019 wird diese Entwicklung weitergehen. Zu diesem Ergebnis kommt die Immobilienberatungsfirma Wüest Partner in einer aktuellen Untersuchung.

Bezeichnend dabei ist: In vielen Regionen wird weiter fleissig gebaut, obwohl bereits ein überdurchschnittlich hoher Leerstand an Mietwohnungen herrscht. Das zeigt ein Blick auf die 70 bevölkerungsstärksten Regionen. Betrachtet wurden die Veränderungen zwischen dem zweiten Quartal 2016, 2017 und 2018.

Oberaargau schwingt obenaus

Weit vorne mit dabei ist der Oberaargau. Trotz einer Leerstandsquote von 9,9 Prozent liegt die Veränderung für Neubaubewilligungen bei 94,3 Prozent. Das heisst: Es wird immer mehr gebaut, obwohl zig Wohnungen unvermietet leer stehen.

Eine ähnliche Situation zeigt sich in Olten SO. Bei einer Leerstandsquote von 6,9 Prozent bei Mietwohnungen liegt die Veränderung bei Neubauten bei 64,9 Prozent – auch hier wird überdurchschnittlich viel gebaut. In den Regionen Brugg-Zurzach AG, Mendrisio TI oder Erlach-Seeland BE stehen Leerstand und Neubautätigkeit ebenfalls in keinem Verhältnis.

Bauboom erreicht die Städte

Über 72'000 leer stehende Wohnungen zählte das Bundesamt für Statistik per Juni 2018 – der Höchstwert auf dem Schweizer Immobilienmarkt in den letzten 20 Jahren. Ende 2018 dürfte es für rund 31'000 Wohnungen davon auch mittelfristig keine Nachfra­ge geben. 

Dabei wäre es theoretisch durchaus möglich, die Nachfrage mit den bestehenden Neubauten zu decken, sagt Patrick Schnorf, Partner bei Wüest Partner. Das Problem: Gebaut werde in den falschen Regionen. Denn die grösste Nachfrage herrscht in den Städten. 

Doch es zeichnet sich eine Trendwende ab: Langsam wird in der Nähe von Grosszentren vermehrt gebaut. In Städten wie Zürich, Genf oder Lausanne herrsche wie gehabt eine Übernachfrage an Wohnraum, der nicht gedeckt würde. Dass nun vermehrt im Stadtumfeld gebaut werde, sei ein gutes Zeichen für Mieter und Vermieter, erklärt Immobilien-Experte Schnorf.

Gefragte Kleinwohnungen, beliebtes Wohneigentum

Tief ist der Leerstand hingegen bei Kleinwohnungen. In den letzten zehn Jahren haben sich die Wohnbedürfnisse verändert und der Wohnungsbau gleich mit: Im Schnitt sind neue Wohnungen heute knapp 20 Quadratmeter kleiner als damals.

Ungebrochen ist das Interesse an Wohneigentum, besonders an Eigentumswohnungen. Trotz der grossen Nachfrage sinken laut Wüest Partner derzeit die Preis­niveaus bei den inserierten Liegenschaften. «Es sind mittlerweile vor allem einfachere Wohnungen im Angebot, was zu leicht sinkenden Angebotspreisen geführt haben dürfte», sagt Schnorf.

Ebenfalls beliebt sind Einfamilienhäu­ser – hier ist ein deutlicher Nachfrageüberhang auszumachen. Der Grund: Der Schweizer Wirtschaft geht es gut, die Arbeitslosigkeit ist niedrig, und die Löhne sowie das Vermögen der Schweizer sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestie­gen.

Trotz grosser Nachfrage fehlt vor allem in den Kan­tonen Zug, Zürich, Basel­-Stadt, Schwyz und Luzern das Angebot. Und aufgrund der dort weiter sinkenden Neubautätigkeit wird sich das vorerst auch nicht ändern.

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