Grübel warnt die Credit Suisse
«Dealer setzen auf sinkende Kurse»

Oswald Grübel kennt die Credit Suisse wie kein Zweiter. Der Ex-Chef macht sich Sorgen um die Zukunft der Grossbank. Und kritisiert deren Kommunikation.
Publiziert: 29.09.2022 um 18:29 Uhr

Die Credit Suisse kommt nicht zur Ruhe, obwohl die Spitze um Präsident Axel Lehmann (63) und Konzernchef Ulrich Körner (59) alles versucht, um Investoren, Angestellte und Kunden zu beruhigen. Der Kurs der CS-Aktie taucht seit Tagen immer wieder unter die Marke von 4 Franken. 10 Milliarden Franken ist die Bank noch wert.

Ex-Chef Oswald Grübel (78) sieht angesichts der Kursturbulenzen Spekulanten am Werk, wie er der «Handelszeitung» sagt: «Ich höre, Shortseller drücken die Kurse.» Oder anders formuliert: Dealer setzen auf sinkende Aktienkurse. Das ist risikoreich, doch wenn die Strategie aufgeht, winken hohe Renditen.

So gehen die Dealer vor

Vereinfacht gesagt leiht sich ein Anleger in diesem Fall eine CS-Aktie von einem anderen Marktteilnehmer aus und bezahlt dafür eine Gebühr. Der Anleger geht davon aus, dass die CS-Aktie an Wert verliert – und verkauft die geliehene Aktie deshalb, beispielsweise zu 4 Franken.

Oswald Grübel zur CS: «Eine Kapitalerhöhung bei diesem Aktienkurs sollte man nicht machen.»
Foto: Keystone
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Bevor er die Aktie an den Besitzer zurückgeben muss, kauft er sie zurück – zu einem tieferen Preis, da der Aktienkurs in der Zwischenzeit gefallen ist. Er bezahlt jetzt beispielsweise noch 3,80 Franken für die Aktie. Er hat damit einen Gewinn von 20 Rappen gemacht, wovon allerdings noch die Leihgebühren abgezogen werden.

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Grübel war von 2003 bis 2007 CEO der Credit Suisse. 2009 bis 2011 führte er die UBS – und ist damit der Einzige, der beide Grossbanken geleitet hat. «Es wird sehr viel Unsinn verbreitet», sagt er der «Handelszeitung» über die aktuellen Schlagzeilen zur Credit Suisse. Und ist überzeugt: «Die Credit Suisse sollte besser kommunizieren. Es kann nur noch besser werden!»

Kapitalerhöhung macht keinen Sinn

Die Nervosität bleibt gross. Zuletzt berichtete Reuters, die Bank sei im Gespräch mit Grossinvestoren über eine Kapitalerhöhung. Das hatte Folgen: Der Kurs brach um 12 Prozent ein. Oswald Grübel rät von diesem Schritt ab: «Eine Kapitalerhöhung bei diesem Aktienkurs sollte man nicht machen.» Sie sorge nur für Unsicherheit und Unmut bei den Altaktionären.

Die Neuausrichtung der Bank wird wohl nicht ohne grossen Stellenabbau stattfinden. Von 3000 bis 5000 Jobs ist die Rede, also etwa ein Zehntel der Belegschaft. Einzig die Kunden der Schweizer Bank dürfen relativ gelassen in die Zukunft blicken, denn das Geschäft steht solide da. (pbe)

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