Foto: keystone-sda.ch

«Häufiges Halten verlangsamt System»
Schliessung von Bahnhöfen ist für SBB-Ducrot kein Tabu mehr

Vincent Ducrot, Chef der SBB, fordert eine Diskussion über die Prioritäten der Bahn. Häufiges Halten der Züge verlangsame das System und fresse Kapazität. Die Politik solle sich mehr auf das Angebot für Reisende fokussieren als auf die Infrastruktur.
Publiziert: 15.09.2024 um 05:30 Uhr
|
Aktualisiert: 15.09.2024 um 12:38 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • SBB-Chef schliesst langfristige Bahnhofsschliessungen nicht aus
  • Mobilität wird sich langfristig verändern, Prioritäten müssen gesetzt werden
  • Halbstundentakt zwischen Bern und Luzern erst ab 2035 möglich
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
sda-logo_g.jpeg
SDASchweizerische Depeschenagentur

SBB-Chef Vincent Ducrot hat langfristig die Schliessung von Bahnhöfen nicht ausgeschlossen. «Kurzfristig ist das kein Thema», sagte Durcot in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag». Es sei noch zu früh, um zu sagen, welche Bahnhöfe von Änderungen betroffen sein könnten, sagte Ducrot im am Sonntag veröffentlichten Interview. «Das werden künftige Generationen entscheiden müssen.»

Auch von allenfalls geschlossenen Bahnhöfen werde es weiterhin öffentliche Verkehrsmittel geben. Bahnhöfe, die kürzlich saniert wurden oder noch saniert werden, «bleiben sicher für die nächsten 30 Jahre bestehen», sagte der SBB-Chef.

Langfristige Veränderungen

Für ihn steht fest, dass sich die Mobilität langfristig verändern wird. Bereits in der Vergangenheit hatte Ducrot eine Diskussion darüber gefordert, ob die SBB künftig auch an kleineren Bahnhöfen halten sollen. Die SBB müssen Prioritäten setzen. «Das häufige Halten der Züge verlangsamt das System und frisst sehr viel Kapazität des Netzes», sagte er im aktuellen Interview.

Von der Politik forderte Ducrot, sich auf das Angebot für die Reisenden statt auf die Infrastruktur zu fokussieren. Zuerst müsse die Frage geklärt werden, wo es einen dichteren Takt oder eine schnellere Verbindung brauche. «Dann müssen wir schauen, welche Infrastruktur es für welches Angebot braucht.» Ein typisches Beispiel sei der Halbstundentakt zwischen Bern und Luzern. «Den können wir leider nicht vor 2035 einführen, weil die Infrastruktur fehlt.»

Lokale Beanspruchung verringern?

Auch bei der möglichen Schliessung von Bahnhöfen ging Ducrot vom Bedürfnis der Kundschaft aus: Jede Viertelstunde einen Zug, und dafür mit einem Bus zu einer Verkehrsdrehscheibe fahren. «Oder hat der Kunde lieber einen 500 Meter entfernten Bahnhof, von dem aus nur halbstündlich oder stündlich ein Zug fährt?», fragte Durcot. Bereits Anfang Jahr hatte sich Ducrot für einen Viertelstunden-Takt an den Bahnknoten ab 2035 ausgesprochen.

Für die Zukunft wünscht sich der SBB-Chef ein System, das die Bahn weniger lokal beanspruche. Die Bahn sei auf mittlere und lange Distanzen stark, betonte er erneut. «Aber am Schluss entscheidet die Politik.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.