Heissester Job der Schweiz
So kommen Velokuriere unbeschadet durch die Hitze

Bei Temperaturen weit über 30 Grad kommen die Schweizer Velokuriere so richtig ins Schwitzen. Doch sie wissen, wie sie sich abkühlen müssen – und werden auch von den Kunden mit Getränken und Glace unterstützt.
Publiziert: 23.07.2022 um 00:06 Uhr
Patrik Berger

Bei dieser Hitze sind sie weiss Gott nicht zu beneiden: die Hunderte Velokurierinnen und -kuriere, die trotz sengender Sonne und heissen Asphalts durch die Städte des Landes flitzen. Immer auf Zack. Denn jede Minute zählt in diesem umkämpften Business – auch im Hochsommer.

Etwa, wenn Kunden eine Pizza und einen frischen Salat mit Just Eat zum Zmittag ins Büro bestellen. Der Branchenprimus unter den Food-Kurieren hat einen «Action Plan» für Hitzetage. «Wir sensibilisieren unsere Fahrerinnen und Fahrer, vorsichtig zu sein», sagt eine Sprecherin zu Blick. «Wenn sich jemand wegen der hohen Temperaturen nicht wohl fühlt, soll er umgehend eine Pause einlegen.» Bisher sei das aber noch nicht der Fall gewesen.

Zudem erlaube man den Kurieren mehr Pausen, wenn sie diese nötig haben. Trinkwasser wird von Just Eat zur Verfügung gestellt. «Auch in Restaurants haben unsere Kuriere in den vergangenen Hitzetagen immer wieder etwas zu trinken bekommen. Das freut uns sehr», sagt die Sprecherin. Denn: Die Arbeit geht ihnen derzeit nicht aus. «Wir stellen im Zusammenhang mit der Hitze sogar eine leichte Zunahme von Bestellungen fest. Viele Menschen bleiben momentan zu Hause und lassen sich ihr Lieblingsessen liefern.»

Bei dieser Hitze haben Food-Kuriere einen harten Job.
Foto: PD
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«Wir lehnen auch schon mal Aufträge ab»

Auch Velokuriere, die Büros und Labore bedienen, kommen derzeit so richtig ins Schwitzen. «Wir bieten Pausen an in der kühlen Zentrale und achten in der Dispo darauf, dass Personen, die längere Schichten oder Doppelschichten fahren, nicht voll belastet werden und genügend Pause machen», heisst es beim Velokurier Bern.

Lieferungen im Zusammenhang mit medizinischen Notfällen etwa würden nicht warten, nur weil es heiss ist. «Es kann aber sein, dass wir Aufträge ablehnen, um unsere Fahrerinnen und Fahrer zu schützen.» Man stelle isotonische Getränke zur Verfügung. Und: «Grundsätzlich nehmen wir Personen, die sich unwohl fühlen, sofort von der Strasse.»

«Gesundheit hat oberste Priorität»

Auch beim Marktführer Veloblitz in Zürich hat man die Hitze auf dem Radar und schützt die Kuriere. Trinken, trinken, trinken, heisst das Motto. Zudem müsse man den Salzhaushalt durch richtige Nahrungsaufnahme im Auge behalten, sagt ein Sprecher zu Blick. Ganz wichtig: die Sonnencreme!

«Oberste Priorität hat immer die persönliche Gesundheit. Wer eine Pause braucht, der kann Pause machen», sagt er. Die meisten Kuriere würden sich an den zahlreichen Zürcher Brunnen erfrischen. «Zum Glück sind viele unsere Kundinnen und Kunden freundlich und beschenken unsere Kuriere regelmässig mit Erfrischungen. In unserer Zentrale warten zudem regelmässig Glaces zur Erfrischung.» Von übermässigen Tenueerleichterungen rät der Veloblitz-Sprecher allerdings ab. «Die Kleidung stellt einen wichtigen Sonnenschutz dar.»

Zusätzliche Pausen ab 32 Grad

Kuriere und ihre Arbeitgeber haben gemeinsam mit der Gewerkschaft Syndicom einen Gesamtarbeitsvertrag ausgearbeitet. Darin werden die Arbeitgeber bei extremen klimatischen Bedingungen in die Pflicht genommen. «Bei sogenannt schwerer Arbeitsintensität muss beispielsweise ab 32 Grad jeweils nach 45 Minuten eine bezahlte Pause von 15 Minuten am Schatten gemacht werden können», erklärt Gewerkschafter David Roth (37).

Die Arbeitgeber müssten zudem ihre Erwartungen den Bedingungen anpassen. «Dies beginnt in der Disposition und endet bei der Toleranz für Lieferverzögerungen. Da die Arbeit draussen und im Strassenverkehr stattfindet, ist eine erhöhte Vorsicht geboten», sagt er. Denn: Die Unfallgefahr steige sonst beträchtlich.

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