Hochbetrieb an der Fespo
Die Schweizer wollen einfach weg

Endlich wieder reisen: Trotz Inflation und Energiekrise ist die Reiselust bei den Schweizerinnen und Schweizern wieder da. So sehr, dass die Reiseanbieter kaum mehr nachkommen.
Publiziert: 04.02.2023 um 16:33 Uhr
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Aktualisiert: 06.02.2023 um 08:46 Uhr
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

«Schweizer sind im Ferienfieber», titelte der Blick vor einer Woche. Ein Augenschein in den Messehallen in Zürich-Oerlikon aus Anlass der Reisemesse Fespo unterstreicht, wie treffend diese Headline ist.

Zwar sind infolge der Nachwehen der Corona-Pandemie 60 Aussteller weniger als bei der letzten Ausgabe im Jahr 2020 zugegen. Vor allem Aussteller aus den Nachbarländern mussten absagen, infolge der Teuerung oder auch wegen Personalmangels. Beispielsweise ist das Zillertal nicht präsent. Der Schneemangel zu Saisonbeginn hat den Finanzen des österreichischen Feriengebiets zu sehr zugesetzt.

Es ist also geräumiger als auch schon. Immerhin: Dass 32 Aussteller ihren Stand erst im Januar buchten, deutet auf ein explosives Comeback der Reisen hin.

Stephan Amstad (48) ist seit 15 Jahren Messeleiter der Fespo Zürich. Vor dem Blick Café in den Messehallen freut er sich über das zurückgekehrte grosse Interesse an Reisen.
Foto: Jean-Claude Raemy
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Auch der Besucherandrang ist wie in früheren Jahren. Messeleiter Stephan Amstad (48) hofft, total wieder 60'000 Besucherinnen und Besucher empfangen zu können.

Südamerika, Afrika, Asien

Im Rahmen des Aussteller-Aperos im «Blick Café» an der Fespo verrät Amstad, dass das Feedback der Reiseunternehmen sehr gut sei. «Ein Kreuzfahrt-Unternehmen hat direkt an der Messe eine Reise für 50'000 Franken verkauft», erklärt er. Sogar Südsee-Kreuzfahrten, die in wenigen Wochen starten, seien verkauft worden.

Wahnsinnig viel Nachfrage gibt es nebst für Kreuzfahrten Amstad zufolge auch für Afrika, insbesondere Namibia, sowie Süd- und Zentralamerika, wo Costa Rica ein Dauerbrenner ist. Auch Asien ist wieder in der Erfolgsspur: «Am Stand von Japan waren schon am zweiten Messetag alle Kataloge vergriffen.» Die Besucher «reissen sich um Reisen», so Amstad.

Stephan Roemer (59), Inhaber von Tourasia, bestätigt: «Thailand und Indonesien verkaufen sich aktuell noch besser als 2019. Wir können die Nachfrage kaum befriedigen.» Claudio Nauli (52), Geschäftsführer des Afrika-Spezialisten Private Safaris, bestätigt: «Eigentlich könnten wir noch mehr Reisen verkaufen.»

Die Branche kommt kaum nach

Das Problem: Die Anzahl benötigter Flugsitze ist teils noch nicht wieder so hoch wie vor Corona. Dasselbe gilt für die Kapazitäten bei Mietwagen, Motorhomes oder auch Hotelzimmern. Deshalb können nicht alle Reisewünsche befriedigt werden. «Wir können in solchen Fällen aber meistens etwas Höherwertiges verkaufen», sagt Nauli und unterstreicht damit, dass die Schweizer auch bereit sind, für ihre Reisen Geld springen zu lassen.

Die explodierende Reisenachfrage führt auch zu Umwälzungen. Die Malediven, einer der Gewinner der Coronazeit, müssen laut Insidern ihre hohen Preise wohl demnächst nach unten revidieren, weil es nun wieder viele andere Ziele gibt, die frei bereist werden können. Auch das Ferienland Schweiz konnte davon profitieren, dass die eigene Bevölkerung über zwei Jahre lang nur eingeschränkt reisen konnte. Ob ausländische Gäste die nun wieder sinkenden Zahlen von Schweizer Besuchern wettmachen? An der Fespo jedenfalls sind fast keine Schweizer Feriendestinationen präsent.

Überhaupt kein Thema in den Messehallen ist der Ukraine-Krieg. Die Energiekrise indes schon. Gewisse Besucher schränken wegen der höheren Kosten ihre Reisepläne ein. Aber auch Wellnessferien-Anbieter in Europa beispielsweise sind betroffen. Die steigenden Energiekosten führen zu steigenden Angebotspreisen. Das ist nicht gut fürs Geschäft. Manche denken laut Amstad bereits über temporäre Schliessungen nach.

Unter dem Strich überwiegt aber die Zuversicht. Die verbleibenden Probleme sind im Vergleich zu Corona ein Klacks.

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