Humankapital² + Realkapital² = Wohlstand³
Mit dieser Formel geht es uns weiter gut

Wie bleibt die Schweiz ein reiches, glückliches Land? In seinem neusten Buch erklärt Kurt Schiltknecht den Wirtschaftspolitikern, was zu tun ist.
Publiziert: 21.02.2015 um 14:23 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 16:54 Uhr
Von René Lüchinger

Gibt es ein Rezept für Wohlstand? Die Antwort: «Die für die langfristige Schaffung von Wohlstand wichtigen Faktoren sind identifiziert, und man kennt die institutionellen Rahmenbedingungen, die das Wirtschaftswachstum begünstigen.» Und weiter: «Eine gute Wirtschaftspolitik zeichnet sich dadurch aus, dass sie die für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum dominanten Faktoren erkennt und diesen in der Politik entsprechendes Gewicht verleiht.» Der, der dies schreibt, ist Nationalökonom, Sozialdemokrat, Ex-Notenbanker und Volkswirtschafts­professor. Jetzt hat Kurt Schiltknecht ein Buch geschrieben: «Wohlstand – kein Zufall», das als Formel für den Wohlstand gelesen werden kann.

Für Wohlstand muss eine Voraussetzung erfüllt sein. «Die individuellen Einkommen wachsen im Allgemeinen nur dann auf breiter Front, wenn die gesamte Wirtschaft nachhaltig wächst.» Was also ist zu tun? Was nicht? «Kurzfristig können die Einkommen oder Vermögen der Ärmeren durch Umverteilung verbessert werden. Langfristig gibt es jedoch keine Hinweise, dass mit einer grossen Einkommens- und Vermögensumverteilung der Wohlstand der breiten Bevölkerung nachhaltig gesteigert werden könnte. Im Gegenteil: In den Ländern, die auf eine staatliche Umverteilung setzen, ist das Wirtschaftswachstum gering.»

Was dann? «Die Wirtschaftspolitik sollte deshalb in erster Linie auf ein nachhaltiges Wachstum des Volkseinkommens ausgerichtet sein. Insbesondere sollten Wachstum und Qualität des Human- und Realkapitals gefördert werden.» Humankapital: Das bedeutet für Schiltknecht Investitionen in eine breite, qualitativ hochstehende Grundausbildung der Bevölkerung – das beste Instrument zur Bekämpfung von Armut und zur Steigerung von Einkommen.

«Wohlstand – kein Zufall. Die ökonomischen Zusammenhänge» Kurt Schiltknecht
Foto: Illustration: Igor Kravarik

«Sieht man von den Erdöl produzierenden Ländern ab, so zeichnen sich die reichsten Länder durch hervorragende öffentliche Schulen aus», schreibt Schiltknecht, «in denen Leistungen nicht nur gefordert, sondern auch anerkannt werden.» Eine gute Grundausbildung schafft Grundlagen für die Weiterbildung: für Lehrlinge, in Berufsmittel- oder Hochschulen. Und die Vermehrung des

Humankapitals kann durch Anreize gefördert werden. «Hohe Mindestlöhne oder ein bedingungsloses Grundeinkommen stehen jedoch quer zu solchen Bemühungen. Ebenso schädlich ist es, wenn die durch Weiterbildung möglichen höheren Einkommen mit einer progressiven Einkommenssteuer belegt werden. Leistung muss belohnt und gewürdigt werden.»

Ähnliches gilt für das Realkapital. Es wächst, wenn Eigentumsrechte gesichert sind und eine hohe Besteuerung des Kapitals unterbleibt – Letztere wäre nichts anderes als eine Teilverstaatlichung. Schiltknechts Fazit: «Länder mit einer hohen Steuerprogression und mit hohen Einkommens-, Kapital- und Erbschaftssteuern haben sich noch nie als wachstumsstarke Volkswirtschaften hervorgetan.»

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