«Ich bin grosser Achterbahn-Fan»
Die steile Karriere der Krypto-Chefin Sina Meier

Die Chefin von «21Shares»-Schweiz wechselte vom traditionellen Banking in die Bitcoin-Branche. Was ihr an den digitalen Währungen gefällt – und was sie vorsichtigen Anlegerinnen empfiehlt.
Publiziert: 25.06.2024 um 13:35 Uhr
Lynn Scheurer
Lynn Scheurer
Schweizer Illustrierte

Als eine Kollegin ihr empfahl, in die Kryptobranche zu wechseln, war Sina Meiers erster Gedanke: «Oh nein, davon habe ich keine Ahnung!» Zwar ist die 46-Jährige seit Langem im Bankgeschäft und kennt sich mit Investitionen aus – aber Bitcoin und andere sogenannte Kryptowährungen waren für sie Neuland.

«Als Erstes kaufte ich mir selber ein paar Kryptoprodukte – total spannend», erzählt sie und zeigt auf ihrem Handy, wie sich der Kurs ihrer Anlage gerade entwickelt. Sie sei schon immer offen für Neues gewesen, sagt die Finanzexpertin aus Flurlingen ZH. «Mit 14 wusste ich, dass ich zur Bank will. Ich fuhr nach Schaffhausen und hab einfach bei allen Banken am Schalter gefragt, ob sie junge Leute ausbilden.»

Artikel aus der «Schweizer Illustrierten»

Dieser Artikel wurde erstmals in der der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.

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«Ich liebe Farben!»

Mit einer Lehre bei der Schweizerischen Bankgesellschaft begann Sina Meiers Laufbahn in der Finanzwelt, die sie auch zur UBS und ins Welschland führte. Ein Aspekt passte ihr allerdings nie so ganz. «Ich liebe Farben! In diesen eintönigen Zweiteiler, die man in unserer Branche normalerweise trägt, fühlte ich mich nicht wohl.» Seit 2020 ist sie Schweiz-Chefin des Unternehmens «21Shares» – und darf anziehen, was sie will.

«Man sollte Geld investieren, das man nicht gleich morgen wieder braucht», rät Sina Meier.
Foto: Kurt Reichenbach
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«Ich sage, was ich möchte – und was nicht»: Bankerin Sina Meier über ihre Strategie in der Männerwelt.
Foto: Kurt Reichenbach

Das Start-up «21Shares» wurde 2018 in Zürich gegründet und begann mit einer Handvoll Personen in einer Stube. Heute kümmern sich 120 Mitarbeitende um ein Kundenvermögen von knapp sieben Milliarden Franken. «Krypto leicht gemacht» – das ist die Geschäftsidee. Konkret heisst das, dass auch das eigene Grosi in Bitcoin und andere Kryptowährungen investieren können soll.

Der Wert eines Bitcoins schwankt. Allein in diesem Jahr beispielsweise von gut 35'000 Euro auf gut 65'000 Euro. Sina Meier macht das nichts aus. «Ich investiere Geld, dass ich nicht gleich morgen wieder dringend brauche. Mit dem Kurs kann ich deshalb gut umgehen. Und ich habe auf jeden Fall Gewinn gemacht, seit ich in Kryptos investiere.» Ihr sei jedoch bewusst, sagt Meier, dass nicht alle das so locker sehen. «Mein Mami hat mich gefragt, ob sie auch ein wenig in Kryptoprodukte anlegen solle. Da habe ich sie gefragt, ob sie ruhig schläft, wenn sie sieht, dass der Kurs mal runtergeht, bevor er wieder raufgeht.» Sina Meier, «ich bin grosser Achterbahn-Fan», fühlt sich wohl in dieser dynamischen Welt. «Hier geht einfach alles ein bisschen schneller als im traditionellen Bankgeschäft!»

Kaufen und verkaufen wie eine Aktie

Wer Bitcoins kaufen will, macht das normalerweise selbst, mit seinem Computer und einer nicht ganz einfachen Aufbewahrungstechnik. Kauft man über «21Shares», wird einem das technische Handling abgenommen. Den Kundinnen und Kunden werden «Krypto-Boxen» verkauft. «Die kann man im E-Banking kaufen und verkaufen, wie eine Aktie», sagt Sina Meier.

Auf und ab: «Ich fühle mich wohl in dieser dynamischen Branche», sagt Sina Meier.
Foto: Kurt Reichenbach

Sind Kryptos damit vollends im Mainstream angekommen? Bei einer Moneyland-Befragung von 1500 Personen gaben 26 Prozent von ihnen an, Bitcoins zu besitzen. Ein Viertel der Befragten investiert also bereits in Krypto. Im Blick sagt der Moneyland-Experte Dan Urner: «Kryptowährungen sind mittlerweile im Mainstream angekommen. Das macht sie als Geldanlage aber nicht weniger riskant.»

«Noch in den Teenager-Schuhen»

Was sagt Sina Meier zu dieser Einschätzung? «Es ist wichtig, dass Anleger sich der Risiken bewusst sind und mit diesen Preisauschlägen leben können und nur das Geld investieren, welches sie nicht gleich morgen wieder brauchen. Also langfristig investieren.» Gleichzeitig betont Meier aber auch, dass es aus Ihrer Sicht Sinn macht, «eine gewisse Menge an Kryptos in seinem Portfolio zu haben». Das hätten interne Forschungsarbeiten gezeigt.

«Selbst der Bitcoin, die älteste und grösste Krypto, gibt es erst seit gut 15 Jahren – das ist sehr jung. Die Kryptowährungen sind nicht mehr in den Kinder-, aber noch in den Teenager-Schuhen.» Das zeige sich zum Beispiel daran, dass die Markinfrastruktur und die allgemeine Akzeptanz noch nicht überall gleich gross sei wie bei herkömmlichen Investments. «Doch die Schweiz hat bereits eine solide regulatorische Basis geschaffen, die Sicherheit und Vertrauen für Investoren bietet.» Aktuell möchte eine Volksinitiative aus dem Welschland sogar, dass die Schweizerische Nationalbank neu einen Teil ihrer Währungsreserven als Kryptos lagert. Doch Sina Meier ist nicht sicher, ob es dazu wirklich schon kommen wird. «Wir werden sehen, wo die Achterbahnfahrt in den nächsten Jahren hinführt.»

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