«Ich habe Fehler gemacht»
Pierin Vincenz gibt sich am letzten Tag selbstkritisch

Noch einmal hatte Pierin Vincenz am letzten Prozesstag einen grossen Auftritt. Er gab mehrere Fehler zu. Blick erklärt, was am achten und letzten Tag des Wirtschaftsprozesses des Jahrzehnts gelaufen ist.
Publiziert: 22.03.2022 um 18:01 Uhr
Pierin Vincenz verlässt nach Tag acht das Zürcher Volkshaus.
Foto: Philippe Rossier
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Patrik Berger und Fabian Vogt

Pierin Vincenz (65), der Hauptangeklagte des grössten Schweizer Wirtschaftsprozesses des Jahrzehnts, ist zurück. Die letzten beiden Prozesstage vor zwei Wochen hat er geschwänzt. Am Dienstag hört er im Theatersaal des Zürcher Volkshauses nun wieder interessiert zu. Nimmt immer wieder einen Schluck aus seiner Cola-Flasche. Schon vor dem Mittag hat er zwei davon getrunken.

Ist Vincenz nervös? Er hätte allen Grund dazu. Denn gegen Ende des Prozesses geht es ans Eingemachte. Vincenz und seinem Mitangeklagten Beat Stocker (61) drohen sechs Jahre Haft. Wegen gewerbsmässigem Betrug, Urkundenfälschung, unlauterem Wettbewerb und Veruntreuung. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Vincenz gelangweilt am Handy

Der Vormittag steht ganz im Zeichen von Replik und Duplik. Noch einmal ist von «Aktenverdrehung» und «medialer Vorverurteilung» die Rede. Oder von «heimlichen Beteiligungen». Es ist ein veritables Pingpong der Argumente. Hin und her. Hochspannend für Juristen. Den Laien im Saal wird es zuweilen schwindlig. Ihre Blicke schweifen verzweifelt in die Ferne. Auch Vincenz und sein Anwalt Lorenz Erni (71) tippen gelangweilt auf ihren Handys herum. Die Mittagspause rettet sie schliesslich.

Mehr Fleisch am Knochen und so richtig Pfeffer hat dann das Schlusswort des Hauptangeklagten Pierin Vincenz. «Ich habe es in den letzten 20 Jahren manchmal übertrieben», sagt Vincenz. Und: «Ich bin mir bewusst, dass ich in den 20 Jahren bei Raiffeisen auch Fehler gemacht habe.»

Er versichert dem Gericht aber, nie mit Absicht oder Vorsatz Raiffeisen oder Aduno geschädigt zu haben. «Ich habe all meine Zeit, mein Herzblut in diese Firmen investiert, um mitzuhelfen, dass sie sich positiv am Markt entwickeln können. Es mir wichtig zu erwähnen, dass ich nichts Unrechtmässiges getan habe. Aus diesen Gründen ersuche ich Sie, sehr geehrtes Gericht, um einen Freispruch.»

Stocker verzichtet auf ein letztes Wort

Der andere Hauptangeklagte, Beat Stocker, verzichtet auf ein Schlusswort. Die Urteilseröffnung findet am Mittwoch, 13. April, im Volkshaus Zürich statt.

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