Ikea-Chefin Simona Scarpaleggia über ihre Schweizer Konkurrenz
«Das Verschwinden von Interio ist eine Chance»

An den Interio-Möbelhäusern ist Marktführerin Ikea nicht interessiert. Aber an den Kunden schon. Mit dem Verkauf von Interio dürfte Ikea weiterwachsen, sagt Simona Scarpaleggia (59), Geschäftsführerin Ikea Schweiz, im Interview.
Publiziert: 21.07.2019 um 23:02 Uhr
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Aktualisiert: 01.09.2020 um 18:03 Uhr
Christian Kolbe

Wer sich mit der Ikea-Chefin zum Gespräch über starke Frauen trifft, kommt natürlich auch auf die Möbelbranche zu sprechen. Denn diese schwächelt gerade akut und steht vor grossen Umbrüchen. Die Migros sucht händeringend nach einem Käufer für ihre Interio-Möbelhäuser, die nicht mehr ins Konzept der Detailhändlerin passen.

BLICK: Migros sucht einen Käufer für Interio. Wird sie bei Ikea fündig?
Simona Scarpaleggia: Das steht im Moment nicht zur Debatte. Aber das ist auch ein Zeichen dafür, wie stark sich der Möbelmarkt im Umbruch befindet. Für uns ist das Verschwinden von Interio eine Chance, weitere Marktanteile zu gewinnen.

Wieso bleibt im Möbelmarkt kein Stein auf dem anderen?
Wegen der Digitalisierung. Das hat zunächst einmal zu einer grossen Marktöffnung geführt. Es gibt keine nationalen Möbelmärkte mehr, die Kunden kaufen ihre Möbel von Anbietern in der ganzen Welt. Einzig Zölle schränken das etwas ein, aber sonst hindert die Kunden nichts, Möbel direkt in China oder sonst wo zu kaufen.

«Nein, an den Möbelhäusern von Interio sind wir im Moment nicht interessiert», sagt Simona Scarpaleggia, Chefin Ikea Schweiz im Interview.
Foto: Siggi Bucher
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Haben die Möbelhäuser die Entwicklung verschlafen?
Nicht verschlafen, aber die Kunden waren viel schneller als die Branche. Als die ersten Firmen begannen, digitale Einkaufsplattformen anzubieten, haben die Konsumenten schnell die Vorteile dieser Art des Shoppings entdeckt und diese Vorteile auch bei anderen Unternehmen eingefordert, die noch gar nicht so weit waren. Im Moment hinken wir dem Konsumentenverhalten immer noch hinterher. Um das aufzuholen, braucht es sehr viel Geld und grosse Investitionen.

Auch Ikea hinkt hinterher?
Die Kunden kommen mit ihren Smartphones in unsere Möbelhäuser und vergleichen sofort die Angebote. Unsere Mitarbeiter dagegen können nur auf fix installierte Desktop-Computer zurückgreifen, um die Kunden zu informieren, sind also bei weitem nicht so mobil und flexibel. Diesen Rückstand versucht Ikea nun weltweit mit grossen Investitionen in die IT-Infrastruktur aufzuholen.

Gibt es konkrete Projekte?
Ikea hat in allen Ländern neue Digitalteams geschaffen. Diese sollen sicherstellen, dass sich das Business in dieser Richtung schnell weiterentwickelt. Zudem lancieren wir in der Schweiz im nächsten Jahr eine neue App, die alle existierenden Ikea-Applikationen in einer vereint. Darin kann man etwa mit Augmented Reality Möbel zu Hause platzieren und sie dann mit einem Klick kaufen.

Bedeutet das weniger Filialen, noch mehr Onlinehandel?
Der Onlinehandel bei Ikea wächst im zweistelligen Prozentbereich. Die Möbelhäuser werden bleiben, aber sie werden künftig anders aussehen. Die klassische Möbelausstellung wird es weiterhin geben. Aber immer grössere Flächen werden wir für den E-Commerce freiräumen, für die Abholung im Internet bestellter Möbel. Und dann wird es auch Zonen geben, wo die Kunden etwas lernen oder sich unterhalten und mit Freunden treffen können. All das wird den stationären Handel nochmals gewaltig verändern.

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