Im Schnitt gibts 20'000 Franken pro Person
So funktioniert das Bonus-System der CS

Während die CS-Mitarbeitenden in der Schweiz auf die Auszahlung ihrer Boni Ende dieser Woche warten, regt sich dagegen immer mehr Widerstand. Auch bankintern wird über die Höhe der Boni kaum gesprochen. Die Vergabe ist teils intransparent, finden Betroffene.
Publiziert: 22.03.2023 um 00:37 Uhr
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Aktualisiert: 22.03.2023 um 07:45 Uhr
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Sarah FrattaroliStv. Wirtschaftschefin

Der Bund spricht am Dienstagabend ein Machtwort und verbietet der Credit Suisse (CS), ihren Kadern vorübergehend einen Teil der Boni auszuzahlen. Die Zeiten, als die CS die höchsten Boni am Schweizer Bankenplatz auszahlte, sind aber sowieso längst passé: Eine Milliarde Franken liegen für das Jahr 2022 im CS-Bonustopf. Das ist gerade noch halb so viel wie im Vorjahr. Trotzdem: Bei 50'000 CS-Angestellten springt im Schnitt ein Bonus von 20'000 Franken pro Person heraus.

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Zum Vergleich: Die UBS vergoldet ihren Mitarbeitenden das vergangene Jahr mit Boni in der Gesamthöhe von umgerechnet drei Milliarden Schweizer Franken. Allerdings hat die UBS auch deutlich mehr Mitarbeitende als die CS, global sind es 74'000. Viel entscheidender ist allerdings, dass die UBS im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn von 7,6 Milliarden Franken geschrieben hat – im Vergleich zum Verlust von 7,3 Milliarden Franken bei der CS.

Der Widerstand gegen die Auszahlung der CS-Boni wächst. Demonstration am Zürcher Paradeplatz.
Foto: keystone-sda.ch
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Die CS-Geschäftsleitung unter CEO Ulrich Körner (60) erhält für das Jahr 2022 wegen der miesen Zahlen gar keine Boni. Am Hungertuch nagen die Top-Manager trotzdem nicht: Der reguläre Lohn für die gesamte Geschäftsleitung betrug 32 Millionen Franken, wie aus dem CS-Jahresbericht hervorgeht.

Bonus-Höhe ist ein Tabu-Thema

Die übrigen CS-Mitarbeitenden, die nicht in der Geschäftsleitung sitzen, haben ihre Boni für das vergangene Jahr grösstenteils schon ausgezahlt bekommen – mit Ausnahme der 17'000 Angestellten in der Schweiz. Sie sollen die Bonus-Zahlung Ende dieser Woche erhalten.

Dass die Bank trotz Milliardenverlust und Notübernahme weitere Boni auszahlen will, steht zunehmend in der Kritik. Bonusberechtigt sind alle Angestellten, vom Career Starter (ein CS-Absolventenprogramm für junge Uni-Abgänger) bis zum CEO. Wer wie viel Bonus erhält, ist vom Geschäftsbereich, der Position und der individuellen Leistung abhängig. Bereiche, die mehr zum Umsatz der Bank beitragen, haben in der Regel grössere Bonustöpfe zur Verfügung. Banker bekommen also zum Beispiel mehr als HR-Mitarbeiter.

Die Bonustöpfe werden von den zuständigen Vorgesetzten auf ihre Teams verteilt. Ob die Aufteilung gerecht ist, sei intransparent, kritisieren mehrere CS-Angestellte in Gesprächen mit Blick. Dazu trägt auch bei, dass die Boni bank-intern ein Tabuthema sind. Kaum jemand spricht darüber, wie viel er oder sie erhält.

Ein bis zwei Monatslöhne

Einzelne hochrangige Mitarbeitende konnten in der Vergangenheit mit Millionenboni rechnen: Gemäss dem Finanzportal «The Onliner» gelten 1400 Angestellte, die meisten davon Managing Directors, als sogenannte Risk Takers, die besonders viel Verantwortung tragen – und dafür jährlich besonders fürstliche Boni kassieren.

Für das Gros der CS-Angestellten liegen astronomisch hohe Boni in weiter Ferne. Gewöhnliche Angestellte rechnen eher mit Boni in der Höhe von einem bis zwei Monatslöhnen. Auch das ist ein stattlicher Zustupf: Der Bruttomedianlohn im Bankensektor beträgt laut Bundesamt für Statistik 10'000 Franken pro Monat – 4000 Franken mehr als in der gesamten Privatwirtschaft.

Jetzt zu fordern, dass diesen Leuten die Boni gestrichen werden, wäre falsch, argumentiert Marcel Rohner (58), Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung und damit oberster Banker der Schweiz: «Es gibt viele Tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die hervorragende Arbeit geleistet haben.» Sie nun für die Fehler ihrer Chefs zu bestrafen, wäre unfair, so die Argumentation.

Falsche Anreize

Gemäss CS-Vergütungsbericht sollen die Boni unter anderem «hervorragende Leistung» belohnen, «Mitarbeiter anziehen und halten», «Teamwork und Zusammenarbeit fördern» und «wirksame Risikomanagementpraktiken fördern». Von internen Quellen ist hingegen zu erfahren, dass die Boni teils genau das Gegenteil bewirken: Mancher Angestellte fokussiere sich auf einzelne bonus-relevante Bereiche seines Jobs und lasse andere, die keinen Einfluss auf den Bonus haben, schleifen.

Viele Bankangestellte würden den Bonus ausserdem nicht als variablen Lohnbestandteil betrachten – sondern fix damit rechnen. Dass sich dies rächen kann, zeigt sich dieses Jahr besonders. Der kleinere Bonustopf bedeutet nicht nur, dass alle einen tieferen Bonus erhalten. Sondern auch, dass mehr Banker als üblich komplett leer ausgehen: Blick weiss, dass dieses Jahr selbst hochrangige CS-Mitarbeitende mit dem Titel des (Managing) Director überhaupt keinen Bonus erhalten.

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