In jedem zweiten neuen Haushalt lebt nur eine Person
Singles profitieren vom Rekord-Leerstand

Es sind gute Zeiten für Singles auf Wohnungssuche: Durch die Rekordleerstände in Schweizer Gemeinden können sich immer mehr Junge einen Einzelhaushalt leisten.
Publiziert: 24.10.2019 um 17:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.11.2020 um 17:24 Uhr
Dorothea Vollenweider

Noch nie gab es so viele leer stehende Wohnungen wie in diesem Jahr: Besiegelt wurde die Rekordleerstandsquote am 1. Juni durch den Bund. Immer wieder machen Geistersiedlungen vor allem im Mittelland mit Lockangeboten oder Gratismieten auf sich aufmerksam, um Interessenten zum Zuschlag zu bewegen (BLICK berichtete).

Trotz Leerstandrekord: Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zunahme des Leerstands halbiert. Grund dafür ist unter anderem die zunehmende Zahl von Single-Haushalten. Das besagt der am Donnerstag veröffentlichte Herbstreport «Immo-Monitoring 2020» vom Beratungsunternehmen Wüest Partner.

Daraus geht hervor: Die Zahl der Einpersonenhaushalte nimmt deutlich stärker zu als jene von anderen Haushaltsgrössen. «Diese Entwicklung hat sich in den letzten fünf Jahren noch intensiviert», sagt Immo-Experte Robert Weinert (40) von Wüest Partner.

Single-Haushalte machen derzeit über 50 Prozent der neu gebildeten Haushalte aus.
Foto: KEYSTONE/
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Jeder zweite neue Haushalt ist ein Einzelhaushalt

Single-Haushalte machen derzeit bereits über 50 Prozent der neu gebildeten Haushalte aus. Das hat zur Folge, dass sich die Schweizer Bevölkerung auf noch mehr Wohnungen verteilt. Der Wohnraumverbrauch pro Einwohner stieg laut Weinert stark an. «Vor fünf Jahren brauchte man pro 100 neue Einwohner 52 Wohnungen, heute sind es 65», so Weinert.

Dazu beigetragen haben die stabile wirtschaftliche Entwicklung sowie eine hohe Arbeitsplatzsicherheit und leicht steigende Realeinkommen. «Junge können sich heute früher eine eigene Wohnung leisten», sagt der Immobilien-Profi. Aber auch das grosse Angebot befeuere die Nachfrage zusätzlich, bestätigt er.

Grösseres Angebot für Singles

Baugesuche und Baubewilligungen nahmen von 2007 bis 2018 ungebremst zu. Gleichzeitig nahm das Bevölkerungswachstum ab. «Entsprechend hat sich für diese Haushaltsgrösse eine immer vielfältigere und immer erschwinglichere Auswahl an Mietwohnungen ergeben», so Weinert.

Airbnb hilft nicht gegen Leerstand

Im Gegensatz zu Mittelland-Gemeinden gingen in vielen touristischen Regionen und an urbanen Lagen die Leerstände seit Jahresbeginn zurück. Verantwortlich dafür ist nicht zuletzt eine steigende Zahl an Mietern, die eine Wohnung als Zweitdomizil nutzen. Ein Beispiel ist Lauterbrunnen BE, die Goldgrube für Airbnb-Wohnungsvermittler.

Mehr als zehn Prozent aller Mietwohnungen in den touristischen Gemeinden werden zur Nutzung als Feriendomizil ausgeschrieben, wie aus dem Wüest-Partner-Report hervor geht. Zwar haben diese Objekte teilweise nur während der Wintermonate Mieter. Doch wenn sie im Sommer nicht ausgeschrieben sind, gelten sie nicht als leer.

Auch an urbanen Lagen ist die Nachfrage nach Zweitwohnungen weiterhin gross – hauptsächlich im Segment der Mietwohnungen. ln den Schweizer Stadtzentren wurden gemäss der Zweitwohnungsstatistik zwischen 2017 und 2019 im Schnitt 10,6 Prozent der zusätzlichen Flächen von Personen nachgefragt, die ihren Erstwohnsitz anderswo in der Schweiz haben.

Doch schlussendlich wird der Airbnb-Effekt in den Tourismusdestinationen die zunehmende Leerstandsquote nicht ausbremsen können, sagen die Experten von Wüest Partner. (dvo)

Im Gegensatz zu Mittelland-Gemeinden gingen in vielen touristischen Regionen und an urbanen Lagen die Leerstände seit Jahresbeginn zurück. Verantwortlich dafür ist nicht zuletzt eine steigende Zahl an Mietern, die eine Wohnung als Zweitdomizil nutzen. Ein Beispiel ist Lauterbrunnen BE, die Goldgrube für Airbnb-Wohnungsvermittler.

Mehr als zehn Prozent aller Mietwohnungen in den touristischen Gemeinden werden zur Nutzung als Feriendomizil ausgeschrieben, wie aus dem Wüest-Partner-Report hervor geht. Zwar haben diese Objekte teilweise nur während der Wintermonate Mieter. Doch wenn sie im Sommer nicht ausgeschrieben sind, gelten sie nicht als leer.

Auch an urbanen Lagen ist die Nachfrage nach Zweitwohnungen weiterhin gross – hauptsächlich im Segment der Mietwohnungen. ln den Schweizer Stadtzentren wurden gemäss der Zweitwohnungsstatistik zwischen 2017 und 2019 im Schnitt 10,6 Prozent der zusätzlichen Flächen von Personen nachgefragt, die ihren Erstwohnsitz anderswo in der Schweiz haben.

Doch schlussendlich wird der Airbnb-Effekt in den Tourismusdestinationen die zunehmende Leerstandsquote nicht ausbremsen können, sagen die Experten von Wüest Partner. (dvo)

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Nächstes Jahr dürfte das budgetierte Investitionsvolumen für Neubauten erstmals seit zwölf Jahren wieder leicht zurückgehen. Die Immobilien-Experten von Wüest Partner erwarten, dass in diesem Bereich 2020 rund 1,9 Prozent weniger ausgegeben wird – für Wohnungen in Mehrfamilienhäusern sogar 2,8 Prozent weniger.

Nichts davon wird die Leerstandsquote ausbremsen können

Trotz dieser neuen Trends werden die Leerstände bei den Wohnungen laut dem aktuellen Immo-Monitoring vorerst weiter zunehmen.

Weinert: «Weder Single-Haushalte noch abnehmende Bautätigkeiten vermögen diese Entwicklung vollends auszubremsen.»

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