14,4 Mio Franken in nur 9 Monaten – Thomas Minder schiesst gegen UBS-Chef
«Ermotti hat noch gar nichts erreicht!»

UBS-Chef Sergio Ermotti streicht für die neun Monate im Jahr 2023 ein Salär von 14,1 Millionen Franken ein – hinzukommen 300'000 Franken für seinen Pensionsplan. Sogar FDP-Chef Thierry Burkart stört sich an diesem Mega-Lohn – und teilt auf «X» aus.
Publiziert: 28.03.2024 um 07:06 Uhr
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Aktualisiert: 28.03.2024 um 13:18 Uhr
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Sergio Ermotti (63) kehrte 2023 wegen der turbulenten Übernahme der Credit Suisse auf den Chefsessel der UBS zurück. Für den CEO hat sich das Comeback finanziell gelohnt: Ermotti ist seit April wieder CEO der Grossbank und erhielt für die neun Monate eine totale Kompensation von 14,1 Millionen Franken, wie der am Donnerstag publizierte Geschäftsbericht der UBS zeigt. Hinzu kommen weitere 300'000 Franken für Ermottis Pensionsplan. 

Ermottis Vorgänger Ralph Hamers (58) verdiente im Jahr 2022 noch insgesamt 12,6 Millionen Franken. Neben dem Fixgehalt von 2,9 Millionen Franken erhielt er 9,7 Millionen Franken Bonus. 

Ermottis Salär setzt sich dabei aus einem Fixgehalt von 2,1 Millionen sowie einem variablen Lohn von 12,3 Millionen zusammen. Der variable Lohnbestandteil ist dabei an die Erreichung interner Ziele in den nächsten fünf Jahren gekoppelt. Sollten die heutigen Entscheide des CEOs keinen nachhaltigen Erfolg bringen, könnte diese Summe noch schrumpfen. 

Grosser Zahltag für UBS-Boss Sergio Ermotti.
Foto: keystone-sda.ch
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FDP-Chef Burkart teilt aus

Die Kritik an Riesensalär von Ermotti lässt nicht lange auf sich warten. «Die anmassenden Boni-Exzesse einiger Top-Manager zerstören das Vertrauen der Bevölkerung in die Wirtschaft als Ganzes», enerviert sich etwa FDP-Präsident Thierry Burkhart (48) auf dem Kurznachrichtendienst X. Gerade bei Banken, deren Geschäftsrisiken faktisch die Bevölkerung trage, «wäre mehr Bescheidenheit angebracht», schreibt er weiter. 

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Ermotti kassiert damit gar deutlich mehr als Noel Quinn (63), CEO bei HSBC, wie ein anderer X-Nutzer festhält. Quinn ist immerhin der Chef der grössten Bank Europas und strich im Jahr 2023 umgerechnet etwa 12,1 Millionen Franken ein. Ein anderer schreibt, dass Ermotti umgerechnet 1,6 Millionen jeden Monat oder über 80'000 Franken pro Arbeitstag einstreicht. Ermottis Verdienst pro Arbeitstag entspricht damit etwa dem Median-Jahreslohns eines Vollzeitangestellten in der Schweiz. Die Hälfte der Vollzeitbeschäftigten im Land verdient pro Jahr also mehr, die Hälfte weniger als der UBS-Boss an einem Arbeitstag.

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«Ich zweifle nicht an seinen Fähigkeiten, aber weiterhin an der Boni-Kultur bei den Grossbanken. Nichts rechtfertigt solche Gehälter!», schreibt auch Politik-Analyst und Buch-Autor Mark Balsiger (57) auf X. 

Die Kritik kommt aus allen politischen Lagern. SP-Nationalrat Matthias Aebischer (56) schreibt auf X: «Die Schweizer Bürger:innen können Miete und Krankenkassenprämien nicht mehr bezahlen» Und nun kassiere Sergio Ermotti dank den Milliarden-Bürgschaften dieser Schweizer Bürgerinnen und Bürger einen 12,3 Millionen-Bonus. «Der Krug ist zerbrochen, schon lange!», schliesst er. Auch Mitte-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt (47) hat für das Mega-Salär kein Verständnis: Er rechnet vor, dass Ermotti mit seinem UBS-Gehalt fürs letzte Jahr bis zu seinem 90 Lebensjahr täglich 1500 Franken auf den Putz hauen könnte. «Leute, er braucht das Geld, versteht das doch», hält er ironisch fest. 

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Steigt Ermottis Salär in Zukunft noch weiter?

Thomas Minder (63), Vater der Abzockerinitiative und ehemaliger Schaffhauser Ständerat (parteilos), hält das Salär von 14,4 Millionen erst für den Anfang: «Die UBS wird auch in den kommenden Jahren Milliardengewinne schreiben und die Gehälter werden noch weiter steigen.» Dabei seien die hohen Gewinne nicht Verdienst von Ermotti und Co. Sondern eine rein buchhalterische Folge der CS-Übernahme «zum Schnäppchenpreis», so Minder. «Ermotti hat noch gar nichts erreicht, die Integration ist noch in vollem Gang.»

Dank Minders Abzockerinitiative, welche das Schweizer Stimmvolk 2013 deutlich angenommen hat, könnten die UBS-Aktionäre der Millionenvergütung an der Generalversammlung Ende April theoretisch den Riegel schieben. Das ist allerdings illusorisch, räumt Minder ein: «Die Aktionäre sehen den Milliardengewinn, demgegenüber wirken die 14,4 Millionen für Ermotti wie Peanuts – also werden sie das durchwinken.» Hinzu kommt der Aktienkurs: Er hat sich seit der CS-Übernahme fast verdoppelt. Das stimmt die Aktionäre milde.

Für die übrigen Geschäftsleitungsmitglieder hat sich der CS-Deal ebenfalls gelohnt: Die gesamte Geschäftsleitung der grössten Schweizer Bank wurden 2023 insgesamt 140,3 Millionen Franken ausbezahlt, im Vergleich zu 106,9 Millionen im Jahr davor.

Colm Kelleher (66), der seit April 2022 Verwaltungsratspräsident der UBS ist, erhält für sein zweites Jahr bis zur nächsten Generalversammlung am 24. April 4,7 Millionen Franken. Im ersten Jahr waren es 4,8 Millionen. Der gesamte Verwaltungsrat verdiente damit 2023 inklusive sogenannter Zuschussgebühren (subsidiary fees) 15,2 Millionen und damit deutlich mehr als 2022 mit 12,6 Millionen.

Gewinn nach unten korrigiert

Beim Gewinn muss die Grossbank im Vergleich zur Publikation der ungeprüften Geschäftszahlen am 6. Februar eine Korrektur nach unten vornehmen: So bleibt unter dem Strich ein Reingewinn von 27,8 Milliarden US-Dollar. Im Februar wurde noch ein Überschuss von 29 Milliarden ausgewiesen. Den tieferen Gewinn begründet die UBS mit dem tiefer bewerteten Goodwill, der ihr aus dem Kauf des Konkurrenten Credit Suisse zusteht. Dieser fiel an, weil der Kaufpreis deutlich unter dem Buchwert der damals zweitgrössten Schweizer Grossbank lag. Neu wird der Goodwill mit noch 27,7 Milliarden Dollar um 1,2 Milliarden tiefer ausgewiesen.

Man habe die zum Erwerbszeitpunkt gemachten Schätzungen gemäss den Rechnungslegungsvorgaben «verfeinert», so die UBS hierzu. Das verwässerte Ergebnis je Aktie wird neu mit 8,45 US-Dollar ausgewiesen.

Das hat auch Auswirkungen auf die harte Kernkapitalquote der UBS per Ende 2023. Die sogenannte CET1-Kapitalquote liegt neu bei 14,4 Prozent nach noch Anfang Februar ausgewiesenen 14,5 Prozent.

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