Jeder zweite Arbeitnehmende ist betroffen
Künstliche Intelligenz pflügt den Schweizer Arbeitsmarkt um

Einfache Digitalisierung war gestern. Was sich im Arbeitsmarkt in den kommenden fünf Jahren abspielt, kommt einer Revolution gleich. International geht angesichts der Umwälzung das Wettrüsten um die besten Talente los. Die Schweiz hat dabei einen entscheidenden Vorteil.
Publiziert: 15.01.2024 um 00:04 Uhr
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Aktualisiert: 15.01.2024 um 11:12 Uhr
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Sarah FrattaroliStv. Wirtschaftschefin

Arbeiten wir noch, oder lassen wir schon die künstliche Intelligenz (KI) für uns arbeiten? Das ist keine ferne Zukunftsmusik mehr, sondern greifbare Realität. «Wir werden innert fünf Jahren eine Revolution des Arbeitsmarktes erleben», prophezeit Tino Senoner (64), Geschäftsführer von Dynaskills, einer auf Arbeitsmarktanalysen spezialisierten Plattform. Eine neue Auswertung, die Blick exklusiv vorliegt, zeigt: 3 Millionen Arbeitsplätze in der Schweiz werden sich in den kommenden fünf Jahren durch die digitale Transformation massgeblich verändern.

Dotcom-Blase: die vorherige Revolution

Die vorherige Revolution am Arbeitsmarkt setzte nach dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 ein. So richtig Fahrt gewann sie einige Jahre später durch das Aufkommen von Smartphones. Später wurden der Onlinehandel, Social-Media-Plattformen und Big Data zu Treibern der Umwälzung. Seinen Abschluss fand der Prozess mit der Corona-Pandemie: Sie machte das ortsunabhängige Arbeiten weltweit salonfähig. Diese Veränderung dauerte ab der Jahrtausendwende fast 25 Jahre. Die nun anstehende Revolution durch die generative künstliche Intelligenz geht fünfmal schneller vonstatten.

Die vorherige Revolution am Arbeitsmarkt setzte nach dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 ein. So richtig Fahrt gewann sie einige Jahre später durch das Aufkommen von Smartphones. Später wurden der Onlinehandel, Social-Media-Plattformen und Big Data zu Treibern der Umwälzung. Seinen Abschluss fand der Prozess mit der Corona-Pandemie: Sie machte das ortsunabhängige Arbeiten weltweit salonfähig. Diese Veränderung dauerte ab der Jahrtausendwende fast 25 Jahre. Die nun anstehende Revolution durch die generative künstliche Intelligenz geht fünfmal schneller vonstatten.

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«Die KI ist der Superbooster für die Transformation im Arbeitsmarkt», so Senoner. KI schreibt Kundenbriefe, analysiert Röntgenbilder und erstellt anhand komplexer Texte anschauliche Grafiken. Das betrifft Sachbearbeiter, Ärztinnen und Illustratoren gleichermassen. Gemäss der Dynaskills-Analyse ist mehr als jeder zweite Arbeitnehmende in der Schweiz von der Umwälzung betroffen. Gesamthaft gibt es hierzulande gemäss offiziellen Zahlen 5,18 Millionen Arbeitsplätze.

Über 3 Millionen Arbeitsplätze in der Schweiz werden sich innert 5 Jahren durch KI verändern. (Symbolbild)
Foto: Keystone
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Weltweites Wettrüsten um Tech-Talente

Weltweit sind gemäss Berechnungen gar 3 Milliarden Arbeitsplätze vom digitalen Wandel durch die KI betroffen. Kein Wunder ist KI eines der Hauptthemen am diesjährigen WEF in Davos GR, das am Montag eröffnet wird.

Täglich gibts ein WEF-Briefing

Zusätzlich zum wöchentlichen Newsletter «Wirtschafts-Briefing» am Freitag versendet das Blick-Wirtschaftsteam während der WEF-Woche ab Dienstag täglich ein «WEF-Briefing» mit den wichtigsten News rund um das Treffen der globalen Elite in Davos GR. Noch kein Abonnent des «Wirtschafts-Briefings»? Hier findest du den Link zu exklusiven Ein- und Ansichten in die Welt der Wirtschaft und Politik. Das tägliche «WEF-Briefing» flattert zur gewohnten Zeit um 9 Uhr in die elektronischen Briefkästen.

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Unter den führenden Wirtschaftsnationen geht das Wettrüsten los: Wegen der Überalterung kämpfen die Industrieländer mit Fachkräftemangel. Ums beste Personal – also jenes, das mit KI umzugehen weiss – herrscht ein globaler Wettkampf.

Gut positioniert sind laut Dynaskills jene Länder, die starke Finanzmärkte, gute Berufsbildungssysteme und hohe Rechenkapazitäten im Land haben. Die Schweiz ist – nicht zuletzt mit dem Untergang der Credit Suisse – unter den globalen Finanzmärkten merklich abgerutscht. Zürich steht im Global Financial Centres Index heute noch auf Rang 18. Mit Genf schafft es eine Schweizer Stadt immerhin noch in die Top 10. An der Spitze stehen zunehmend US-amerikanische sowie asiatische Finanzmärkte, darunter New York, Hongkong und Singapur.

Neue Hoffnung für strukturell Arbeitslose?

Immerhin bei der Berufsbildung kann die Schweiz punkten: Unser duales Bildungssystem findet weltweit Beachtung und die Schweiz heimst an Berufsweltmeisterschaften regelmässig reihenweise Medaillen ein. Ein Zeichen dafür, dass junge Berufsleute besonders in den manuellen Berufen auch tatsächlich in jenen Bereichen ausgebildet werden, die die Wirtschaft benötigt.

So berichtet Blick vom WEF

Vom Montagabend 15. bis 19. Januar 2024 findet das World Economic Forum (WEF) in Davos GR statt. Blick berichtet rund um die Uhr – im Liveticker auf Blick – und auf allen Kanälen vom Treffen der Reichen und Mächtigen. Wir informieren über die Reden der Politiker, treffen uns mit Wirtschaftsgrössen und Expertinnen, blicken auch auf alles, was ausserhalb des Kongresszentrums bewegt. Aus Davos berichten: Sarah Frattaroli, Lea Hartmann, Matthias Kempf, Christian Kolbe, Thomas Meier, Samuel Schumacher und Rebecca Spring.

Vom Montagabend 15. bis 19. Januar 2024 findet das World Economic Forum (WEF) in Davos GR statt. Blick berichtet rund um die Uhr – im Liveticker auf Blick – und auf allen Kanälen vom Treffen der Reichen und Mächtigen. Wir informieren über die Reden der Politiker, treffen uns mit Wirtschaftsgrössen und Expertinnen, blicken auch auf alles, was ausserhalb des Kongresszentrums bewegt. Aus Davos berichten: Sarah Frattaroli, Lea Hartmann, Matthias Kempf, Christian Kolbe, Thomas Meier, Samuel Schumacher und Rebecca Spring.

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Darauf ausruhen kann sich die Schweiz aber nicht. «Die Veränderung kommt, ob man es will oder nicht», warnt Senoner. Besonders im Fokus stehen zuerst jene, die in klassischen KV-Jobs tätig sind: Sachbearbeiter im Rechnungswesen oder in der Administration etwa. Sie sollten sich schleunigst nach Fortbildungsmöglichkeiten umsehen. «Die Verantwortung dafür liegt beim einzelnen Arbeitnehmer», hält Senoner fest.

Doch die Revolution im Arbeitsmarkt bringt neben Risiken auch Chancen. 220'000 Menschen in der Schweiz sind gemäss offiziellen Zahlen arbeitslos. Weitere 240'000 unterbeschäftigt, würden also gerne mehr arbeiten, wenn sie könnten. Weitere 200'000 sind nicht aktiv auf Stellensuche, weil sie sich kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt ausrechnen, etwa Mütter nach der Familienpause. «Für diese Gruppen bringt der Wandel neue Chancen, im Arbeitsmarkt wieder Tritt zu fassen», hofft Senoner. Bereits in wenigen Jahren wird klar sein, ob die Hoffnung berechtigt war.

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