Jetzt drohen Kündigungen im Paketzentrum
Digitec Galaxus degradiert die Post

Um Kosten zu sparen und noch schneller liefern zu können, setzt die Migros-Tochter Digitec Galaxus in Zukunft vermehrt auf einen privaten Transportbetrieb. Für das Personal bedeutet das nichts Gutes, sagen die Gewerkschaften.
Publiziert: 30.07.2022 um 18:35 Uhr
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Aktualisiert: 31.07.2022 um 11:17 Uhr
Thomas Schlittler

Digitec Galaxus, die Nummer eins im Schweizer Onlinehandel, ist seit 20 Jahren einer der grössten Kunden der Post. Diesen Frühling haben die beiden Konzerne ihre Zusammenarbeit neu verhandelt. Dabei stellte der Onlinehändler in Aussicht, in den kommenden drei Jahren rund elf Millionen Sendungen mit der Post zu transportieren. Der gelbe Riese ging deshalb davon aus, auch in Zukunft Digitec Galaxus’ Exklusivpartner zu sein.

Doch diese Woche teilte Digitec Galaxus der Post plötzlich mit, dass man ab Herbst vermehrt mit einem anderen Logistikpartner zusammenarbeiten wolle. Die Mehrheit der Sperrgutsendungen und auch Pakete, die sehr spät abholbereit sind, sollen in Zukunft von der Firma Planzer abgefertigt werden.

Ein Sprecher von Digitec Galaxus sagt dazu: «Es gab zu keiner Zeit eine Vereinbarung in Bezug auf Exklusivität zwischen uns und der Post.» Zudem bleibe die Post ein wichtiger Partner: «Wir werden weiter mehr als 80 Prozent unseres gesamten Paketvolumens über die Post versenden.»

Digitec Galaxus und die Post haben diesen Frühling ihre Zusammenarbeit neu verhandelt. Der Onlinehändler stellte in Aussicht, in den kommenden drei Jahren rund 11 Millionen Sendungen mit der Post zu transportieren.
Foto: Keystone
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Eine Million Sendungen weniger pro Jahr

Für die Post kam die Nachricht dennoch überraschend, wie eine interne Mitteilung zeigt, die SonntagsBlick vorliegt. Die Post geht davon aus, dass man pro Jahr über eine Million Sendungen weniger verarbeiten wird – und dass das Ganze auch personelle Folgen hat. Direkt betroffen seien Temporärmitarbeitende vor allem im regionalen Paketzentrum Bützberg. Zwar versuche man, den betroffenen Mitarbeitenden an anderen Standorten eine neue Stelle anzubieten. Doch könne man Kündigungen nicht ausschliessen.

Über die Ursachen der Beziehungskrise sind sich die Firmen uneinig. «Als Grund für den Dienstleisterwechsel gab Digitec Galaxus an, dass andere Anbieter Sperrgutsendungen günstiger anbieten und die Pakete noch später annehmen als die Post», sagt eine Post-Sprecherin.

48-Stunden-Woche bei Planzer

Ein Sprecher von Digitec Galaxus macht dagegen «technische und prozessuale Gründe» geltend, zum Beispiel Sortieranlagen, die grössere Paketdimensionen verarbeiten können. Des Weiteren betont die Migros-Tochter, dass man die Arbeitsbedingungen des neuen Partners Planzer geprüft habe und überzeugt sei, dass diese «sehr gut» seien.

Die Gewerkschaft Syndicom sieht das jedoch anders. «Planzer untersteht keinem Gesamtarbeitsvertrag, die normale Arbeitswoche dauert 48 Stunden. In der Logistikbranche profitieren nur die Mitarbeitenden der Post von einem Gesamtarbeitsvertrag», erklärt ein Sprecher. Digitec Galaxus entscheide sich daher gegen eine Partnerfirma, welche faire Anstellungsbedingungen garantiere. Damit werde die harte Konkurrenz im Markt der Zustelllogistik einmal mehr für Kosteneinsparungen ausgenutzt. Die Folge: tiefe Löhne für die Angestellten.

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