Jetzt füllen sich CEOs aus der zweiten Reihe die Tasche
Wo die Aktionäre nicht hinschauen, wird kräftig abgesahnt

Die Spitzen-Chefs verdienen trotz boomender Börsen kaum mehr als vor einem Jahr. Dafür füllen sich jetzt jene aus der zweiten Reihe die Taschen.
Publiziert: 01.05.2018 um 15:43 Uhr
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Aktualisiert: 03.10.2018 um 15:20 Uhr
Bis hierhin und nicht weiter: Severin Schwan hat letztes Jahr nicht mehr kassiert als im Jahr zuvor. Am Hungertuch nagt er trotzdem nicht.
Foto: Reuters

Die Börsen boomen seit Jahren, vor allem 2017 haben die internationalen Märkte einen massiven Sprung nach vorne gemacht. Die Löhne der Spitzen-CEOs dagegen stagnieren. Zumindest in der Schweiz – obwohl auch hier die Anleger letztes Jahr gejubelt haben.

Zum Beispiel: Der bestverdienende CEO der Schweiz, Roche-Boss Severin Schwan (50), kassierte 2017 15,6 Millionen Franken – praktisch gleich viel wie im Vorjahr. Oder CS-Chef Tidjane Thiam (55), der nach 11,9 Millionen im Vorjahr 2017 «nur» 9,7 Millionen verdiente. Der Lohn von UBS-CEO Sergio Ermotti (57) hat dagegen auf 15,1 Millionen leicht zugelegt.

Total haben die CEO-Löhne der Grossunternehmen im Swiss Market Index (SMI) letztes Jahr um ein Prozent zugenommen, wie die Vergütungsberater von HCM International berechnet haben.

Druck der Aktionäre wirkt

Die Chef der sogenannten SMIM-Unternehmen – also der 30 Unternehmen, die nicht zum Klub der 20 SMI-Mega-Konzerne à la Roche, CS oder UBS gehören – mussten lohnmässig sogar Einbussen von 1,4 Prozent hinnehmen.

Die CEOs der Mega-Konzerne verdienten nur wenig mehr, jene der Mittleren dafür massiv.
Foto: HCM International

Wichtigster Grund dafür ist laut der Fachzeitung «Finanz und Wirtschaft», dass sich die Vergütungsmodelle dieser Firmen neu an Erfolgskriterien ausrichten.

Mit anderen Worten: Die Bosse müssen erst leisten, bevor sie auch abkassieren. Dies sei der neue Druck der Aktionäre, meint das Blatt. Und damit eine direkte Folge der Abzocker-Initiative des Schaffhauser Ständerats Thomas Minder (parteilos, 57), welche das Schweizervolk 2013 angenommen hat. Laut dieser müssen Geschäftsleitung und Verwaltungsrat ihre Vergütung unter anderem neu von den Aktionären absegnen lassen.

Nicht nur an der Urne erfolgreich – seine Initiative wirkt sogar: Thomas Minder.
Foto: WALTER BIERI

Im Schatten der Grossen

Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere: Die CEO-Kollegen bei den mittleren bis klein kapitalisierten Unternehmen haben sich letztes Jahr so richtig die Taschen gefüllt. Plus 6,9 Prozent beträgt das Lohn-Plus – davon können normale Arbeitnehmer nur träumen.

Besonders krasses Beispiel: David Martyr (60), CEO des Biotechnologie-Unternehmens Tecan in Männedorf ZH, zügelte nach 4,1 Millionen im Vorjahr nun 6,4 Millionen ab. Das ist der elfthöchste Lohn aller Schweizer CEOs, obwohl das Unternehmen mit 548 Millionen Umsatz vergleichsweise klein ist.

Wegen solcher Fälle spielten «Gesellschaften wie Dufry, OC Oerlikon, Vontobel und Tecan mittlerweile in der Topliga mit», schreibt die «Finanz und Wirtschaft». Sie bewegten sich meist abseits des Rampenlichts und könnten sich ihre Lohnpolitik besser zurechtlegen.

Unter dem Strich heisst das vor allem eines: Minders Abzocker-Initiative wirkt – aber nur dort, wo die Aktionäre auch wirklich hinschauen. (kst)

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