Jetzt kommt die Digitalisierungslehre gegen den Fachkräftemangel
«Digitalisierung ist auch ein Handwerk»

Fachkräfte in der digitalen Entwicklung sind gefragt. Eine Ausbildung dafür gab es bislang noch nicht. Das ändert sich nun auf das kommende Jahr. Lernende sollen dank einer spezialisierten Berufsausbildung Digitalisierungs-Profis werden.
Publiziert: 08.07.2022 um 00:40 Uhr
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Aktualisiert: 08.07.2022 um 08:19 Uhr
Ulrich Rotzinger

Das gibts sonst noch nirgendwo: Auf den Sommer 2023 geht die vierjährige Grundausbildung «Entwickler/in digitales Business EFZ» an den Start. Potenzielle Arbeitgeber sind bekannte Firmen wie die Post, Suva und die Swisscom, aber auch Verwaltungen wie die des Kantons Zürich. «Bereits in den nächsten Wochen können sich junge Talente auf die ersten Lehrstellen bewerben», kündigt Steven Walsh (45), Präsident der zuständigen nationalen Kommission für Berufsentwicklung und Qualität, gegenüber Blick an.

Ziel der neuen Ausbildung: dem Fachkräftemangel in der Schweiz zu begegnen und einem Bedarf der Firmen gerecht zu werden. Die «Digitalisierungslehre» ist einzigartig. «In der Wirtschaft arbeiten Leute in dem Bereich, aber eine Grundausbildung für Junge fehlte bislang», sagt Berufsbildungsexperte Walsh. «Digitalisierung ist ein Handwerk. Es braucht Fachkräfte, die die Digitalisierung von Prozessen und Dienstleistungen planen, gestalten und implementieren.»

Junge Schulabgängerinnen haben gute Karten

In der neuen Lehre, die auch explizit junge Frauen abholen will, bewegen sich die Lernenden an Schnittstellen in der digitalen Firmenwelt. Sie analysieren Daten und Geschäftsprozesse, bewerten Digitalisierungsvorhaben, sind im Kontakt mit Fachpersonen oder auch im direkten Austausch mit Kundinnen und Kunden und machen Optimierungsvorschläge, erklärt Walsh. «Verkürzt gesagt, sie schaffen Ordnung in der digitalen Welt und behalten die Übersicht.»

Ein Novum: Im Sommer 2023 startet die neue Digitalisierungsausbildung «Entwickler/in digitales Business EFZ».
Foto: Zvg
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Konkretes Beispiel aus dem Bankwesen: Digitalisierungslernende erarbeiten mit App-Entwicklern mobile Lösungen, holen dafür Kundenbedürfnisse ab und spiegeln diese mit der IT und den Programmierern, erstellen Präsentationen und begleiten das Projekt mit, bis die Applikation im App-Store ist.

Bis zu 200 neue Lehrstellen schweizweit

Weitere Einsatzgebiete: Die jungen Berufsleute vereinheitlichen in öffentlichen Verwaltungen die digitalen Tools. Im Gesundheitsbereich werten sie Gesundheitsdaten aus und empfehlen weitere Schritte.

Walsh ist nicht nur in der Berufsentwicklung tätig, sondern auch bei der Swisscom im Bereich Next Generation verantwortlich für strategische Projekte in der Berufsbildung. Laut Walsh plant der Telekomriese, 18 Digitalisierungslehrstellen im neuen Jahr anzubieten. Schweizweit sollen 150 bis 200 junge Berufsleute im Sommer 2023 in die neue Lehre starten können.

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