Kampf dem Massentourismus
Diese europäische Grossstadt verbietet den Bau von Hotels

Die Touristenmassen sind der Amsterdamer Regierung zunehmend ein Dorn im Auge. Mit immer neuen Regeln geht sie gegen den Party- und Sextourismus vor. Die jüngste Massnahme: Die niederländische Hauptstadt ist «Sperrgebiet für neue Hotels».
Publiziert: 20.04.2024 um 11:32 Uhr
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Aktualisiert: 20.04.2024 um 12:21 Uhr
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Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Amsterdam war lange so etwas wie der Sündenpfuhl unter den europäischen Grossstädten. Das dortige Rotlichtviertel war so berühmt-berüchtigt wie die liberale Drogenpolitik hinsichtlich Marihuana. Entsprechend hat die niederländische Hauptstadt das globale Partyvolk angezogen. Nun aber hat die Amsterdamer Regierung die Touristenmassen satt.

Mit immer neuen Regeln will die Stadt den Touristenstrom entzerren und den Party- und Sextourismus fernhalten. Die jüngste Massnahme: Die Stadtverwaltung macht Amsterdam zu «einem Sperrgebiet für neue Hotels», wie es in einem Beschluss der Lokalregierung heisst. Konkret: Ein neues Hotel darf nur dann gebaut werden, wenn ein anderes schliesst und durch den Neubau die Anzahl Logierplätze nicht steigt. Zudem muss das neue Hotel eine «qualitative Verbesserung» herbeiführen – etwa durch eine moderne Bauweise oder durch Beiträge zur Nachhaltigkeit.

Weil Amsterdam 2023 mehr als 20 Millionen Übernachtungen registrierte, führt die Stadt nun ein Verbot von Hotel-Neubauten ein.
Foto: keystone-sda.ch
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Auslöser für das Verbot von neuen Hotels ist eine Petition aus dem Jahr 2020, in der 30'000 Amsterdamer die Begrenzung der Touristenströme forderte. Als Folge legte die Stadt 2021 als erste weltweit eine Touristen-Quote fest: Pro Jahr sind maximal 20 Millionen Übernachtungen zugelassen. 2023 übertrafen die Logiernächte mit knapp 20,7 Millionen diese Obergrenze, weshalb Amsterdam nun die Notbremse zieht. Bereits genehmigte Hotel-Neubauten dürfen noch umgesetzt werden, danach ist Schluss – bis ein bestehendes Hotel zumacht.

Amsterdam halbiert Anzahl der Kreuzfahrtschiffe

Das Hotel-Verbot reiht sich ein in weitere Massnahmen, die Amsterdam im Kampf gegen den Massentourismus ergriffen hat. Als Reaktion auf das Airbnb-Phänomen dürfen Besitzer von Wohnungen diese nicht mehr als 30 Nächte pro Jahr vermieten, ansonsten ist eine spezielle Genehmigung nötig.

Die Amsterdamer Regierung macht den Touristenmassen auch die Anreise schwerer. Mitte April beschloss die Stadt, die Anzahl der zulässigen Flusskreuzfahrtschiffe in den nächsten fünf Jahren stark zu reduzieren. Ab 2028 sollen nur noch maximal 1150 Schiffe anlegen dürfen. Zum Vergleich: Letztes Jahr waren es 2125 Kreuzfahrtschiffe, die rund 500'000 Touristen zum Amsterdamer Hafen brachten.

Tempo 30 und weniger Parkplätze

Auf den Strassen gelten ebenfalls harte Regeln. Reisebusse mit einem Gewicht von über 7,5 Tonnen dürfen nicht mehr ins Zentrum fahren und müssen stattdessen die Passagiere auf Haltestellen ausserhalb der Innenstadt absetzen. Und Individualreisende brauchen mit ihrem Auto viel Geduld. Auf rund 80 Prozent der Strassen gilt Tempo 30. Zudem plant die Stadt, 10'000 Parkplätze bis Ende 2025 abzuschaffen. Stattdessen sollen Fuss- und Velowege sowie neue Wohnhäuser entstehen.

Auch bezüglich Touristensteuer nimmt Amsterdam den Spitzenplatz ein. Auf eine Übernachtung kommen jeweils 12,5 Prozent Steuer obendrauf. Das ist der höchste Wert in ganz Europa.

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