Adoboli-Ausschaffung noch abgewendet
Freudentränen bei Ex-UBS-Händler Adoboli-Team

Die grosse politische und juristische Mobilisation hat in letzter Minute gefruchtet. Kurz vor der geplanten Deportation von Kweku Adoboli nach Ghana morgen vertagte das britische Innenministerium die Abschiebung.
Publiziert: 17.09.2018 um 13:40 Uhr
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Aktualisiert: 17.09.2018 um 19:34 Uhr
Mit diesem Bild lobbyierte Adoboli gegen seine Deportation und sammelte Geld für seine Anwaltskosten.
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Claudia Gnehm

Um 4 Uhr in der Früh hätte morgen Dienstag ein Charterflieger den gefallenen Ex-UBS-Händler Kweku Adoboli von London in sein Ursprungsland Ghana ausschaffen sollen. Das teilte am Morgen seine Anwältin dem BLICK mit. Später hiess es dann, es könne auch 22.30 Uhr werden.

Am Abend dann die gute Nachricht: Das britische Innenministerium liess einen erneuten Antrag für eine juristische Überprüfung der Deportation überraschend zu. Laut Adobolis Anwältin Jacqui McKenzie kann Adoboli bis die Überprüfung abgeschlossen ist, in Grossbritannien bleiben. Die nächsten fünf bis zehn Tage soll der ehemalige UBS-Händler zu seinen Freunden und Partnerin Alice nach Schottland zurückkehren können.

«Im Unterstützungs-Team von Kweku fliessen Freudetränen», freute sich McKenzie. Die letzten Tage befand sich Adoboli in einem Immigrationszentrum nahe London Heathrow, nachdem er zuvor in Schottland in einem Ausschaffungszentrum festgehalten wurde.

Beachtliche Mobilisation

In den letzten Wochen und Monaten ist dem 38-Jährigen und seiner Anwältin eine beachtliche Mobilisation gelungen trotz immer neuen Tiefschlägen.

Am letzten Freitag hatte das britische Innenministerium bereits einem erneuten Antrag auf juristische Überprüfung eine Absage erteilt. Zuvor hatten 75'000 Menschen eine Petition gegen die Ausschaffung unterzeichnet. Zudem brachte Adobolis Anwältin McKenzie 132 Parlamentarier dazu, einen offenen Brief an das Innenministerium gegen Adobolis Deportation zu unterschrieben.

Breitseite gegen Oswald Grübel

Seit Adoboli wegen 2015 guter Führung frei kam, hielt er Vorträge über die Gefahren des Finanzsystems. Vor zwei Wochen referierte er noch auf Einladung der britischen Armee.

In einem Interview mit Radio BBC sagte Adoboli kürzlich, dass die UBS und ihr damaliger Chef Oswald Grübel (74) ihn und seine Arbeitskollegen dazu angetrieben hätten, immer höhere Handelsrisiken einzugehen.

Er sieht sich als Brite

Adoboli hatte im Jahr 2011 bei der UBS mit seinen Handelsgeschäften einen Schaden von 2,3 Milliarden Dollar angerichtet. Er lebte seit seinem zwölften Lebensjahr in Grossbritannien und sieht sich als Brite, obwohl er in Ghana geboren wurde. Allerdings hat er sich nie um die britische Staatsbürgerschaft bemüht.

Das britische Innenministerium kann Menschen aus dem Ausland, die zu mehr als vier Jahren Haft verurteilt wurden, automatisch abschieben. Adoboli wurde zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt.

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