Kampf um Sika
Franzosen wollten Verwaltungsräte feuern

Der Geheimvertrag zwischen Saint-Gobain und der Familie Burkard zeigt: Saint-Gobain-Chef de Chalendar wollte missliebige Verwaltungsräte knallhart aus dem Weg räumen.
Publiziert: 02.11.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:46 Uhr
Greift nach Sika: Pierre-André de Chalendar, Chef des französischen Baukonzerns Saint-Gobain.
Foto: Bloomberg
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Guido Schätti

Pierre-André de Chalendar (58) zeigte sich sich gönnerhaft: Unter dem Dach von Saint-Gobain werde «Sika ein Schweizer Unternehmen bleiben», verkündete der Chef des französischen Baukonzerns in ganzseitigen Zeitungsinseraten.

Sika werde sich nach der Übernahme durch Saint-Gobain «einer grossen Autonomie erfreuen», versprach de Chalendar. Die Mitarbeiter hätten nichts zu befürchten: «Ich bin entschlossen, mit jedem Einzelnen von Ihnen auch in Zukunft zusammenzuarbeiten.»

Falsche Versprechen

Das waren leere Worte. Tatsächlich wollte Chalendar alle Verwaltungsräte feuern, die nicht spuren. Das geht aus dem Kaufvertrag hervor. Darin schreibt de Chalendar der Familie Burkard vor, dass sie Verwaltungsräte, die sich dem Verkauf widersetzen, unverzüglich aus dem Amt zu entfernen hat.

Der Kaufvertrag zwischen de Chalendar und der Familie Burkard war bis anhin streng geheim. Erst durch das Urteil des Zuger Kantonsgerichts vom vergangenen Freitag wurde er öffentlich. De Chalendar und die Familie Burkard kassieren dort eine Niederlage auf ganzer Linie.

Verkauf ist blockiert

Das Gericht kommt zum Schluss, dass die geplante Auswechslung der Verwaltungsräte ein unzulässiges Manöver war, um die Sika-Statuten auszuhebeln und das Unternehmen an die Franzosen zu verscherbeln. Angesichts des drohenden Verlustes der Unabhängigkeit habe der Verwaltungsrat zu Recht die Stimmrechte der Familie beschnitten. 

Damit ist der Verkauf des Schweizer Bauchemiekonzerns blockiert. Urs Burkard (59) hat angekündigt, er werde bis vor Bundesgericht gehen, um die Sache zu drehen und die von den Franzosen gebotenen 2,8 Milliarden Franken kassieren zu können. Ob die Familie das Risiko angesichts der deutlichen Abfuhr in der ersten Instanz wirklich auf sich nehmen wird, ist aber offen.

Der Sika-Verwaltungsrat um Präsident Paul Hälg (62) will den Burkards ein Gegenangebot unterbreiten. Gemäss dem Urteil soll dieses 2,25 Milliarden Franken betragen. Das wäre zwar deutlich weniger als das Gebot von de Chalendar. Auf den aktuellen Börsenwert von knapp 1,9 Milliarden Franken würde die Familie aber noch immer eine flotte Prämie kassieren.

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