Klimawandel zerstörte Lebenstraum von Schweizer Auswanderin Christina Lüscher (77)
«Die Flammen zerstörten unsere ganze Ernte»

Christina Lüscher (77) ist mit ihrem Ehemann vor 43 Jahren nach Kalifornien ausgewandert. Die gebürtige Baslerin führt dort ihr eigenes Weingut. Doch der Klimawandel zerstört nun ihren Lebenstraum, wie sie Blick erzählt.
Publiziert: 26.06.2021 um 16:30 Uhr
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Aktualisiert: 26.06.2021 um 16:44 Uhr
Nicola Imfeld

Napa Valley, Kalifornien: Ein Paradies für Weinliebhaber. In dieser Hügellandschaft befinden sich Hunderte Weingüter. Kein Wunder, kommen Amerikas beste Tropfen von hier. Doch im Herbst 2020 wird es plötzlich ganz dunkel. Flammen umzingeln die Rebstöcke. Mittendrin: Christina Lüscher (77) und ihr Weingut. «So etwas habe ich noch nie erlebt», sagt sie.

Die Schweizer Auswanderin meint das «Glass Fire» – so taufen die kalifornischen Behörden das Feuer in Napa Valley. Es ist nur einer von 9917 Bränden in diesem Jahr in Kalifornien. 2020 war das schlimmste Waldbrand-Jahr in der Geschichte des Bundesstaats.

Ausbildung zur Winzerin

Im Rahmen des virtuellen Besuchs von Simonetta Sommaruga blickt Lüscher zurück und erzählt ihre Geschichte im Blick. Die Frau ist mit ihrem Mann – dem Filmregisseur Carroll Ballard (83) – 1977 nach Kalifornien ausgewandert.

Christina Lüscher besitzt ein Weingut im Napa Valley in Kalifornien.
Foto: Zvg
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Bald darauf kaufen sie sich ein Haus im Napa Valley. «Wieder einige Jahre später stand das Land um uns herum zum Verkauf», so Lüscher. Das Ehepaar packte die Chance. «Ich habe mich zur Winzerin ausbilden lassen. Seither pflegen wir unsere Rebstöcke mit grosser Hingabe.»

Lüschers Ernte ist futsch

Doch das Werk von Christina Lüscher ist in Gefahr. Der Klimawandel bedroht das Napa Valley und die Weinindustrie. «Jedes Jahr wird es schlimmer», sagt die gebürtige Baslerin. «2017 haben wir erstmals einen dunklen Rauchvorhang gesehen. Die Ernte haben wir gerade noch reingebracht», erinnert sie sich.

Im Jahr 2020 ist das anders. «Es war das erste Mal, dass die Brände unser Weingut erreicht haben», sagt Lüscher. Die ganze Ernte ist futsch – 40 Rebstöcke sterben. «Wir teilen das Schicksal mit zahlreichen anderen Winzern in der Region. Sie sind in ihrer Existenz bedroht!»

Lüscher muss dreimal fliehen

Bevor die Flammen ihr Anwesen umzingeln, kann das Ehepaar entkommen. «Eine verrückte Flucht», erinnert sich Lüscher. Zuerst wohnen sie bei Schweizer Freunden. «Doch die Flammen holten uns ein. Wir mussten wieder weg.»

Neue Freunde erbarmen sich. Das Ehepaar macht sich auf den Weg, doch noch vor der Ankunft kommt der Anruf: «Auch sie mussten fliehen», so Lüscher. Beim dritten Versuch klappt es endlich. Tagelang harren sie aus.

Als Lüscher und ihr Mann zurückkehren, zeigt sich das Ausmass der Katastrophe. «Ein schlimmer Anblick», so Lüscher. «Wir spüren hier den Klimawandel mit voller Wucht. Es geht um Existenzen und Leben.» Ihr Appell: «Unternehmen wir mehr, auch in der Schweiz. Bevor es zu spät ist!»


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