Krebst zurück nach Geiz-Kritik
Bei Kurzarbeit zahlt Migros jetzt doch weiter vollen Lohn

Gute Geschäftszahlen und knausern bei den Mitarbeitenden: Diese Rechnung geht auch für die Migros nicht auf. Nach heftiger Kritik gleich die Detailhändlerin Lohneinbussen wegen Kurzarbeit doch wieder aus.
Publiziert: 19.01.2021 um 17:11 Uhr
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Aktualisiert: 30.03.2021 um 07:48 Uhr
Christian Kolbe

Erst vor zwei Tagen hat der «SonntagsBlick» den Misstand aufgedeckt, nun reagiert die Migros und krebst zurück: Auch künftig erhalten die allermeisten Mitarbeiter in Kurzarbeit den vollen Lohn, gleicht also der orange Riese die Lohneinbussen von 20 Prozent für Betroffene aus. Damit ist die Situation bei der Migros wieder so wie zu Beginn der Pandemie. Kurzarbeit bedeutet: Die Arbeitslosenkasse bezahlt den Betroffenen 80 Prozent des entgangenen Lohnes, für den Rest sind die Angestellten auf die Kulanz des Arbeitgebers angewiesen.

Danach hatte es in der zweiten Welle bei der Migros zunächst nicht ausgesehen. «Es trifft zu, dass die Migros die Kurzarbeitsentschädigung per Januar 2021 auf die gesetzlich vorgeschriebene Abdeckung angepasst hat», sagte ein Sprecher zum «SonntagsBlick. Von der Massnahme seien unter anderem Mitarbeiter der 330 Fitness- und Freizeitanlagen, 1600 Angestellte der Migros Klubschule sowie rund 2600 Mitarbeitende des Reiseunternehmens Hotelplan betroffen.

Drohender Reputationsschaden

Nun hat die Migros heute ihre Umsatzzahlen publiziert und einmal ein mehr ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr hingelegt. Konkret: Der Umsatz kletterte im Corona-Jahr auf 29,8 Milliarden Franken, ein Plus von 4 Prozent. In der Medienmitteilung heisst es etwas versteckt: «Aufgrund der positiven Entwicklung im Genossenschaftlichen Detailhandel hat die Migros entschieden, den betroffenen Mitarbeitenden in diesem Bereich weiterhin die Differenz zur gesetzlich vorgegebenen Kurzarbeitsentschädigung von 80 Prozent auszugleichen.»

Gute Geschäfte trotz Corona: Die Kunden der Migros ...
Foto: Keystone
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Das heisst: Die Migros krebst zurück, bezahlt von Kurzarbeit betroffenen Mitarbeitenden während des Lockdowns 100 Prozent ihres regulären Lohnes, gleicht also die Lücke zur Arbeitslosenkasse aus. Zu gross dürfte in der Chefetage rund um Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen (51) die Angst vor einem Reputationsschaden gewesen sein.

In anderen Bereichen arbeiten

Allerdings kommen nicht ganz alle Mitarbeitenden in den Genuss des Lohnausgleichs: Die Mitarbeitenden von Hotelplan, wo die Löhne bereits im Juli 2020 auf die 80 Prozent gesenkt wurden, müssen auch weiterhin auf den vollen Lohn verzichten. Hingegen könnten sich Angestellte bei den Freizeit- und Fitnessanlagen, der Klubschule Migros sowie den Fachmärkten wie Micasa, Melectronics oder SportXX nun weiterhin über den vollen Lohn freuen, wie die «Aargauer Zeitung» schreibt.

Zudem prüft die Migros – gleich wie Konkurrentin Coop – ob von Kurzarbeit betroffene Angestellte in anderen Bereichen des Detailhandelsriesen eingesetzt werden können. Und so auch auf ihren vollen Lohn kommen können.

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