CS-Präsident Horta-Osório tritt zurück
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Nur knapp ein Jahr nach Start:CS-Präsident Horta-Osório tritt zurück

Krimi um António Horta-Osório
So verlief der Abgang des CS-Präsidenten

Der CS-Verwaltungsrat hat schlaflose Nächte hinter sich. Die Absetzung des Präsidenten António Horta-Osório mutet an wie ein Krimi. Doch auch wenn Horta-Osório nur ein kurzes Gastspiel bei der CS hatte, verdiente er damit Millionen.
Publiziert: 18.01.2022 um 00:51 Uhr
Guido Schätti und Sarah Frattaroli

Von überall auf der Welt waren am letzten Wochenende die obersten CS-Lenker zugeschaltet. Für einmal ging es nicht um Budgets und Strategien, sondern um einen der ihren: Ist CS-Präsident António Horta-Osório (57) noch tragbar für die Bank?

Von der Verwaltungsratssitzung am Samstag wurde der Portugiese ausgeschlossen. Das Gremium um Roche-Chef und CS-Vize Severin Schwan (54) entschied über das Schicksal des Präsidenten in dessen Abwesenheit. Am Abend stand das Verdikt: Der Mann, der die CS in die Zukunft führen sollte, ist Vergangenheit. António Horta-Osório muss gehen, nur gerade acht Monate nach seinem Antritt.

«Kurze Nächte und lange Arbeitstage»

Am Sonntag wird der Entscheid dem Portugiesen unterbreitet. Er hat genau zwei Möglichkeiten: Entweder er geht freiwillig – oder er wird so lange suspendiert, bis ihn eine ausserordentliche Generalversammlung aus dem Amt hebt. Eine Schmach ist beides. Doch bei Variante zwei steht der Bank ein zermürbender Machtkampf bevor.

Der zurückgetretene CS-Präsident António Horta-Osório stand am Schluss alleine da.
Foto: Bloomberg via Getty Images
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«Wir haben über das Wochenende intensivste Sitzungen gehabt mit kurzen und keinen Nächten und langen Arbeitstagen», sagt der neue Präsident Axel Lehmann (63) der Nachrichtenagentur Reuters. Horta-Osório habe dabei mitgearbeitet. Das dürfte eine vorsichtige Umschreibung sein für das, was tatsächlich passierte.

Seit Blick im Dezember enthüllte, dass Horta-Osório bei der Ausreise aus der Schweiz mitten in der Omikron-Krise gegen die Quarantänepflichten verstossen hatte, kämpfte der Portugiese verbissen um seinen Posten. Schon damals hing sein Schicksal an einem seidenen Faden. Er selbst musste der Finanzmarktaufsicht (Finma) beichten, dass er das Epidemiengesetz verletzt hatte.

Gerüchte um Spesenexzesse

Horta-Osório hatte eigens den früheren FDP-Ständerat Felix Gutzwiller (73) mit Abklärungen über eine mögliche Ausnahme beauftragt – und setzte sich trotz klarem Nein darüber hinweg. Das sorgte für Konsternation in den Führungsgremien der Bank.

Zwei Anwaltskanzleien, Homburger aus Zürich und eine US-Firma, wurden beauftragt, die Reisen des Portugiesen unter die Lupe zu nehmen. Auch Spesenabrechnungen und der Gebrauch des Firmenjets schauten sich die Anwälte an. Gerüchte, dass der Präsident die Mittel der Bank exzessiv beanspruche, kursierten seit längerem.

Ende Dezember platzte die nächste Bombe: Horta-Osório hatte schon im Juli die britischen Quarantäneregeln verletzt, als er für den Wimbledon-Final nach London flog, wie Reuters berichtete. Horta-Osório stand mit dem Rücken zur Wand. Nach der Blick-Enthüllung hatte er sich entschuldigt und den Abflug aus der Quarantäne als einmaligen Ausrutscher dargestellt. Warum hatte er den früheren Fehler verschwiegen?

Ob die Anwälte auf weitere Vergehen stiessen, ist nicht bekannt. Klar ist aber, dass die Vertrauensbasis im Verwaltungsrat zerstört war. Am Sonntagnachmittag fügt sich Horta-Osório dem Schicksal und kapituliert. So kam er zumindest zu einem halbwegs ehrenvollen Abgang. «Ich bedauere, dass einige meiner persönlichen Handlungen zu Schwierigkeiten für die Bank geführt und meine Fähigkeit beeinträchtigt haben, diese nach innen und aussen zu vertreten», wird er in der Mitteilung zitiert. Was genau er sich zuschulden kommen liess, wird mit keinem Wort erwähnt.

Drei Millionen Franken für acht Monate Arbeit

Vizepräsident Schwan dankt Horta-Osório für dessen Verdienste bei der Festlegung der neuen Strategie. Er dürfte vor allem dankbar sein, dass das Kapitel abgeschlossen ist. Horta-Osórios Eskapaden wurden auch für den Pharma-Manager zum Reputationsrisiko.

Die Compliance-Spezialistin Monika Roth (70) hatte schon nach den ersten Enthüllungen im Dezember Horta-Osórios Rücktritt gefordert. «Ein solches Verhalten kann sich die CS nicht leisten.» Heute sagt sie: «Er hat seine Glaubwürdigkeit zerstört. Es gab keinen anderen Weg mehr als den Rücktritt.»

Wie viel Geld António Horta-Osório für seine achtmonatige Stippvisite bei der Credit Suisse kassiert, ist nicht abschliessend geklärt. Die Bank verweist auf den Vergütungsbericht, der erst im Vorfeld der GV erscheint. Horta-Osórios Vorgänger Urs Rohner (62) strich ein Jahresgehalt von 4,7 Millionen Franken ein, ein Teil davon in Aktien. Horta-Osórios Vergütung dürfte sich im gleichen Rahmen bewegen.

Für acht Monate stehen ihm damit rund drei Millionen Franken zu. Mit einem goldenen Fallschirm wie früher in der Bankenwelt üblich kann Horta-Osório nicht rechnen. Einerseits, weil die Abzocker-Initiative solchen Abgangsentschädigungen einen Riegel schob. Andererseits, weil ein Präsident kein Konkurrenzverbot hat: Horta-Osório könnte schon morgen bei der nächsten Bank anheuern. Wenn ihn nach seinem unrühmlichen Abgang bei der CS so schnell wieder jemand anstellen will.

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