Krisengespräch mit SBB und Wil
Weniger Haltestellen-Überspringen in der Ostschweiz

Um Verspätungen aufzuholen, liessen die SBB in den vergangenen Monaten mehrmals Haltestellen aus. Der Stadt Wil SG war das ein Dorn im Auge. Nun geloben die SBB Besserung.
Publiziert: 18.12.2019 um 17:12 Uhr
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Aktualisiert: 18.12.2019 um 18:04 Uhr
In Wil SG, Gossau SG, Uzwil SG und Flawil SG fuhren im vergangenen Jahr zwanzig SBB-Züge am Bahnhof vorbei, ohne anzuhalten. Sie waren zu stark verspätet. Susanne Hartmann (49), Stadtpräsidentin von Wil, hat die SBB deshalb um ein klärendes Gespräch gebeten.
Foto: zVg
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Noël Brühlmann

Stellen Sie sich vor, Sie stehen am Bahnhof. Und warten auf den Zug. Sie sind pünktlich. Doch der Zug donnert einfach vorbei, weil er so verspätet ist, dass er einen Halt auslassen muss. Das nervt!

So geschehen in diesem Jahr in Wil SG, Uzwil SG, Flawil SG und Gossau SG. Ganze 20 Mal liessen die SBB ihre Kunden nach eigenen Angaben einfach am Perron stehen. Stets mit der Begründung, dass sie so die teils grossen Verspätungen minimieren konnten. Betroffen waren pro Mal zwischen zwölf und hundert Personen – je nach Tageszeit.

Krisengipfel zwischen SBB und Stadt Wil

Dieses Vorgehen stiess nicht nur die Pendler, sondern auch die Stadt Wil vor den Kopf. Stadtpräsidentin Susanne Hartmann (49) erfuhr allerdings erst vom «Verspätungs-Trickli» der SBB, als sich empörte Wiler bei ihr meldeten. Vonseiten der Bundesbahnen hatte sich bei ihr niemand gemeldet. Das konnte sie nicht auf sich sitzen lassen. Zu BLICK sagt sie: «In einem Brief baten wir die SBB um ein Gespräch.»

Hartmann wurde nicht enttäuscht. Regionalvertreter der Bundesbahnen setzten sich mit ihr an einen Tisch und besprachen die unrühmlichen Vorkommnisse. «Die SBB konnten uns nachvollziehbar darlegen, dass das Haltestellen-Überspringen für die Pünktlichkeit und die Netzstabilität wichtig sind», sagt Hartmann. So weit, so gut.

Zwölf Minuten Verspätung liegen nun drin

Aber auch die SBB zeigten sich einsichtig. So versprachen sie im Gespräch Massnahmen, um das Haltestellen-Auslassen zu minimieren. Konkret: «Die SBB haben mit dem Fahrplanwechsel die maximale Verspätung erhöht, mit welcher Züge noch an den besagten Bahnhöfen anhalten können», erklärt Sprecher Raffael Hirt.

Neu dürfen die Züge mit zwölf Minuten Verspätung verkehren und trotzdem noch stoppen. Diese zwei Minuten hätten im vergangenen Jahr 60 Prozent der Ausfälle verhindert, wie Hirt weiter mitteilt. Diese Zahl stimmt zuversichtlich.

Hartmann ist mit dieser Einigung zufrieden. Ob es auch die betroffenen Pendler sein werden, wird sich noch zeigen.

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