Label gegen Telefonterror und dubiose Makler
«Einige Versicherer haben Angst, ihren Maklern zu kündigen»

Mit den anstehenden Prämienerhöhungen haben auch die Telefonmakler wieder Hochkonjunktur. Ein Label von Comparis zeigt, welche Krankenkassen auf den Telefonterror verzichten.
Publiziert: 07.09.2023 um 11:20 Uhr
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Aktualisiert: 07.09.2023 um 13:25 Uhr
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Jetzt klingeln sie wieder, die Handys und Festnetz-Anschlüsse – nerviger Telefonterror ist angesagt. Der Grund: Bald werden die neuen Prämien für die Krankenkasse bekannt gegeben, es steht einmal mehr ein kräftiger Prämienschub an. Dubiose Makler haben deshalb Hochkonjunktur.

Trotz der erklärten Absicht der Branche, diese Belästigung der Bevölkerung abzustellen, hat sich in den letzten Jahren nicht viel geändert. Im Gegenteil: Die Masche der Makler wird immer perfider, viele tarnen den Anruf als Umfrage oder als Verkaufsgespräch über Wein. Das eigentliche Ziel: einen Termin mit einem Versicherungsvermittler zu vereinbaren.

Löchrige Branchenvereinbarung

«Wer als Umfragen getarnte, unerwünschte Werbeanrufe erhält, sollte immer nachhaken, woher der Anrufer die Telefonnummer hat und für welchen Auftraggeber er anruft», sagt Felix Schneuwly (63), Krankenkassenexperte beim Vergleichsdienst Comparis. «Kann der Anrufer nicht sofort antworten, sollte das Gespräch rasch und bestimmt beendet werden.»

Im Gesundheitswesen steht der nächste Kostenschub bevor.
Foto: Keystone
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Es gäbe zwar in der Branche eine Vereinbarung, auf die lästigen Anrufe zu verzichten. Allerdings ist diese löchrig und nicht rechtsverbindlich. Also braucht es den freiwilligen Verzicht auf dubiose Kundenwerbung.

Dieser Verzicht wird vom Vergleichsdienst Comparis mit dem Label «Saubere Kundenwerbung» belohnt. Dieses haben dieses Jahr 16 Krankenkassen erhalten, von denen 15 sogar ganz auf Telefonwerbung verzichten. Was auffällt: Aus den Top Ten der grössten Krankenversicherer ist nur die KPT vertreten, EGK und Agrisano sind immerhin in der ganzen Schweiz bekannt.

Makler nicht im Griff

Die anderen sind kleine regionale Kassen, wie zum Beispiel die Einsiedler und die Sumiswalder Krankenkasse sowie die Krankenkassen Birchmeier, Luzerner Hinterland, Rhenusana und Wädenswi.

Die ganz grossen Kassen fehlen. Schneuwly hat dafür eine Erklärung, die nicht für die Platzhirsche spricht: «Wir gehen davon aus, dass grosse Kassen nicht alles tun, um ihre Makler wirklich im Griff zu haben.» Und auch nicht völlig auf den Telefonterror verzichten wollen: «Einige Versicherer haben Angst, Maklern zu kündigen, die Versicherte über den Tisch ziehen. Aus dem einfachen Grund, dass er zur Konkurrenz abwandern könnte.» Die Folge: Sie erfüllen die Kriterien für das Label nicht.

Eine transparente und seriöse Beratung würde von vielen Kunden durchaus geschätzt, gerade wegen des angekündigten Prämienschubs. Das Problem bei den dubiosen Maklern: Sie verkaufen Kunden Versicherungen, die diese gar nicht brauchen. Es wäre deshalb im Interesse aller Beteiligter, dass die Branche sich endlich klar zum Ende des Telefonterrors bekennt.


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