Nach Obike aus Asien kommt jetzt Limebike aus den USA
Ausländer fluten die Schweiz mit Leihvelos

Die umstrittenen Obikes waren erst der Anfang: BLICK weiss, dass noch vor Weihnachten 480 Velos der US-Firma Limebike durch Zürich rollen werden. Weitere Schweizer Städte sollen folgen.
Publiziert: 11.12.2017 um 09:09 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 16:08 Uhr
Estuardo Escobar (l.) ist Schweiz-Chef des US-Start-ups Limebike.
Foto: HO
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Konrad Staehelin und Harry Büsser

Die Schweizer Städte stehen vor einer Transportrevolution. In den nächsten Monaten werden sie mit Tausenden Velos geflutet, die nach dem Sharing-Prinzip funktionieren: Jedermann kann das Velo via Smartphone-App aufschliessen und damit gegen eine Bezahlung an seinen Zielort fahren.

Versuchskaninchen für die Leihvelos ist Zürich: Seit Herbst 2016 stehen 200 Elektrofahrräder des Projekts Smide, das von der Mobiliar-Versicherung lanciert wurde, in der Stadt. Im Juli sind 900 Velos ohne Stromantrieb der Singapurer Firma Obike dazugekommen. 

Helm nicht vergessen: Die E-Velos von Smide fahren enorm schnell.
Foto: HO

Im Frühling werden sich 2250 Velos der Postauto-Tochter Publibike über Zürich und 2400 über Bern ergiessen – die Hälfte jeweils mit Elektroantrieb. In Lausanne und Sion sind die pinken Fahrräder schon unterwegs.

Schon 60 Millionen Kapital

BLICK weiss: Die US-Firma Limebike wird in den nächsten Tagen 480 giftgrüne Velos in Zürich verteilen. Obwohl erst Anfang dieses Jahres gegründet, ist die Firma aus dem Silicon Valley (Kalifornien) in den USA schon der grösste Leihvelo-Anbieter. In zehn Städten hat die Firma Tausende Fahrräder unter die Leute gebracht. Investitionsvolumen: über 60 Millionen Franken.

Jetzt erfolgt der Sprung ins Ausland – mit Zürich als erster Station. «Die Schweizer lieben Velos», erklärt Estuardo Escobar (28), Salvadorianer und Schweiz-Chef der Ami-Firma, warum Limebike nach Zürich kommt. «Und Zürich ist eines der wichtigsten Technologiezentren Europas, mit vielen jungen Arbeitskräften und Firmen, mit denen wir zusammenarbeiten können.»

Vandalismus gegen Obikes 

Bis auf Publibike funktionieren alle Leihbike-Systeme ohne fixe Abstellstationen – sie stehen an normalen Veloständern oder schlicht auf dem Trottoir. Besonders bei den Obikes wurde dies als Ärgernis empfunden. Die Singapur-Göppel blockierten Eingänge und lagen auf Trottoirs. Die Folge: Vandalismus an den Velos. Obike nahm zu diesen Problemen gegenüber BLICK nicht Stellung.

Limebike will die Fehler der Konkurrenz nicht wiederholen. «Wir werden ein Team aufbauen, das die Velos wenn immer nötig repariert und dorthin transportiert, wo sie wirklich gebraucht werden», sagt Escobar. Konkret heisst das: Limebike verhandelt mit Konzernen wie Google darüber, ob die Velos auf deren Firmengelände rumstehen dürfen.

Schlichtes, funktionales Design, made in China.
Foto: HO

Ausserdem habe man mit der Stadt Kontakt aufgenommen. Für Limebike breitet der zuständige Stadtrat Filippo Leutenegger (65) die Arme aus. «Ein grösseres Angebot hilft, die Velokultur in Zürich zu fördern», schreibt er auf Anfrage.

Unsinnige Verbote

Bald stehen Leihvelos von mindestens vier Anbietern in der Stadt herum. Wie sollen sie alle aneinander vorbeikommen? Leutenegger: «Sie müssen sich den Platz in den Veloabstellanlagen teilen.» Jeder Anbieter dürfe höchstens zehn Prozent eines Ständers belegen, wobei ein Fahrrad pro Anbieter immer toleriert werde.

Dass Regeln vereinbart werden, ist auch im Sinn von Pro Velo, dem Dachverband der Schweizer Velofahrer. In einem Communiqué vom Freitag heisst es, Leihvelo-Systeme mit klaren Regeln seien zu begrüssen. Generelle Verbote, wie sie die Städte Basel, Genf und Luzern ausgesprochen hätten, dagegen nicht. Eine Sprecherin sagt jedoch gegenüber BLICK: «Einige Städte verhalten sich noch abwartend, werden später aber wohl einsteigen.»

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