Lonza fährt Pharma-Produktion in Visp hoch
Wallis wird zur Apotheke für die ganze Welt

Lonza hat im Oberwallis einen beispiellosen Boom ausgelöst. Der Chemie- und Pharmakonzern produziert in Visp VS Hunderte Millionen Impfdosen für Moderna. Doch das Pandemie-Ende scheint greifbar. Ist damit auch der Boom vorbei?
Publiziert: 27.01.2022 um 00:39 Uhr
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Aktualisiert: 27.01.2022 um 08:06 Uhr
Martin Schmidt

Das Oberwallis ist gerade einer der wirtschaftlichen Hotspots der Schweiz. Dank dem Impfstoff-Partner Moderna läuft es für den Pharma-Zulieferer wie geschmiert. Dieser sorgt dafür, dass die Region boomt. Die Löhne und der Wohlstand steigen. Das Bevölkerungswachstum ist so hoch wie nie. Lonza-CEO Pierre-Alain Ruffieux (51) freut sich über die Investitionen und den Boom in Visp VS, wie er am Rande der Jahrespressekonferenz sagt. Lonza könne in der Region viele spannende, neue Jobs anbieten, wie es noch vor wenigen Jahren nicht möglich gewesen sei.

Abhängigkeit von Moderna?

Experten gehen jedoch davon aus, dass nach der aktuellen Omikron-Welle die Normalität zurückkehren könnte. Ist der Boom im Oberwallis also schon bald vorbei? Ruffieux spielt die Bedeutung der Impfstoff-Produktion herunter: «Lonza ist bei den Kunden sehr breit aufgestellt. Wir haben nicht einen einzelnen grossen Kunden, sondern viele kleine bis mittlere.»

Ruffieux' Unternehmen fuhr 2021 einen Umsatz von 5,41 Milliarden Franken ein – ein Plus von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Unterm Strich beträgt der Gewinn 677 Millionen Franken, beeinträchtigt durch Rückstellungen für Sanierungskosten nach Umweltschäden.

Lonza hat in der Region Visp einen gewaltigen wirtschaftlichen Boom ausgelöst.
Foto: STEFAN BOHRER
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Giftiges Erbe

Pharma-Zulieferer Lonza macht bei der Sanierung seiner Giftmülldeponie Gamsenried bei Brig VS vorwärts. Im letzten Jahr stellte der Konzern dafür 285 Millionen Franken zurück. Die Deponie erstreckt sich über eine Fläche von 29 Fussballfeldern und gefährdet mit Schadstoffen wie Quecksilber oder Benzidin das Grundwasser. Lonza-CEO Pierre-Alain Ruffieux (51) ist überzeugt, dass «die Rückstellungen für den Grossteil der Arbeiten ausreichen», wie er Blick sagt. Die Arbeiten sollen 2023 oder 2024 aufgenommen werden und rund zehn Jahre dauern. Lonza hat bereits in der Vergangenheit Barrieren und Pumpen installiert, mit denen ein Grossteil des Schadstoffaustritts reduziert werden konnte. Trotzdem können bis rund drei Kilometer flussabwärts Schadstoffe nachgewiesen werden. Martin Schmidt

Pharma-Zulieferer Lonza macht bei der Sanierung seiner Giftmülldeponie Gamsenried bei Brig VS vorwärts. Im letzten Jahr stellte der Konzern dafür 285 Millionen Franken zurück. Die Deponie erstreckt sich über eine Fläche von 29 Fussballfeldern und gefährdet mit Schadstoffen wie Quecksilber oder Benzidin das Grundwasser. Lonza-CEO Pierre-Alain Ruffieux (51) ist überzeugt, dass «die Rückstellungen für den Grossteil der Arbeiten ausreichen», wie er Blick sagt. Die Arbeiten sollen 2023 oder 2024 aufgenommen werden und rund zehn Jahre dauern. Lonza hat bereits in der Vergangenheit Barrieren und Pumpen installiert, mit denen ein Grossteil des Schadstoffaustritts reduziert werden konnte. Trotzdem können bis rund drei Kilometer flussabwärts Schadstoffe nachgewiesen werden. Martin Schmidt

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Wallis bald nicht mehr Letzter

Das Oberwallis hat eine wirtschaftliche Entwicklung hingelegt, wie sie wohl auch nicht Ruffieux erwartet hätte. Noch vor wenigen Jahren machte die Region mit tiefem Bevölkerungswachstum und den schweizweit tiefsten Einkommen Schlagzeilen.

Hält die aktuelle Entwicklung an, könnte das Wallis die rote Laterne als Kanton mit den tiefsten Einkommen aber womöglich bald ans Tessin abgeben. Beispiel: Wechseln Handwerker oder Büroangestellte zur Lonza, verdienen sie auf einen Schlag 1000 Franken mehr pro Monat.

Bereits 6000 Mitarbeiter in Visp

Lonza hat im vergangenen Jahr jeden vierten Umsatzfranken in die künftige Entwicklung investiert. Im laufenden Jahr sollen es gar 30 Prozent des Umsatzes sein. Bis 2024 werden in Visp erneut 850 Millionen Franken in zwei neue Produktionskomplexe investiert.

Der Pharma-Zulieferer will den Standort zur schnellsten Medikamenten-Werkbank der Welt entwickeln. Allein im letzten Jahr sind 1200 neue Stellen entstanden. Aktuell beschäftigt der Konzern in Visp rund 4500 Mitarbeiter, hinzu kommen 1500 Temporärbeschäftigte. Der Hunger nach neuen Fachkräften ist weiterhin ungestillt.

Bis 2024 sollen mehrere Hundert Stellen hinzukommen. Rauscht die Produktion im Visper Lonza-Werk weiter, kann sich das Oberwallis auf einen weiteren Booster freuen.

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