Lonza-Verwaltungsrat wird sein Impf-Minister
Trump schnappt sich Schweizer Know-how

Donald Trump setzt voll auf Schweizer Know-how. Das Lonza-Verwaltungsratsmitglied Moncef Slaoui leitet Trumps Impfstoffoperation, die nächstes Jahr eine Milliarde Impfungen gegen Corona fabrizieren soll. Slaoui schmiedete den Produktionsdeal zwischen Moderna und Lonza.
Publiziert: 18.05.2020 um 23:07 Uhr
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Aktualisiert: 06.10.2020 um 17:58 Uhr
Der international renommierte Impfexperte Moncef Slaoui war noch keinen Monat im Verwaltungsrat der Lonza, ...
Foto: keystone-sda.ch
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Claudia Gnehm

Der in Marokko geborene Moncef Slaoui (60) hat nach dem Tod seiner Schwester an Keuchhusten in Kinderjahren sein Leben der Entwicklung von Impfstoffen verschrieben. Auf der Jagd nach dem Corona-Impfstoff übernimmt er nun den einflussreichsten Posten, den ein Immunologe aus der Pharmaindustrie derzeit überhaupt besetzen kann. US-Präsident Donald Trump (73) hat ihn zum Leiter seiner Impfstoffoperation «Wrap Speed» ernannt.

Diese Grossoffensive soll in Schnelle gegen eine Milliarde Impfstoffdosen herstellen. Am weitesten entwickelt ist der Corona-Impfstoff der US-Firma Moderna. Diese hat bereits letzten Monat mit dem Basler Pharmazulieferer Lonza einen Deal abgeschlossen, um den Impfstoff in grossem Stil zu produzieren. Eingefädelt hat die Produktionsvereinbarung Slaoui, der erst letzten Monat in den Verwaltungsrat von Lonza eingetreten ist und seit zwei Jahren im Verwaltungsrat von Moderna sitzt.

Schneller Absprung

Dass Lonza am Montag nach weniger als einem Monat im Amt den Rücktritt von Slaoui bekannt gab, verwundert wegen möglicher Interessenkonflikte nicht. Ebenso wenig überrascht Slaouis am Vortag bekannt gewordener Abgang aus dem Moderna-Verwaltungsrat.

Der in Belgien ausgebildete Pharmamanager arbeitete drei Jahrzehnte lang für den britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK), zuletzt als Chef der Pharmasparte. GSK wurde 2014 zum weltgrössten Impfstoffhersteller dank der fünf Milliarden Dollar schweren Übernahme der Impfstoffsparte von Novartis. Damals musste sich Slaoui für die Grossinvestition in ein Geschäft rechtfertigen, das Ex-Novartis-Chef Daniel Vasella (66) zu wenig rentabel war.

Lonza in Visp VS in den Startlöchern

Wie lange es Slaoui bei Trump hält, ist fraglich. Slaoui setzt sich seit Jahren für den Zugang zu Impfstoffen für alle ein. Trump erhebt nicht nur Anspruch auf den Corona-Impfstoff von Moderna. Er erschreckte auch Regierungen weltweit, als er letzte Woche von einer Exklusivvereinbarung der USA mit dem französischen Konzern Sanofi für dessen erste Corona-Impfung verkündete.

Das US-Start-up Moderna ist quasi die Speerspitze von Trumps Impfstoffoffensive. Am Montag vermeldete es gute Zwischenresultate zu den ersten Corona-Impf-Tests an Menschen überhaupt. Das forsche Tempo ist möglich dank der Zusammenarbeit mit der US-Gesundheitsbehörde und deren Finanzspritze von über einer halben Milliarde Dollar. Lonza produziert den Impfstoff ab Juli in ihrem US-Werk. «Wenn die nächsten Tests erfolgreich sind, bauen wir die Produktion in Visp VS aus», sagt eine Lonza-Sprecherin. Derzeit würden weitere 100 Firmen gern bei Lonza Corona-Impfstoffe und -Medikamente produzieren lassen. Das grosse Los gezogen hat vorerst Slaoui.

Weitere Vorwürfe wegen Interessekonflikten

Die Vorwürfe wegen Interessekonflikten hat er trotz Rücktritt aus den Moderna- und Lonza-Verwaltungsrat nicht vom Hals. Da er immer noch Moderna-Aktienanteile im Wert von 10 Millionen Dollar hält, wird Sliaou derzeit von den Demokraten scharf angeschossen.

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