Luftverkehr
Konsumentenschützer bringen Niki-Verkauf ins Wanken

Berlin/Wien – Die Rettung der insolventen Air-Berlin-Tochter Niki durch den britisch-spanischen Luftfahrtkonzern IAG wird zur Zitterpartie. Konsumentenschützer haben eine Beschwerde zum Insolvenzverfahren für den österreichischen Ferienflieger in Deutschland eingereicht.
Publiziert: 03.01.2018 um 15:00 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:15 Uhr
Konsumentenschützer haben Beschwerde eingelegt gegen das Insolvenzverfahren der österreichischen Air-Berlin-Tochter Niki. (Themenbild)
Foto: KEYSTONE/EPA/CHRISTIAN BRUNA

Das deutsche Fluggastrechte-Portal Fairplane zweifelt die Zuständigkeit des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg beim Insolvenzverfahren für Niki an.

Fairplane habe deshalb beim Gericht Beschwerde gegen die Eröffnung des Verfahrens in Deutschland eingelegt, bestätigte Fairplane-Sprecher Ronald Schmid am Mittwoch. Gleichzeitig sei ein Insolvenzantrag beim österreichischen Landesgericht Korneuburg gestellt worden.

Dort rechnet sich Fairplane bessere Chancen aus, Forderungen seiner Kunden aus ganz Europa für ausgefallene Niki-Flüge über mehr als eine Million Euro einzutreiben.

Fairplane argumentiert, ein österreichischer Konkursverwalter werde anders als der vom Amtsgericht Charlottenburg eingesetzte vorläufige Insolvenzverwalter Lucas Flöther die Interessen der Niki-Mutter Air Berlin nicht beachten. Die Fluggäste drohten gerade wegen möglicher Interessenkonflikte Flöthers, der zugleich Insolvenzverwalter von Air Berlin ist, leer auszugehen.

Ein Sprecher Flöthers erklärte dagegen, im Fall von Kollisionen der Ansprüche von Air Berlin und Niki werde ein Sonderinsolvenzverwalter eingesetzt. Das habe Flöther selbst schon Mitte Dezember gegenüber dem Amtsgericht erklärt.

Die von rund 400'000 Niki-Kunden ausstehenden Forderungen für bezahlte Tickets müssten diese ausserdem an Air Berlin stellen, da Niki nur als verlängerte Werkbank tätig gewesen sei. Damit könnten alle, die nach dem Air-Berlin-Pleitedatum 15. August gebucht hätten, ihr Geld zurückbekommen, da dies auf einem Treuhandkonto liege.

Das Amtsgericht Charlottenburg hatte Mitte Dezember entschieden, für das Insolvenzverfahren zuständig zu sein, obwohl Niki nach österreichischem Recht gegründet wurde und am Wiener Flughafen Schwechat seinen Sitz hat. Denn ein Grossteil des operativen Geschäfts werde in Berlin abgewickelt, und Niki werde von der Konzernleitung dort geführt.

Das Amtsgericht will am Donnerstag über die Beschwerde entscheiden. Sollte es bei seiner Position bleiben und die Beschwerde für ungerechtfertigt halten, muss es die Frage dem Landgericht Berlin vorlegen.

Gegen dessen Entscheidung könnten wiederum Rechtsmittel beim Bundesgerichtshof eingelegt werden, erklärte eine Gerichtssprecherin. «Wir werden den Rechtsweg ausschöpfen», erklärte Fairplane-Sprecher Schmid.

Wie schnell die höheren Instanzen entscheiden, sei nicht absehbar, sagte die Gerichtssprecherin. Doch der Beschluss von Mitte Dezember mit Berlin als Insolvenzort gelte weiter, so lange er nicht unanfechtbar aufgehoben wäre.

Flöthers Sprecher warnte, sollte die Beschwerde beim Amtsgericht Charlottenburg Erfolg haben, könnte der Verkauf von Niki an die British-Airways-Mutter IAG hinfällig werden. Damit fielen auch die Zahlungen von IAG weg, die Niki zur Aufrechterhaltung des Flugbetriebs brauche. Start- und Landerechte könnten verloren gehen. «Dann gibt es nichts mehr zu verkaufen.»

Der Insolvenzverwalter hatte kurz vor Jahresende noch eine Vereinbarung mit IAG erzielt, für insgesamt 36,5 Millionen Euro Niki zu übernehmen und in die Billigtochter Vueling einzugliedern. Der Verkauf soll bis Ende Februar vollzogen werden. Wie lange der Konzern während des Rechtsstreits die Geduld behält, wollte ein IAG-Sprecher nicht kommentieren.

Nach Ansicht von Fairplane herrscht kein Zeitdruck, denn das Infrastrukturministerium in Wien verlängerte in dieser Woche die Betriebserlaubnis von Niki um drei Monate bis Anfang April. Ein österreichischer Konkursverwalter könnte den Kaufvertrag mit IAG übernehmen oder einen anderen Käufer finden wie den Ex-Rennfahrer und Niki-Gründer Niki-Lauda, der mit seiner Offerte bei Flöther nicht zum Zuge kam.

Derweil geht ein kleiner Teil der insolventen Air Berlin nun doch an den Touristikkonzern Thomas Cook. Die Briten übernehmen das Tochterunternehmen Air Berlin Aviation GmbH, wie Air Berlin am Mittwoch mitteilte.

Die Gesellschaft befindet sich noch in Gründung und besitzt bislang keine eigenen Flugzeuge. Sie soll aber in Kürze eine Genehmigung für den Flugbetrieb (AOC) erhalten und sechs Flugzeuge an den Start bringen, die bereits im Sommerflugplan für die deutsche Thomas-Cook-Airline Condor unterwegs sein sollen.

Thomas Cook überweist nach Angaben eines Insiders einen mittleren einstelligen Millionenbetrag. Zuvor hatten Lufthansa, Easyjet, IAG sowie die Bietergemeinschaft Nayak/Zeitfracht Teile von Air Berlin übernommen.

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