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Luxusmarken-CEO ist stinkhässig auf die Swiss
«Schlechtes Essen, alte Flugzeuge und durchschnittlicher Service»

Christophe Babin, CEO der italienischen Luxusmarke Bulgari rechnet auf den Sozialen Medien mit der Swiss ab. Als die Schweizer Airline interveniert, krebst er zurück. Was machte Babin so hässig?
Publiziert: 25.09.2024 um 10:09 Uhr
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Aktualisiert: 25.09.2024 um 10:50 Uhr
Bulgari-Chef Jean-Christophe Babin hat schlechte Erfahrungen mit der Swiss gemacht.
Foto: Keystone/PD
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Carmen Schirm
Handelszeitung

Jean-Christophe Babin, CEO von Bulgari, rechnet in einem Beitrag auf der Social-Media-Plattform Linkedin gnadenlos mit der Swiss ab: Passagiere der Schweizer Fluggesellschaft seien «Geiseln der Inkompetenz und Arroganz» schreibt er. Sie sei eine der teuersten Fluggesellschaften der Welt, wenn nicht sogar die teuerste. Dafür bekomme man einen durchschnittlichen Service, alte Flugzeuge (A340) und schlechtes Essen.

Die Fluggesellschaft storniere kurzfristig Flüge, ohne alternative Lösungen anzubieten, beklagt er sich weiter. Und das, obwohl er den Status eines «Senators auf Lebenszeiten» habe. So werden Passagiere genannt, die so oft fliegen, dass sie im Vielfliegerprogramm über 40'000 Qualifikationspunkte haben.

Flug kurzfristig storniert, knausrige Entschädigung

«Wenn sich Bulgari so verhalten würde, wäre das Unternehmen in Schwierigkeiten», wettert Babin in einer weiteren Reaktion auf seinen Post. Das Airlinegeschäft sei das einzige Geschäft, in dem Inkompetenz nicht bestraft werde.

Babin schildert ferner einen Fall seiner Frau: Sie sei drei Stunden vor ihrem geplanten Abflug über die Stornierung des Flugs benachrichtigt worden. Erst am nächsten Tag habe es eine Möglichkeit gegeben, nach Genf zu fliegen.

Zwar habe die Callcenter-Agentin der Swiss auf die Möglichkeit hingewiesen, via Website eine Entschädigung einzufordern. Diese Entschädigung jedoch beinhalte nicht den Arbeitstag, den seine Frau durch die Stornierung des Flugs verloren habe. «Eine totale Schande für die Fluggesellschaft», ärgert sich Babin.

Wut-Post auf Linkedin: Mittlerweile hat Jean-Christophe Babin den Beitrag gelöscht.
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Zudem sei er in den vergangenen sechs Monaten trotz langfristiger Vorausbuchung auf die Warteliste gesetzt worden. Er habe mit einem Medienskandal drohen müssen, um seine Plätze zu bekommen. Swiss sei mittlerweile gleich schlimm wie der Billigflieger Easyjet.

Kritik: Sitzplatz doppelt verkauft

In der jüngeren Vergangenheit haben sich die Negativschlagzeilen rund um die Swiss vermehrt. Laut einer Rangliste von Flightright gehören Swiss und Lufthansa in Sachen Pünktlichkeit zu den schlechtesten Airlines Europas. Mit fast 14'000 Verspätungen bei insgesamt 32'222 geplanten Flügen belegte die Swiss im Ranking der Fluggesellschaften mit der schlechtesten Pünktlichkeitsquote mit einem Wert von 43 Prozent den dritten Platz, Kopf an Kopf mit Easyjet (43,1 Prozent) und hinter ITA Airways (48,5 Prozent), der Nachfolgegesellschaft der früheren Alitalia.

Artikel aus der «Handelszeitung»

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Auch was Stornierungen angeht, kommt die Swiss im europäischen Vergleich besonders schlecht weg. Mit einer Stornierungsquote von 2,61 Prozent schneiden nur noch Eurowings (3,09 Prozent) und Lufthansa (2,9 Prozent) schlechter ab.

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Zahlreiche Linkedin-User reagierten auf Babins Tirade. Ein Manager der Uhrenmarke Breguet nimmt Easyjet in Schutz, die wahrscheinlich besser sei als die Swiss. Denn Easyjet verkaufe Flüge nicht doppelt, im Gegensatz zu den Schweizern. «Swiss hat letztens meinen Sitzplatz doppelt verkauft und mir gesagt, das sei Pech.» Man habe ihm zwar eine Entschädigung gezahlt und ihn auf einen Flug mit einer anderen Fluggesellschaft gesetzt. Doch er frage sich: Wie kann man einen Sitzplatz doppelt verkaufen? Von einer nationalen Fluggesellschaft würde er so eine billige Taktik nicht erwarten.

Die Swiss interveniert

Ein Manager von Watchmakers United weist auf den schlechten Kundendienst hin: «Mercedes, Apple, Swiss. Die Liste der grossen Unternehmen, die in letzter Zeit wegen schlechten Kundendiensts im Rampenlicht stehen, ist lang. Das Lustige daran ist, dass sie alle kommunizieren, wie sie den besten Service für die anspruchsvollen Kunden von heute bieten.» Bis die Kundschaft anfing, den Service zu fordern, den sie erwarten würden.

Der Manager eines Datenanbieters für Fluggesellschaften doppelt ebenfalls nach: Er habe vergangenes Jahr einen Beitrag auf Linkedin veröffentlicht, der darlege, dass die Swiss Airlines daran sei, ihre Marke zu zerstören. Daraufhin sei er von einem leitenden Direktor aus der Schweiz kontaktiert worden, der ihm gesagt habe, dass ihm der Post egal sei. «Too big to fail?», fragt der Beitragsschreiber.

Und was sagt die Swiss dazu? «Den Post können wir aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht kommentieren», sagt Mediensprecherin Karin Montani. «Wir machen grundsätzlich keine Aussagen zu unseren Kundinnen und Kunden ohne deren Einverständnis.»

Die Swiss versucht allerdings, den aufgebrachten Bulgari-CEO zu beruhigen. Offenbar mit einem ersten Erfolg: Babin hat den Post auf Linkedin mittlerweile gelöscht.

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