Margen-Geheimnis wurde publik – jetzt gewährt Fachhändler Einblick
So viel verdient On pro Laufschuh

Ein Fachhändler rechnet vor, wie gross die Kosten für einen Schuhhersteller sind. Ganz in Anlehnung an den Shitstorm der Schweizer Schuhmarke On, die wegen enorm grossen Margen an den Pranger gestellt wurde.
Publiziert: 18.04.2024 um 15:06 Uhr

Vor wenigen Monaten sorgte eine neue Recherche zu einer der beliebtesten Schweizer Schuhmarken für mächtig Radau. On wurde an den Pranger gestellt, da sie vermeintlich sehr hohe Margen auf ihre in Vietnam hergestellten Produkte haben. Ein Branchenkenner gewährt jetzt gegenüber dem «Tages-Anzeiger» Einblick und verrät, wie sich die Kosten für Schuhproduzenten zusammenstellen.

Tobias Schumacher kennt die Branche als eigener Hersteller von Laufschuhen bestens. Er zeigt gegenüber der Zeitung die Kosten eines Produzenten auf, die für einen Laufschuh mit einem Ladenpreis von 200 Franken entstehen. Schuhe also, die in der Schweiz oft getragen werden – wie von Nike oder On.

Entwicklung und Lager: 30 Franken (15 Prozent)

Wie der Bericht offenbart, kann es schnell zwei bis drei Jahre gehen, bis die erste Serie eines neuen Schuhs die Kunden erreicht. Dahinter steckt viel Investition, beispielsweise in Prototypen, die zum Teil bis 5000 Franken pro Paar kosten. Hinzu kommen Kosten für die Entwicklung neuer Materialien, das Design, das Personal oder die Lagerkosten. 

Laufschuhe, wie dieser rund um Roger Federer, sind in der Schweiz beliebt.
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Schumacher schätzt, dass ein Produzent etwa 100'000 Schuhe verkaufen muss, um nur schon diese Erstproduktion amortisieren zu können.

Fracht und Steuern: 7 Franken (3,5 Prozent)

Die Kosten für Fracht, Versicherungen, Zoll oder Einkommenssteuer variieren je nach politischer und wirtschaftlicher Weltlage. Die Endkonsumenten spüren davon aber meist wenig.

Marketing und Vertrieb: 35 Franken (17,5 Prozent)

Sponsoring von Spitzenathleten sowie das Schulen von Verkaufspersonal und Onlineshops machen gemäss der Zeitung einen Anteil von fast einem Fünftel des Verkaufspreises aus.

Produktion: 33 Franken (16,5 Prozent)

Der Punkt, der für am meisten Gesprächsstoff sorgt. Die oben erwähnte Recherche von «K-Tipp» zeigte auf, dass On den «The Roger Advantage»-Schuh für nur 17.86 Franken in Vietnam einkauft. Der Zeitung erklärt Schumacher, wer sauber rechne, komme bei einem 200-Franken-Laufschuh auf circa 33 Franken für die Produktion.

Die meisten grossen Marken lassen ihre Schuhe in Asien produzieren – China, Vietnam oder Indonesien sind die führenden Player. Die kritischen Arbeitsbedingungen vor Ort sind ein heikles Thema für die Hersteller.

Händler: 85 Franken (42,5 Prozent)

Ein Grossteil des Verdienstes bleibt beim Händler. Hier sagt Schumacher aber: Bitte nicht mit dem Gewinn verwechseln. Ladenmiete und Personal sind nur zwei von vielen Ausgabenfaktoren für Fachhändler. 

Rechnet der Branchenkenner, der selber Fachhändler ist, alles durch, so verdiene er pro verkauftes Laufschuhpaar zwischen 5 und 10 Franken.

Profit der Schuhmarken: 10 Franken (5 Prozent)

Und wie viel bleibt von einem 200-Franken-Schuh nun den Marken als Profit? Schumacher sagt gegenüber dem «Tages-Anzeiger», es seien um die 5 bis 10 Franken. Er gibt dabei eine Faustregel an: je billiger ein Schuh, desto höher der anteilsmässige Profit. Die Marken verdienen normalerweise an einem 100-Franken-Schuh proportional etwas mehr als an einem 200-Franken-Schuh. (wgr)

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