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Martullo-Blocher schiesst gegen Bundesrat
«Verstehe nicht, warum es keine Öffnung gibt»

Eine Stunde dauert die Jahresmedienkonferenz der Ems-Gruppe. Eigentlich sollten die Geschäftszahlen im Zentrum stehen. Ems-Chefin und SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher nutzte das Podium aber für eine politische Abrechnung mit der Corona-Politik des Bundes.
Publiziert: 12.02.2021 um 12:29 Uhr
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Aktualisiert: 31.03.2021 um 16:21 Uhr

Kein Kafi ohne Ems-Chemie: Das ist eine der Botschaften von Magdalena Martullo-Blocher (51) an der heutigen Bilanzmedienkonferenz. Die Firma produziert Spezialkunststoffe, welche hitzebeständig sind und auch grossem Druck standhalten. Das ist essenziell bei modernen Kapselmaschinen, aber auch beim klassischen Kolben-Kaffee.

Die Brüheinheit sei das «Herz der Kaffeemaschine», sagt Martullo-Blocher in einem kurzen Ems-Werbefilm. Kapsel rein, Hebel runter, Wasser durch. «Und scho hättmer de feini Kafi miteme Schümli druf», so die Unternehmerin im besten Fischer-Bettwaren-Stil.

«En feine Kafi miteme Schümli druf»
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Werbe-Star Martullo-Blocher:«En feine Kafi miteme Schümli druf»
Die Politikerin und Tochter von Christoph Blocher nützt die Jahresmedienkonferenz der Ems-Chemie für eine Abrechnung mit der Landesregierung.
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Das Business mit den Produkten für Kaffeemaschinen habe sich im letzten Jahr stark entwickelt, führt Martullo-Blocher an der jährlichen Bilanzmedienkonferenz weiter aus . Das Arbeiten im Homeoffice habe dem Markt Auftrieb gegeben. Die Leute wollen auch in den eigenen vier Wänden vor dem Laptop einen «aromatischen Kafi gnüsse».

Kampf gegen Bern

Hauptkunde der milliardenschweren SVP-Nationalrätin bleibt aber die Autoindustrie. Und dort hat Corona ein Loch geschlagen. Der Markt brach im letzten Jahr ein. Die weltweite Autoproduktion sank um 16 Prozent. Das hinterliess Spuren bei der Ems: Gewinn und Umsatz sinken, die Dividende auch.

«Das ist enorm», sagt Martullo-Blocher zum Rückgang im Hauptmarkt. Immerhin gebe es erste Zeichen der Erholung. Im vierten Quartal habe die Autoindustrie wieder ein Wachstum verzeichnet. Die Entwicklung sei stark getragen von China, dem Hoffnungsmarkt der Ems.

Gewisse Sorgen bleiben aber. Die Corona-Situation ist noch nicht ausgestanden. Martullo-Blocher hat auch eine klare Meinung dazu. Sie unterstellt der Regierung von Angela Merkel (66) politischen Aktionismus im Superwahljahr, geisselt die Regierungen in Italien und Frankreich – und stellt auch der Schweizer Regierung ein miserables Zeugnis aus. Die Unternehmerin fordert eine schnelle Öffnung.

Drei Tonnen Ethanol zur Desinfektion

Eine halbe Stunde lang lässt sich die Ems-Chefin über die Schweizer Corona-Politik aus. Es ist ein Rundumschlag. Selbst die Armeeapotheke bekommt einen Rüffel. «Es gab gravierende Mängel beim Einkauf», sagt Martullo-Blocher. Sie spricht von «Bürokraten», welche nicht offen waren für Angebote von privaten Firmen. Sie spricht das Schimmelmasken-Debakel an und rühmt die eigenen Verdienste bei der Versorgung der Coiffeure mit Masken von Ems.

Die Schutzkonzepte hätten sich bewährt, sagt Martullo-Blocher. «Ich verstehe nicht, warum es jetzt keine Öffnung gibt mit Schutzkonzepten.» Wieder führt sie das eigene Unternehmen als Musterbeispiel an. Bei Ems sei es weltweit zu keiner innerbetrieblichen Ansteckung gekommen. Den Masken sei Dank. Und wegen des Desinfektionsmittels. Am Standort in Domat-Ems habe das Unternehmen in den letzten Monaten drei Tonnen Ethanol verbraucht!

Martullo-Blocher spricht sich stark für Massentests aus. Die Unternehmerin habe im November damit begonnen, über fünf Millionen Tests zu beschaffen. In Zusammenarbeit mit anderen Unternehmern. Das Vorhaben wurde aber nie umgesetzt, auch weil die Zahl der Ansteckungen rückläufig war.

«Sinnlose» Quarantäne-Regel

Mittlerweile läuft ein anderes Massentestprogramm. Der Kanton Graubünden ist federführend. Pilotgruppe für das regelmässige und breite Testprogramm bei der Ems sind die Lehrlinge. Sie gehen in die Schule, sind oft asymptomatisch, pflegen zahlreiche Kontakte. Erste Resultate dürften schon bald vorliegen.

«Wenn wir Ansteckungen bei Ems-Angestellten haben, kommen sie aus der Familie», sagt die Tochter von SVP-Patron Christoph Blocher (80). Sie lasse ihre Angestellten bei Risikokontakt testen. Bei einem negativen Ergebnis müssen die Leute weiterarbeiten. Mit Maske. «Das dürfen wir», sagt die Ems-Chefin.

Und dann folgt der nächste Kinnhaken. Die Quarantäne-Politik des Bundes sei «etwas sinnlos», sagt Martullo-Blocher. Sie «behindere» die Unternehmen im Land. (ise)


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