Massiver Baupfusch in Mehrfamilienhaus in Strengelbach AG – Tiefgarage überflutet
«Das Wasser lief aus den Steckdosen»

In einem Mehrfamilienhaus in Strengelbach kommt es wiederholt zu Wasserschäden. Mieterinnen und Mieter beklagen massive Baumängel. Nun tritt der Besitzer die Flucht nach vorne an: Er will die Überbauung verkaufen.
Publiziert: 16.04.2024 um 00:16 Uhr
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Aktualisiert: 16.04.2024 um 16:07 Uhr
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Dorothea VollenweiderRedaktorin Wirtschaft

Dieses Mehrfamilienhaus in Strengelbach AG sorgt bei Mieterinnen und Mietern für rote Köpfe. In der Überbauung, die aus vier Wohnhäusern besteht, lief schon beim Erstbezug vieles schief: Als Toni Koch (33) und seine Partnerin im September 2022 den Neubau bezogen, traf sie fast der Schlag. Die Böden der 3,5-Zimmer-Wohnung waren nicht versiegelt, die Betondecken nicht geschliffen. «Alles Sachen, die uns versprochen wurden», sagt der Physiotherapeut. «Nicht einmal gereinigt war die Wohnung!» Und das bei einem Mietzins von 2220 Franken pro Monat – ein stolzer Preis für die Gemeinde im Aargau.

Zu Beginn konnte das Paar in der eigenen Wohnung nicht duschen – denn bei ihnen gab es kein warmes Wasser. Sie mussten jedes Mal in eine der anderen Wohnungen. Bereits am zweiten Tag hatten sie den ersten Wasserschaden. «Wasser lief von der Decke und sogar aus den Steckdosen!», so Koch.

Undichte Wasserleitungen

Damit nicht genug. Denn der Versuch, das Ganze provisorisch zu flicken, scheiterte. Das beschädigte Parkett musste entfernt und der Boden darunter ausgetrocknet werden. 

Dieser Neubau in Strengelbach AG hat immer wieder mit Wasserschäden zu kämpfen.
Foto: zVg
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Koch glaubt, dass beim Bau der Liegenschaft versäumt wurde, bei den Wasserleitungen eine Druckprüfung zu machen. Üblicherweise wird so geprüft, ob die Leitungen im Haus dicht sind, und allfällige Lecks so geortet. «Die Leitungen waren an mehreren Stellen undicht», sagt Koch.

Weil das Wasser wieder abgestellt werden musste, wohnten Koch und seine Partnerin kurz nach Einzug für zwei Wochen im Hotel. Die Hausratversicherung übernahm die Kosten für den Aufenthalt nur zum Teil. Der Vermieter habe zwar eine Entschädigung versprochen, doch davon sahen die Mieter nie etwas. «Lediglich eine Mietminderung erhielten wir», sagt Koch. 

Feuchte Wände und Schimmel

Um die Feuchtigkeit wieder aus den Böden zu bekommen, mussten mehrere Löcher in die Böden gebohrt werden. Auch die Küchenvorrichtung musste raus. «Dahinter war alles verschimmelt», so Koch. «Wir hatten die schlimmste Wohnung von allen.»

Kochs Partnerin bekam Atemprobleme. «Auch psychisch war die Situation belastend», sagt Koch. Kein Wunder, wollte das Paar so schnell wie möglich wieder raus. Sechs Monate nach dem Einzug, im Februar 2023, zügelten sie ins Nachbardorf. 

Für sie ging damit ein Alptraum zu Ende. Doch für die Nachmieterin Diana Stalder (27) begann der Miethorror von vorne. «Das ist eine absolute Blenderwohnung», sagt Stalder zu Blick. Auch sie und ihr Partner hatten seit dem Einzug im Juli 2023 nur Probleme. 

Garage mehrmals unter Wasser

Auf den ersten Blick gefiel dem Paar die Wohnung sehr. Bei der Besichtigung regnete es allerdings. Sie konnten die Terrasse deshalb nicht richtig besichtigen. «Dass die Tiefgarage kein Garagentor hat, hätte uns auch auffallen sollen», so Stalder. 

Als sie ein zweites Mal kamen, um die Terrasse nochmals zu sehen, trafen sie auf Nachbarn, die sie vor der Pfusch-Wohnung warnen wollten. Zu spät! Denn Stalder und ihr Partner hatten den Mietvertrag bereits unterschrieben.

Stalder zog im Juli 2023 ein. Im Januar 2024 stand die Garage unter Wasser. «Laut den Nachbarn kam das schon mehrmals vor», so die Fachfrau Gesundheit. Es sei Grundwasser, das immer wieder aufsteige. Eine Maschine pumpe das Wasser rund um die Uhr ab. Sobald die Pumpe ausfalle, steige das Wasser aber wieder. «Die Sachen in unserem Kellerabteil lagern wir deshalb wenn möglich in der Höhe.»

Eigentümer hat Schweiz verlassen

Um einen Mangel zu melden, müssen Mieterinnen und Mieter sich per Whatsapp-Nachricht beim Eigentümer der Liegenschaft melden. Der Schweizer Peter Huber* lebt in Tansania. Seine Immobilienfirma ist in Küsnacht ZH registriert. Blick kann mit dem Besitzer sprechen, er will gegenüber der Zeitung jedoch keine Stellung nehmen. 

Auf der Website verspricht sein Unternehmen «hochwertige Wohnräume» für «glückliche Mieter». Ein «zeitgemässer Eigentumswohnungsstandard – auch für Mieter» wird angepriesen. Für die Bewohner in Strengelbach dürften diese Worte einen schalen Nachgeschmack hinterlassen. 

Alle Mieter müssen raus

Inzwischen ist das Mehrfamilienhaus zum Verkauf ausgeschrieben. Im Februar erhielten alle Mietparteien des Hauses die Kündigung. «Bis Ende Juni müssen wir draussen sein», sagt Stalder. Auf Immobilienplattformen wird die Liegenschaft als «Investition mit Substanz» angepriesen. Kostenpunkt: 2,64 Millionen Franken für 11,5 Zimmer und 350 Quadratmeter Wohnfläche. Alternativ können die Wohnungen auch einzeln gekauft werden. 

Dass die Substanz löchrig und feucht ist, davon steht im Inserat nichts. Eine der drei Wohnungen in der Liegenschaft ist bereits reserviert, wie Blick weiss. «Wir möchten die Käufer vorwarnen», sagen Stalder und Koch. Es ist der Grund, warum sie sich an Blick gewendet haben. «Interessenten sollten wissen, worauf sie sich einlassen, bevor sie den Kaufvertrag unterschreiben.»

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