Mastercard startet noch dieses Jahr
Kreditkarte liest Fingerabdruck

Mastercard rüstet seine Kreditkarten mit einem Fingerabdruck-Scanner aus. Statt mit PIN-Code wird die Zahlung per Biometrie freigegeben. Sicherheitsexperten sehen auch Risiken.
Publiziert: 20.04.2017 um 16:28 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:00 Uhr
Lorenz Keller

Ein kleines, unscheinbares schwarzes Feld auf der Kreditkarte bedeutet eine erstaunliche Innovation. Mastercard hat es geschafft, seine Kreditkarten mit einem biometrischen Fingerabdruck-Scanner auszurüsten. Das funktioniert ganz einfach: Die Karte ins Bezahlterminal schieben, dabei den Daumen aufs Feld halten – schon wird das Geld übertragen.

Stimmt der Abdruck nicht mit dem auf der Karte gespeicherten Fingerprint überein oder kann er nicht gelesen werden, gibts eine kurze Verzögerung. Danach kann man ganz normal etwa mit PIN-Code bezahlen. «Biometrische Technologien sind Teil der zukünftigen Zahlungslösungen, weshalb sich Mastercard auch stark in diesem Bereich engagiert», schreibt Mastercard auf Anfrage von BLICK.

Nach erfolgreichen Tests in Südafrika sollen die Fingerprint-Karten noch dieses Jahr auch in Europa und Asien auf den Markt kommen. Ein genaues Startdatum für die Schweiz gibt es noch nicht. Grundsätzlich kann man damit an allen Terminals bezahlen. Geld am Automaten abheben geht allerdings nicht, da müsste zuerst die Infrastruktur umgestellt werden. In einem zweiten Schritt wird auch drahtloses Zahlen möglich sein.

Finger auf das kleine Scannerfeld halten, Karte einführen, schon hat man bezahlt.
Foto: zvg

Fingerabdruck ist einfach und bequem

Es steht für Mastercard aber nicht nur die Sicherheit im Zentrum. «Ein Hauptvorteil der biometrischen Karte ist, dass sie die Chip-Technologie mit dem Besitzer verbindet und dieser sich dadurch für die Transaktion einfach, bequem und sicher authentifizieren kann», sagt der Kartenherausgeber.

Das kleine schwarze Feld oben rechts ist der Fingerabdruck-Scanner.
Foto: zVg

Fingerabdruck-Scans sind nämlich nicht unumstritten. «Das Abgreifen und Reproduzieren von Fingerabdrücken ist seit Jahren belegt und auch mit einfachsten Haushaltsmitteln möglich. Es erfordert aber eine gewisse physische Nähe zum Opfer», sagt Marc Ruef. Er leitet das Forschungsteam bei der Scip AG, einem Schweizer Unternehmen, das auf Informationssicherheit spezialisiert ist.

Sobald Sicherheitsmerkmale in digitale Daten umgewandelt würden, spiele es für einen Angreifer grundsätzlich keine Rolle, woher die Daten stammten. Marc Ruef gibt auch zu bedenken: «Wird ein Fingerabdruck gestohlen und reproduziert, kann man ihn nicht einfach wie ein Passwort oder einen PIN-Code ändern.»

Richtig sicher wäre eine doppelte oder dreifache Identifikation

Aber Ruef sieht auch Positives. So ist der Fingerabdruck ein gutes Mittel, um schnell und einfach die Identität einer Person festzustellen. Sicher wäre es, wenn dann zusätzlich der Code eingegeben werden müsste. Noch eine Stufe besser wäre dann noch die Eingabe eines zufälligen Codes, den man per SMS oder mit einem Zusatzgerät erhält. «Aber mit der Zunahme der Sicherheitsmechanismen leidet irgendwann die Bedienfreundlichkeit», weiss auch Ruef. Die Akzeptanz beim Kunden ginge verloren.

Immerhin schaltet der Fingerabdruck-Scanner auch den Faktor Mensch teilweise aus. Total unsichere Passwörter wie «123456» oder auf Zettel notierte Codes gleich neben der Karte sind weniger wahrscheinlich – wenn die Technik so gut funktioniert wie von Mastercard propagiert.

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