Milliarden von Geräten sind betroffen – das müssen Sie wissen
Intel-Super-GAU macht Weg frei für Hacker

Es klingt fast schon zu schlimm, um wahr zu sein: Ein seit 20 Jahren gängiges Verfahren, das Computerchips schneller machen sollte, machte sie auch anfällig für Datenklau. BLICK liefert Antworten zu den wichtigsten Fragen.
Publiziert: 04.01.2018 um 14:34 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:15 Uhr
Beim Branchenriesen  ist laut den Forschern, die das Problem entdeckt haben, potenziell der Grossteil der Prozessoren seit 1995 von der Schwachstelle betroffen.
Foto: FABIAN BIMMER

Die jüngste Sicherheitslücke in Intel-Prozessoren ist eine der weitreichendsten, die bisher bekannt wurden. BLICK hat die Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Was ist besonders an dieser Sicherheitslücke?

Es geht um eine Funktion des Prozessors, dem Herzstück eines jeden Computers. Im Chip wird die Rechenarbeit erledigt. Programme müssen ihm «vertrauen» – doch über die entdeckte Schwachstelle kann der Prozessor Hackern einen Weg zu einer wahren Daten-Schatztruhe bieten. 

Was macht die Angriffe möglich?

Prozessoren wurden seit Jahrzehnten darauf getrimmt, immer schneller zu werden. Eine der Ideen dabei war, später benötigte Daten schon im Voraus abzurufen, damit es keine Verzögerungen gibt. Wie sich jetzt herausstellt, kann dieses Verfahren jedoch ausgetrickst werden, sodass die Daten abgeschöpft werden.

Welche Chips sind betroffen?

Da der Kern des Problems ein branchenweit angewandtes Verfahren ist, sind auch Chips verschiedenster Anbieter anfällig – Milliarden Geräte sind betroffen. Beim Branchenriesen Intel ist es laut den Forschern, die das Problem entdeckt haben, potenziell der Grossteil der Prozessoren seit 1995. Aber auch einige Prozessoren mit Technologie des Chip-Designers Arm, der in Smartphones dominiert, sind darunter. Der Intel-Konkurrent AMD erklärt, seine Chips seien dank ihrer technischen Lösungen sicher, die Forscher erklären aber, sie hätten auch diese attackieren können.

Welche Angriffsmöglichkeiten wurden bisher bekannt?

Die Forscher veröffentlichten Informationen zu zwei Attacken. Die eine, bei der Informationen aus dem Betriebssystem abgegriffen werden können, tauften sie auf den Namen «Meltdown». Sie sei bisher nur auf Intel-Chips nachgewiesen worden. Die zweite, «Spectre», lässt andere Programme ausspähen. Diese Attacke sei schwerer umzusetzen – aber auch der Schutz vor ihr sei schwieriger. Nahezu alle modernen Prozessoren seien anfällig. «Spectre» funktionierte den Forschern zufolge auf Chips von Intel, AMD und mit Arm-Technologie. Laut Arm sind jedoch nur wenige Produktlinien betroffen.

Ist diese Schwachstelle schon ausgenutzt worden?

«Wir wissen es nicht», erklären dazu die Sicherheitsforscher knapp. Eine Attacke würde auch in den bisher gängigen Log-Dateien keine Spuren hinterlassen, warnen sie. Intel geht davon aus, dass es bisher keine Angriffe gegeben habe.

Was wäre das schlimmste Szenario?

Wahrscheinlich, dass Angreifer Chips von Servern in Rechenzentren benutzen könnten, um an eine Vielzahl fremder Daten zu kommen.

Gibt es auch gute Nachrichten?

Die Schwachstelle wurde bereits im Juni entdeckt und den Unternehmen gemeldet, sodass sie Zeit hatten, Gegenmittel zu entwickeln. Google, Microsoft und Amazon sicherten ihre Cloud-Dienste ab. Dabei wurde das Problem früher als geplant publik: Eigentlich wollte die Branche die Schwachstelle und ihre Massnahmen erst am 9. Januar öffentlich machen. Doch schon in den vergangenen Tagen fiel eine erhöhte Update-Aktivität auf – und erste Berichte über eine Schwachstelle in Intel-Chips machten die Runde.

Machen die Gegenmassnahmen die Prozessoren langsamer?

Ja – allerdings erklärte Intel, dass der Leistungsabfall in den meisten Fällen zwei Prozent nicht überschreiten dürfte. In ersten Medienberichten war noch von bis zu 30 Prozent die Rede. (zas/SDA)

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