Milliardengeschäft mit Schweizer Schoggi
Warum wird hier immer noch Toblerone verkauft?

Mondelez versprach, das Russland-Geschäft von den globalen Operationen zu isolieren. Wie schwierig sich das aber gestaltet, zeigen interne Verkaufsdokumente. Demnach knabbern die Russen weiterhin an Toblerone–Schokolade aus der Schweiz.
Publiziert: 28.06.2024 um 17:15 Uhr
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Aktualisiert: 28.06.2024 um 18:08 Uhr
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Olivia RuffinerRedaktorin

Eigentlich wollte Mondelez sein Geschäft in Russland von dem weltweiten bis Ende letzten Jahres abkoppeln. Doch die Trennung der Geschäftsbereiche gestaltet sich schwieriger als angenommen. Laut der Nachrichtenagentur Reuters kaufen die Russen noch immer Toblerone, die im Ausland hergestellt wurde.

Lebensmittel wie Schokolade fallen nicht unter die westlichen Sanktionen. Dennoch plante Mondelez auf Druck von Investoren, Mitarbeitern und Aktivisten, das Russland-Geschäft «unabhängig, mit einer autarken Lieferkette» zu gestalten. Dass dies bis anhin nicht gelungen ist, zeigen Verkaufszahlen, die Reuters vorliegen. Demnach verkaufte Mondelez in den ersten vier Monaten dieses Jahres rund 100 Tonnen der in der Schweiz und Slowakei hergestellten Schokolade.

Russland ist ein Milliardengeschäft für Mondelez

Die verkaufte Menge lag zwar um 12 Prozent unter der des Vorjahreszeitraums, das Land bleibt aber ein wichtiger Teil für den Lebensmittelgiganten. Die Einnahmen in Russland machen gut 3 Prozent oder gut 1 Milliarde Dollar des jährlichen Gesamtumsatzes von 36 Milliarden Dollar aus.

Lebensmittel wie Schokolade fallen nicht unter die westlichen Sanktionen.
Foto: Patrik Berger
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Mondelez sagte im Juni letzten Jahres, dass es in Russland mit einem Rückgang des Volumens und des Umsatzes rechne, zum Teil, weil es keine Werbung mehr in dem Land schaltet und keine neuen Produkte einführt. Dennoch fanden Reuters-Reporter Toblerone-Schokolade mit Herstellungsort Bern, Schweiz, in russischen Läden.

In einer Stellungnahme gegenüber der Nachrichtenagentur sagte der Lebensmittelgigant, es sei möglich, dass «Markenprodukte über Drittvertriebsunternehmen oder Makler» – sogenannte Graumarktimporteure – nach Russland gelangten.

Der Rechtsprofessor und Experte für russisches Recht Peter Maggs meint gegenüber Reuters, dass Mondelez diese Drittanbieter wegen Markenrechtsverletzungen verklagen kann. «Es ist wirklich Sache des Unternehmens, dies durchzusetzen», sagt er. Mondelez lehnte eine weitere Stellungnahme ab.

Milka-Schokolade verkauft sich in Russland gut

Mondelez produziert aber nicht nur die ikonische Toblerone-Schoggi, sondern auch die in Lila gehüllte Milka-Schokolade. Der Umsatz mit Milka-Schokolade in Russland ist im gleichen Zeitraum um 5,2 Prozent gestiegen, so Reuters. Mondelez stellt Milka in seiner Fabrik in Pokrov RU her, etwa 100 Kilometer östlich von Moskau.

Immer wieder geraten Unternehmen, die noch in Russland aktiv sind, unter Beschuss. Mit Nestlé ist auch ein Schweizer Lebensmittelgigant auf der Liste der von Kiew kritisierten Unternehmen. Nestlé wehrt sich mit ähnlichen Argumenten wie Mondelez: Man habe die Lieferungen der meisten Produkte eingestellt sowie die Werbung und Investitionen im Land ausgesetzt.

Der Vorwurf, dass Unternehmen wie Mondelez und Nestlé mit ihren Aktivitäten die russische Wirtschaft am Laufen halten, bleibt von Seiten Kiew und Aktivisten bestehen.


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