Das Schweizer Imperium von Viktor Vekselberg
Die Milliardenvernichter

Viktor Vekselberg wechselt den Chef von OC Oerlikon aus. Die Probleme des Industriekonzerns dürfte er damit nicht lösen. Denn die Schweizer Vekselberg-Firmen haben etwas gemeinsam: Sie kommen auf keinen grünen Zweig.
Publiziert: 02.03.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 09:40 Uhr
Vekselberg spielte lange den Geldonkel. Jetzt hat er die Geduld verloren.
Foto: BLICK
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Guido Schätti

Und wieder rollt ein Kopf bei einer Vekselberg-Firma: Der russische Oligarch schickt Oerlikon-Chef Brice Koch (51) in die Wüste. Nach einem Verlust von 418 Millionen Franken ist Vekselberg der Kragen geplatzt.

Das zeigt: Im Vekselberg-Imperium rumort es gewaltig. Laut einem Insider war Vekselberg (58) letzte Woche zu Besuch in der Schweiz und haute gehörig auf den Tisch. Koch ist nicht das einzige Opfer. Der Ärger des Russen dürfte sich vor allem gegen Peter Löscher (58) richten. Den früheren Siemens-Chef hatte er zusammen mit Ex-Banker Josef Ackermann  (68) vor zwei Jahren an Bord geholt. Die beiden Manager-Stars sollten Vekselberg im Westen respektabel machen und seinen Reichtum mehren. Doch sie haben nicht geliefert. Vekselbergs Schweizer Beteiligungen sind schlechter unterwegs denn je.

Als Vekselberg vor zehn Jahren in die Schweiz kam, zitterte das einheimische Establishment. Die Industriebarone fürchteten, der russische Bär sei nur auf den schnellen Gewinn aus. Doch die Bedenken erwiesen sich als unbegründet. Vekselberg hat bewiesen, dass er ein langfristiger und nachhaltiger Investor ist. Sein Problem ist ein anderes: Er ist langfristig und nachhaltig erfolglos. Vekselberg ist ein Garant für Wertvernichtung.

Der Russe hat ein seltenes Talent, sich mit den falschen Leuten einzulassen und sich Firmen für überrissene Preise andrehen zu lassen. Beispielhaft dafür der Einstieg bei OC Oerlikon und Sulzer: Im Schlepptau der beiden österreichischen Spekulanten Georg Stumpf (43) und Ronny Pecik (53) hatte er sich an die Industriekonzerne herangepirscht.

Die Österreicher kauften Aktien auf Pump, spuckten grosse Töne und trieben die Kurse in die Höhe. Oerlikon solle eine europäische Version des US-Giganten General Electric werden, ein 20-Milliarden-Franken-Konzern.

Vekselberg liess sich davon blenden und kaufte ihnen die Oerlikon-Aktien auf dem Höhepunkt ab. Dann kam die Finanzkrise, der Aktienkurs tauchte, und Vekselberg blieb auf den Verlusten sitzen.

Sulzer schlug sich wirtschaftlich zwar lange besser. Doch im letzten Sommer beging der von Vekselberg als Präsident eingesetzte Löscher einen fatalen Fehler. Um mehr Spielraum zu erhalten, machte er den Aktionären ein Übernahmeangebot. Die Aktion wurde zum teuren Eigentor: Weil gleichzeitig der Ölpreis einbrach, verkauften die Anleger ihre Papiere noch so gerne. So kam Vekselberg unfreiwillig zu einer 60-Prozent-Beteiligung an Sulzer.

Auch bei Züblin und Schmolz+Bickenbach verlor er viel Geld. Besonders tragisch ist der Fall des Immobilienkonzerns Züblin: Während der Rest der Branche boomt, ist die Züblin-Aktie noch einen Rappen wert. Über das Finanzielle hinaus geht der Schaden bei der nicht kotierten Energiefirma Avelar. Gegen sie laufen Strafklagen, weil sie sich Subventionen in Millionenhöhe erschlichen haben soll.

Lange trug Vekselberg die Verluste in der Schweiz mit stoischer Ruhe. Einen Teil seines Vermögens vor dem Kreml in Sicherheit gebracht zu haben, schien ihm wichtiger zu sein als die Rendite. Mit der Russland-Krise hat sich dies verändert. Der Zerfall des Rubels und der Rohstoffpreise hat ihn Milliarden gekostet. Vekselberg kann es sich nicht mehr leisten, in der Schweiz den Geldonkel zu spielen.

Ivan Glasenberg hat sich verzockt!

Als kleiner Kohlehändler fing Ivan Glasenberg (58) einst beim legendären Marc Rich († 79) an. Er schaffte es bis ganz nach oben. 2013 stand er auf dem Höhepunkt seiner Macht. Mit einem waghalsigen Deal hatte der gebürtige Südafrikaner den Zuger Lokalrivalen Xstrata übernommen und alle internen Konkurrenten auf den Top-Posten aus dem Weg geräumt. Glencore war der grösste Rohstoffkonzern der Welt.

Doch tatsächlich hatte sich Glasenberg eben sein eigenes Grab geschaufelt. Im Nachhinein zeigt sich: In seiner Gier nach Macht und Grösse hatte der Meisterzocker einen Anfängerfehler begangen. Er hatte gekauft, als die Preise am höchsten waren.

Fast 38 Milliarden Dollar Schulden hatte sich Glencore mit der Xstrata-Übernahme auf den Buckel geladen. Als die Rohstoffpreise 2014 in den Keller rasselten, wurde das Unternehmen von der Schuldenlast fast erdrückt. Glasenberg musste Notverkäufe tätigen, die Banken um Kredite anflehen und die Aktionäre um eine Kapitalspritze bitten.

Noch ist die Krise nicht ausgestanden. Letztes Jahr fuhr Glencore einen Verlust von 8,1 Milliarden Dollar ein. Der Umsatz brach um fast einen Viertel auf 171 Milliarden Dollar ein. Die Schulden betragen noch immer knapp 26 Milliarden Dollar. Glasenberg muss weitere Firmenteile verscherbeln. Wie lange kann sich Glasenberg noch im Sattel halten? Der Börsengang vor fünf Jahren machte ihn zum Multimilliardär. Seiner Wohngemeinde Rüschlikon ZH soll er 360 Millionen in die Kasse gespült haben. Nun lässt Glencore die Dividenden ausfallen, Rüschlikon schreibt rote Zahlen. Doch weit mehr als seine Nachbarn muss Glasenberg die Wut der Aktionäre fürchten: Die Glencore-Aktie ist heute weniger als ein Viertel so viel wert wie beim Börsengang.

In Machtfragen hat Glasenberg aber ein gutes Händchen. Mit gut 8,4 Prozent zählt er selber zu den grössten Glencore-Aktionären. Das hilft ihm, eine Palastrevolution im Keim zu ersticken. Guido Schätti

Als kleiner Kohlehändler fing Ivan Glasenberg (58) einst beim legendären Marc Rich († 79) an. Er schaffte es bis ganz nach oben. 2013 stand er auf dem Höhepunkt seiner Macht. Mit einem waghalsigen Deal hatte der gebürtige Südafrikaner den Zuger Lokalrivalen Xstrata übernommen und alle internen Konkurrenten auf den Top-Posten aus dem Weg geräumt. Glencore war der grösste Rohstoffkonzern der Welt.

Doch tatsächlich hatte sich Glasenberg eben sein eigenes Grab geschaufelt. Im Nachhinein zeigt sich: In seiner Gier nach Macht und Grösse hatte der Meisterzocker einen Anfängerfehler begangen. Er hatte gekauft, als die Preise am höchsten waren.

Fast 38 Milliarden Dollar Schulden hatte sich Glencore mit der Xstrata-Übernahme auf den Buckel geladen. Als die Rohstoffpreise 2014 in den Keller rasselten, wurde das Unternehmen von der Schuldenlast fast erdrückt. Glasenberg musste Notverkäufe tätigen, die Banken um Kredite anflehen und die Aktionäre um eine Kapitalspritze bitten.

Noch ist die Krise nicht ausgestanden. Letztes Jahr fuhr Glencore einen Verlust von 8,1 Milliarden Dollar ein. Der Umsatz brach um fast einen Viertel auf 171 Milliarden Dollar ein. Die Schulden betragen noch immer knapp 26 Milliarden Dollar. Glasenberg muss weitere Firmenteile verscherbeln. Wie lange kann sich Glasenberg noch im Sattel halten? Der Börsengang vor fünf Jahren machte ihn zum Multimilliardär. Seiner Wohngemeinde Rüschlikon ZH soll er 360 Millionen in die Kasse gespült haben. Nun lässt Glencore die Dividenden ausfallen, Rüschlikon schreibt rote Zahlen. Doch weit mehr als seine Nachbarn muss Glasenberg die Wut der Aktionäre fürchten: Die Glencore-Aktie ist heute weniger als ein Viertel so viel wert wie beim Börsengang.

In Machtfragen hat Glasenberg aber ein gutes Händchen. Mit gut 8,4 Prozent zählt er selber zu den grössten Glencore-Aktionären. Das hilft ihm, eine Palastrevolution im Keim zu ersticken. Guido Schätti

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