Millionen müssen umsteigen
So trifft der Bahnstreik die Zugsreisenden

Berlin/Bern – In Deutschland haben Millionen von Pendlern auf andere Verkehrsmittel umsteigen müssen. Die Lokführer der Deutschen Bahn (DB) streiken. Die Auswirkungen sind auch in der Schweiz zu spüren.
Publiziert: 05.05.2015 um 13:13 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:53 Uhr

Die Lokführer in Deutschland wollen ihre Arbeit bis Sonntagmorgen ruhen lassen. Es ist der achte Ausstand im laufenden Tarifkonflikt und der längste seit Gründung der Deutschen Bahn 1994. Die Güterzüge der Bahn werden bereits seit Montagnachmittag bestreikt.

Die Deutsche Bahn hat Ersatzfahrpläne aufgestellt. Der Zugverkehr sei am Morgen «stabil angelaufen», teilte die DB am Vormittag mit. Im Fernverkehr fuhr etwa jeder dritte Zug und im Regionalverkehr verkehrten zwei Drittel der Züge.

Besonders vom Streik betroffen sind nach Angaben der DB die ostdeutschen Bundesländer und der Güterverkehr. Als Schwerpunkte des Streiks nannte die Bahn die Städte Berlin, Halle, Frankfurt am Main und Mannheim.

Im Raum Halle, Leipzig und Dresden fuhren am frühen Morgen nur 15 Prozent der Regionalzüge. Anders als im Westen Deutschlands gibt es im Osten unter den Lokführern fast keine Beamte, die nicht streiken dürfen.

Auch die S-Bahnen waren stark beeinträchtigt. In Hamburg fuhren sie auf den Stammlinien im 20-Minuten-Takt. In Berlin wurde etwa die Hälfte der Linien ebenfalls im Abstand von 20 Minuten bedient.

Betroffen vom Ausstand ist auch die Schweiz. Laut SBB fallen die internationalen Verbindungen ab Zürich und Schaffhausen nach Stuttgart respektive von Zürich via St. Margrethen SG nach München aus. Die Zugreise nach Stuttgart und München ist indes über Basel und Karlsruhe möglich, nach München auch via Innsbruck (A).

Ab Basel fallen alle Nachtzüge der City Night Line ins Nachbarland aus, und bei den ICE-Zügen ab Basel nach Deutschland muss mit zahlreichen Ausfällen gerechnet werden. Die Regionalverbindungen nach Freiburg im Breisgau sowie nach Offenburg sind vom Streik ebenfalls betroffen.

Gemäss Fahrplan verkehren die Fernbusse von Zürich nach München, wie die SBB festhält. Allerdings müssen die Plätze reserviert werden. Die SBB empfiehlt, vor Bahnfahrten nach Deutschland kurzfristig Informationen einzuholen.

Hintergrund des bis Sonntag angesetzten Streiks ist der seit mittlerweile zehn Monaten andauernde Tarifkonflikt der Bahn mit den Gewerkschaften.

Die Bahn hatte zuletzt angeboten, die Löhne vom 1. Juli an in zwei Stufen um insgesamt 4,7 Prozent zu heben. Dazu sollte eine Einmalzahlung von insgesamt 1000 Euro bis zum 30. Juni kommen. Die GDL fordert für die Beschäftigten fünf Prozent mehr Geld und eine Stunde weniger Arbeitszeit pro Woche.

Ein Knackpunkt für die Gewerkschaft ist die Einstufung der Lokrangierführer im Tarifgefüge der Bahn. Sie kritisiert, die Bahn wolle diese Kollegen, die unter anderem für das Koppeln und Entkoppeln von Zügen zuständig sind, niedriger einstufen als Mitarbeiter auf der Strecke.

Der Konflikt ist auch deshalb so schwierig, weil die GDL mit der grösseren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) um Einfluss im Bahn-Konzern ringt. Ausserdem will die GDL einen Erfolg erzielen, bevor das kommende Tarifeinheitsgesetz der schwarz-roten deutschen Regierung die Macht kleiner Gewerkschaften beschränkt.

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