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Mobbing in Chefetage der Credit Suisse
Streit zwischen Thiam und Khan begann mit Personalkonflikt

Nicht ein Streit unter Nachbarn, sondern Intrigen um einen weiteren Spitzenbanker entzweiten die Hoffnungsträger der Credit Suisse, Tidjane Thiam und Iqbal Khan – und lösten die Beschattungsaffäre aus.
Publiziert: 26.01.2020 um 01:18 Uhr
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Aktualisiert: 06.02.2020 um 10:33 Uhr
Tidjane Thiam, CEO der Credit Suisse, am diesjährigen WEF in Davos.
Foto: Keystone
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Weder Baulärm noch Bäume, die den Blick auf den Zürichsee stören, haben die CS-Beschattungsaffäre ausgelöst. Die gutbetuchten Banker Tidjane Thiam, der 57-jährige Konzernchef, und der damalige Leiter der internationalen Vermögensverwaltung der CS, Iqbal Khan (44), gerieten sich laut Recherchen der «NZZ am Sonntag» wegen einer Personalfrage in die Haare.

Dabei ging es offenbar um Missgunst und Mobbing. Die Folge: An einer Party im Januar 2019 kam es zum offenen Streit zwischen den Führungsfiguren der Grossbank. CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner (60) schaltete sich ein, konnte den Streit aber auch nicht mehr schlichten.

«Im Kern geht es beim Zerwürfnis um die Intrige um einen dritten Mann, einen weiteren CS-Banker», schreibt die Zeitung unter Berufung auf gleich drei anonyme Insiderquellen.

Personalkonflikt um italienischen Topbanker

Demnach war der auf dem Schweizer Finanzplatz bekannte Claudio de Sanctis (47), der inzwischen bei der Deutschen Bank in Zürich arbeitet, der Auslöser des Streits. De Sanctis, ein stets chic gekleideter Italiener mit Stil und studierter Philosoph, kam 2013 von der UBS zur CS und leitete dort das Europa-Geschäft.

De Sanctis war demnach erfolgreich und hegte weitere Aufstiegsambitionen. Manche hätten in ihm Khans Kronprinz bei der Vermögensverwaltung gesehen. Der «Emporkömmling» soll bei Thiam Ängste geschürt haben. Der CEO habe den Italiener loswerden wollen, indem er «an belastende Informationen über de Sanctis heranzukommen» versuchte.

Unverfroren habe CEO Thiam den Manager Khan aufgefordert, «schmutziges Material» über seinen Mitarbeiter zu sammeln. Damit der Franco-Ivorer etwas gegen den Italiener in der Hand habe.

Mobbing in Chefetage der Schweizer Bank

Khan stürzte in einen Loyalitätskonflikt, stand zwischen Chef und Kollege - mit dem er freundschaftlich verbunden sein soll. Mit einem Aufstand habe er sich aus dieser Bredouille gelöst und sich geweigert, mit Mobbing in der Chefetage der Schweizer Bank gegen de Sanctis zu intrigieren.

Für Thiam wiederum, so die «NZZ am Sonntag», war Khans Weigerung illoyales Verhalten. Es kam zum Bruch. Khan verliess die CS im Oktober 2019. Kurz vor seinem Stellenantritt bei der UBS liess die Credit Suisse Khan und dessen Familie von einer privaten Detektivfirma überwachen.

Die Beschattung wurde publik. Ein Vermittler zwischen Bank und Detektei nahm sich das Leben. Thiam bestreitet, von der Bespitzelung gewusst zu haben. Ihre Büros mussten zwei andere CS-Mitarbeiter räumen. Der vom CEO heruntergestufte Italiener de Sanctis, der die Affäre ausgelöst haben soll, sah bei der Bank keine Zukunft mehr und wechselte als Europa-Chef zur Deutschen Bank.

Die CS selbst distanziert sich vom Artikel in der «NZZ am Sonntag»: «Der heute in den Medien erhobene Vorwurf, wonach der Group-CEO angeordnet hätte, belastendes Material gegen Claudio de Sanctis zu suchen, ist falsch und rufschädigend. Er wird von Credit Suisse in aller Form zurückgewiesen», teilt ein Sprecher mit. (kes)

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