Nach Krise an Baselworld
Uhrenhersteller laufen auch Genfer Salon davon

In der Schweizer Uhrenbranche werden die Zeiger 2019 neu gestellt. Zum letzten Mal finden die grossen Uhrmessen zeitlich getrennt statt, immer mehr Hersteller machen ihr eigenes Ding.
Publiziert: 14.01.2019 um 00:20 Uhr
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Aktualisiert: 14.01.2019 um 07:11 Uhr
Messen sind ein wichtiger Gradmesser für die Stimmung in der Branche: Ab kommendem Jahr finden die beiden weltweit wichtigsten Uhrenmessen – Salon International de la Haute Horlogerie (SIHH) und die Baselworld – hintereinander statt.
Foto: Keystone
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Christian Kolbe

Die Zeiger in der Schweizer Uhrenindustrie werden gerade neu gestellt. Das zeigt sich an den beiden wichtigsten Uhrenmessen der Welt: der Baselworld und dem Genfer Uhrensalon für Luxusticker. Die beiden sind ein wichtiger Gradmesser für die Stimmung in der Branche.

Der Salon International de la Haute Horlogerie (SIHH) beginnt heute in Genf. Zum letzten Mal im Monat Januar und in dieser Zusammensetzung. Die Hersteller Richard Mille und Audemars Piguet wollen 2020 andere Wege beschreiten, um mit Händlern und Fachpublikum in Kontakt zu treten. Einen Salon, um über Neuigkeiten zu informieren, brauche es nicht mehr, so der Tenor.

Gemeinsam aus der Krise

Der SIHH spannt 2020 mit der Baselworld zusammen. Viele Händler, vor allem aus den wichtigen Märkten in Asien und aus den USA, hatten keine Lust mehr, zweimal in die Schweiz zu reisen. Die beiden Messen finden künftig darum zeitlich unmittelbar hintereinander statt, der SIHH Ende April, die Baselworld Anfang Mai. Die Basler Uhrenmesse findet dieses Jahr ein letztes Mal im März statt.

Die weniger luxuriöse, aber dafür grössere Messe in Basel muss 2019 gewichtige Abgänge hinnehmen. Die Swatch Group (Omega, Longines, Breguet) um Chef Nick Hayek (64) hat die Messe verlassen, auch andere Marken wie Raymond Weil oder Corum haben ihren Rückzug aus Basel angekündigt. Hayek will nun in Zürich sein eigenes Süppchen kochen. Wie der Kunden-Event aussehen soll, ist noch unbekannt.

Wie das vergangene Jahr für den Milliarden-Konzern Swatch verlief, macht Hayek erst Anfang Februar öffentlich. Am letzten Freitag hat Richemont über ein ansprechendes Weihnachtsgeschäft 2018 berichtet. Wenn der Schweizer Luxusgüterkonzern mit Marken wie Cartier, Piaget oder IWC mehr verkauft, dann dürfte sich das insgesamt positiv auf die Schweizer Uhrenexporte auswirken.

Zur Erinnerung: Richemont und Swatch beherrschen gemeinsam fast die Hälfte des weltweiten Uhrenmarkts.

Zwei Krisen überwunden

In den letzten zehn Jahren hat die Uhrenindustrie zwei Krisen erlebt: 2009 nach der Finanzkrise sind die Exporte regelrecht eingebrochen, wegen des starken Frankens schwächelte die globale Nachfrage nach Schweizer Luxuszeitmessern 2015 und 2016.

Seither geht es wieder aufwärts – und das soll so bleiben: «Stand Ende November sind die Uhrenexporte im letzten Jahr um sieben Prozent gewachsen», sagt Jean-Daniel Pasche (62), Präsident des Verbands der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH), zu BLICK. Wert der Ausfuhren: 19,5 Milliarden Franken. Pasche: «Wir erwarten, dass sich dieses Wachstum 2019 fortsetzen wird.»

Daran glaubt auch Karine Szegedi (46), Uhren- und Luxusgüterexpertin bei der Beratungsfirma Deloitte: «2018 war ein gutes Jahr für die Schweizer Uhrenindustrie», so die Marktkennerin. Sie sieht in der digitalen Welt neue Wachstumstreiber. Gerade die jüngere Kundschaft kauft im Internet, lässt sich von Influencern auf Instagram mehr beeinflussen als vom schicken Verkaufspersonal in den edlen Uhrenboutiquen. Die meisten Uhrenmarken bauen ihre eigenen Onlineshops auf oder kaufen sich gleich ganze Verkaufsplattformen für Luxusgüter. Das wäre vor fünf Jahren noch undenkbar gewesen, so Szegedi. 

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