Neu sind Kamera und Mikro in den Geräten verbaut
Belauscht uns Coop mit neuen Handscannern beim Einkauf?

Coop führt derzeit eine neue Generation seines Passabene-Systems in den Supermärkten ein. Laut Handscanner-Hersteller Zebra lässt sich mit den neuen Geräten das Einkaufsverhalten der Kundschaft ermitteln.
Publiziert: 26.05.2021 um 01:40 Uhr
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Aktualisiert: 27.05.2021 um 13:22 Uhr
Ulrich Rotzinger

«Einfach schneller Einkaufen.» So lautet der Werbeslogan von Passabene. Coop lancierte das System mit Handscannern und Self-Checkout-Kassen im Jahr 2005 in Schweizer Supermärkten. Sechzehn Jahre später ist das Self-Scanning nicht mehr wegzudenken. «Passabene ist bei unseren Kundinnen und Kunden sehr beliebt», weiss Coop-Sprecher Andrea Ruberti.

Jetzt wird das Passabene-System erneuert. «Gegenwärtig führen wir in allen unseren Coop-Supermärkten Handscanner-Geräte der neusten Generation ein», kündigt Ruberti an. Er verspricht ein «optimales Einkaufserlebnis».

Erleben Konsumenten ihr blaues Wunder?

Ein solches sollen Blick-Leserinnen und -Leser derzeit im Kanton Schwyz erleben. Im Coop Supermarkt Seewen-Markt gibt es bereits die neuen Handscanner. Doch statt einem Einkaufserlebnis erleben manche ihr blaues Wunder.

Coop lancierte das Passabene-System im Jahr 2005 in ausgewählten Supermärkten.
Foto: Keystone
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Die neuen Geräte haben es nämlich in sich. Darin verbaut sind neu Kamera und Mikrofon. Was der Grossverteiler mit den neuen Funktionen anstellen kann, will Coop nicht preisgeben. «Wir verweisen Sie gerne an den Markenhersteller Zebra», sagt Sprecher Ruberti darauf angesprochen zu Blick.

Tatsache ist: Die Betreiber von Supermärkten überlassen nichts dem Zufall, damit ihre Kassen kräftig klingeln. Um die Psychologie des Einkaufsverhaltens zu erkennen, greifen sie tief in die Trickkiste. Für den Griff zur Billiglinie muss man in die Hocke gehen, die Edelprodukte sind bequem auf Augenhöhe im Regal platziert. Ein Rotstich im Licht über der Fleischauslage soll den Appetit auf Frisches verstärken. Hübsch angerichtetes Obst und Gemüse kommen gleich am Eingang, um die Konsumenten in Kauflaune zu versetzen.

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«Totale Überwachung der Kundschaft?»

Und jetzt Kamera und Mikrofon, «um die Kundschaft total zu überwachen?», wie Seewener Leserreporter der Redaktion schreiben. Das will Blick genauer wissen und fragt beim Europasitz von Hersteller Zebra in Frankreich nach. Kamera und Mikrofon können theoretisch für das Tracking der Kundinnen und Kunden im Laden genutzt werden.

Zebra-Sprecherin Valerie Berrivin wiegelt ab: «Das Mikrofon und auch die Kamera werden nicht für das Tracking von Kunden im Geschäft verwendet.»

Das Mikrofon könne Sprachbefehle und schnelle Antworten auf Kundenfragen ermöglichen. Und es biete Sprachunterstützung, so dass Kunden schnell einen Ladenmitarbeiter erreichen können, falls sie Unterstützung brauchen. «Die Kamera kann für die Datenerfassung von Waren und Artikeln verwendet werden, und für die Erfassung von Daten zu Produkten während des Einkaufs.»

Berrivin: Die Lösung von Zebra entspreche der Datenschutz-Grundverordnung DSGVO und respektiert diese in allen Aspekten.

Was sie nicht sagt, aber technisch auch möglich ist: Die Kamera kann theoretisch zur Aufzeichnung von Laufwegen im Supermarkt verwendet werden. Wo greift der Kunde hin, wie lange verharrt er bei Aktionen oder wie viel Zeit verbringt die Kundin insgesamt im Laden.

Coop nutzt die Funktionen nicht

Natürlich habt es Coop in der Hand, ob die Detailhändlerin dieses Bündel an neuen Funktionen aktiviert, heisst es bei Zebra.

Was hat Coop vor? Sind die Funktionen bereits freigeschaltet? Aktuell nicht, sagt Sprecher Ruberti. «Eine Nutzung dieser Funktionen ist momentan nicht geplant.» Coop tracke damit aktuell weder Kunden im Laden noch höre der Grossverteiler Gespräche während des Shoppens mit, heisst es weiter.

Kunden müssten Zustimmen

Das ist gut zu wissen. Auch: Wenn Coop beabsichtigen würde, Kamera und Mikro zu nutzen, müssten die Datenschutzrichtlinien angepasst und die Zustimmung der Passabene-Nutzerinnen und -Nutzer eingeholt werden.

«Da die neue Generation der Passabene-Geräte keine Neuerungen hinsichtlich Datennutzung mit sich bringt, ist eine Anpassungen der AGB nicht notwendig», bestätigt Coop-Sprecher Ruberti.

Nutzerinnen und Nutzer der Handscanner tun gut daran, künftig genau darauf zu achten, wenn wieder mal ein Informationsschreiben von Passabene ins Haus kommt.

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