Neuer US-Bericht über Kriegsfolgen
So stark ist Russlands Wirtschaft eingebrochen

Die russische Wirtschaft stünde ohne Krieg deutlich besser da, sagt ein neuer Bericht des US-Finanzministeriums.
Publiziert: 16.12.2023 um 18:51 Uhr
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Aktualisiert: 17.12.2023 um 14:29 Uhr
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Die Wirtschaft Russlands werde nach einem Rückgang um 2,1 Prozent in diesem Jahr um 3,5 Prozent wachsen, freute sich Kreml-Chef Wladimir Putin (71) jüngst an einem Wirtschaftsforum in Moskau. Seine Botschaft ist klar: Der Westen hat mit seinen Sanktionen versagt. Die Isolation habe Russland zu einem neuen Wachstumszentrum gemacht, während der Westen immer weiter zurückfalle.

Nun kontert das US-Finanzministerium mit einem Bericht über die Entwicklung der russischen Wirtschaft seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs, wie die «Financial Times» schreibt. Gemäss diesem Bericht wäre das Bruttoinlandprodukt Russlands ohne Krieg heute fünf Prozent grösser.

Staat stützt Wachstum

Erst vor zwei Tagen setzte Putin vor versammelten Medien zum Loblied auf die russische Wirtschaft an: Im dritten Quartal sei die Wirtschaft um 5,5 Prozent gewachsen. Das verarbeitende Gewerbe legte bisher im 2023 um 7,5 Prozent zu. Die Löhne seien um 8 Prozent gestiegen und die Arbeitslosigkeit mit 2,9 Prozent auf einem historischen Tiefstand. Einzig die hohe Inflation, die er zum Jahresende bei 8 Prozent erwartet, sei unerfreulich. Doch man werde die nötigen Massnahmen ergreifen.

Russlands Regierung hat den Geldhahn aufgedreht und so die Wirtschaft angekurbelt.
Foto: AFP
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Die russische Wirtschaft zeigt sich seit Kriegsausbruch deutlich widerstandsfähiger als von den meisten Experten vorausgesagt. Doch Putin hat für das aktuelle Wachstum auf einen gefährlichen Mix gesetzt. Der Kreml pumpt derzeit mehr Geld in den Wirtschaftskreislauf als während der Covid-Pandemie. Die Verteidigungsausgaben werden sich 2024 auf 6 Prozent des BIP fast verdoppeln. Ein grosser Teil des Wachstums ist auf die florierende Kriegsindustrie zurückzuführen. Die Regierung erhöht mit Blick auf die baldigen Wahlen zudem die Sozialausgaben. Statt eines Absturzes droht der Wirtschaft Russlands nun ein Überhitzen.

Das droht, wenn die Wirtschaft überhitzt

Es fehlt schlicht an Arbeitskräften. Einerseits fehlen die vielen Einberufenen. Zudem sind mehrere Hunderttausend, oft gut ausgebildete Menschen seit Kriegsausbruch ausgewandert.

Sollte die Wirtschaft tatsächlich zu heiss laufen, könnte dies zuerst die Inflation weiter befeuern. Denn in diesem Fall wäre die Nachfrage deutlich grösser als das Angebot an Gütern. Und daraufhin könnte es zu einer Finanzkrise kommen.

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