Niemand will verantwortlich sein
Darum werden die neuen Debitkarten eingeführt

Seit Anfang Jahr werden zum Leidwesen der KMU neue Debitkarten ausgestellt. Bei der Frage, wer für die Gebührenerhöhung zuständig ist, schieben sich die Banken, Mastercard, Visa und Acquirer Wordline den Ball zu. Die Hintergründe.
Publiziert: 21.05.2021 um 08:18 Uhr
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Aktualisiert: 21.05.2021 um 12:18 Uhr
Nicola Imfeld

In der Schweiz sind rund sieben Millionen Maestro-Karten im Umlauf. Die Debitkarte von Mastercard hat sich hierzulande durchgesetzt – die Alternative von Visa mit V-Pay blieb chancenlos. Doch seit dem Winter werden diese Karten von den Banken durch neue und modernere Debitkarten ersetzt. Das hat zu einem Gebührenanstieg bei den kleinen und mittleren Unternehmen geführt.

In der Branche ists kein Geheimnis: Weder die Kartenherausgeber Mastercard oder Visa noch die Banken wurden mit Maestro und V-Pay so richtig warm. Der Grund: Man konnte daran kaum etwas verdienen, weil die Gebühren so tief waren. Deshalb tauschen viele Banken noch während der Laufzeit verlorene oder defekte Maestro- oder V-Pay-Karten konsequent gegen die neuen Debitkarten aus.

Wer wie mitverdient

Die Gebührenstruktur ist komplex – die Banken und Kartenherausgeber verdienen indirekt mit. Die Abgaben fliessen vom Händler an den Acquirer, der mit Visa und Mastercard Lizenzverträge abgeschlossen hat. Hierzulande am stärksten vertreten ist das französische Unternehmen Wordline.

Seit Winter verteilen die Banken neue Debitkarten.
Foto: Keystone
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Im Unterschied zu Maestro-Karten wird bei den neuen Debitkarten seitens der Kartenorganisationen eine sogenannte Interchange Fee erhoben, die vom Acquirer dem Händler verrechnet und an die kartenausgebende Bank weitergeleitet wird.

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Keiner will Verantwortung tragen

Dass die Banken neu mitverdienen und Mastercard sowie Visa durch die höheren Gebühren wohl bessere Lizenzverträge mit den Acquirern abschliessen können, stösst den KMU sauer auf. Doch weder Mastercard noch Visa wollen mit der Festlegung der Kosten etwas zu tun haben, wie sie Blick sagen.

Das gleiche Spiel bei den Banken: UBS, Credit Suisse und Raiffeisen schieben die Verantwortung ebenfalls an Acquirer Wordline ab.

Wordline spielt den Ball gleich zurück an Mastercard und Visa: «Mit Debit Mastercard und Visa Debit wurden vollständig neue Produkte mit einer eigenen Gebührenstruktur im Markt eingeführt.» Worldlines Aufgabe sei es lediglich, «die Akzeptanz dieser Karten beim Händler sicherzustellen».

FDP-Nationalrätin will Antworten vom Bundesrat

FDP-Nationalrätin Jacqueline de Quattro (60) ist aufgebracht. «Weder die KMUs noch die Kunden sind über die neuen Debitkarten richtig informiert worden», sagt sie zu Blick. Der Zeitpunkt der Einführung stört die Waadtländerin besonders: «Es gibt Leute, die diese Pandemie ausnutzen und profitieren wollen.»

De Quattro meint damit Visa und Mastercard. «Sie haben Corona als Gelegenheit für neue Debitkarten genutzt, die sie diskret vertreiben und überhöhte Gebühren verlangen.» Die FDPlerin hat in der Frühlingssession eine Interpellation eingereicht.

Darin schreibt sie: «Diese neue Situation benachteiligt kleine und mittelständische Einzelhandelsunternehmen. […] Dies ist eine weitere Schwierigkeit für KMU, die von den Massnahmen zur Eindämmung von Covid-19 bereits hart getroffen worden sind.» Und weiter: «Zudem hat es den Anschein, dass grosse Einzelhändler wie Coop und Migros günstige Konditionen für diese neuen Debitkarten zum Nachteil der KMUs ausgehandelt haben.»

De Quattro will vom Bundesrat unter anderem wissen, wie er «eine solche Wettbewerbsverzerrung zwischen den Grossverteilern und den KMUs» rechtfertige. Sie hält gegenüber Blick fest: «Wenn ich nicht zufrieden mit den Antworten bin, werde ich einen Vorstoss im Nationalrat einreichen.» Nicola Imfeld

FDP-Nationalrätin Jacqueline de Quattro (60) ist aufgebracht. «Weder die KMUs noch die Kunden sind über die neuen Debitkarten richtig informiert worden», sagt sie zu Blick. Der Zeitpunkt der Einführung stört die Waadtländerin besonders: «Es gibt Leute, die diese Pandemie ausnutzen und profitieren wollen.»

De Quattro meint damit Visa und Mastercard. «Sie haben Corona als Gelegenheit für neue Debitkarten genutzt, die sie diskret vertreiben und überhöhte Gebühren verlangen.» Die FDPlerin hat in der Frühlingssession eine Interpellation eingereicht.

Darin schreibt sie: «Diese neue Situation benachteiligt kleine und mittelständische Einzelhandelsunternehmen. […] Dies ist eine weitere Schwierigkeit für KMU, die von den Massnahmen zur Eindämmung von Covid-19 bereits hart getroffen worden sind.» Und weiter: «Zudem hat es den Anschein, dass grosse Einzelhändler wie Coop und Migros günstige Konditionen für diese neuen Debitkarten zum Nachteil der KMUs ausgehandelt haben.»

De Quattro will vom Bundesrat unter anderem wissen, wie er «eine solche Wettbewerbsverzerrung zwischen den Grossverteilern und den KMUs» rechtfertige. Sie hält gegenüber Blick fest: «Wenn ich nicht zufrieden mit den Antworten bin, werde ich einen Vorstoss im Nationalrat einreichen.» Nicola Imfeld

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